Albert Streit: "Verein ist mir ans Herz gewachsen"
Mit Albert Streit (32) hat die Dritte Liga zur neuen Saison 2012/2013 einen interessanten und erfahrenen Spieler dazu gewonnen. Der Mittelfeldstratege bestritt insgesamt 118 Erst- und 94 Zweitligaspiele unter anderem für Köln, Frankfurt und Schalke 04. Von vielen bereits als kommender Nationalspieler gehandelt, geriet Streit 2009 allerdings ins Abseits: Aufgrund von Unstimmigkeiten mit Felix Magath, dem damaligen Trainer von Schalke 04, wurde er 2009 suspendiert und in die zweite Mannschaft verbannt. Da sich Streit weigerte, den Vertrag aufzulösen, wurde er von den eigenen Fans teils massiv angegangen. Nachdem der Vertrag letztlich doch am 15. November 2011 aufgelöst wurde, verpflichtete Alemannia Aachen den umstrittenen Profi, zunächst bis Sommer 2012. Doch auch der talentierte Streit konnte den Abstieg nicht verhindern. Nun ist der Träger der Trikotnummer 10 Kapitän und soll die junge Aachener Mannschaft zusammen mit Sascha Rösler führen.
Albert Streit stand liga3-online.de für ein Interview zur Verfügung. Wir erlebten einen sympathischen und aufgeräumten Gesprächspartner:
liga3-online.de: Albert Streit, wie bewerten Sie das 1:1 zum Saisonauftakt gegen Arminia Bielefeld?
Albert Streit: Unsere Leistung war ganz ordentlich, doch jeder einzelne in der Mannschaft hat sicherlich noch Luft nach oben. Ich denke, wenn wir noch länger zusammen und besser eingespielt sind, werden wir noch stärkere Leistungen abrufen können.
Was sind denn konkret die Unterschiede zwischen dem Fußball der dritten Liga und jenem, der in erster und zweiter Bundesliga gespielt wird?
Ich persönlich habe mich in der ersten Liga viel leichter getan mit dem Fußballspielen. Die Spieler sind zum Beispiel taktisch ganz anders geschult und ich fand es dort immer einfacher zu spielen.
Ist es von Vorteil, einer der bekanntesten Akteure der Liga zu sein? Haben die Gegenspieler mehr Respekt?
Ich glaube, es ist eher ein Nachteil, denn die gegnerischen Spieler sind meist besonders motiviert. Am Freitag gegen Bielefeld habe ich es ja sozusagen hautnah erlebt, wie es da zur Sache geht. Man wird dann oft provoziert und es gibt versteckte Nickeligkeiten, die der Schiedsrichter nicht sieht. Da ist es eben wichtig ruhig zu bleiben und sich von solchen Dingen nicht ablenken zu lassen.
Wie lauten Ihre persönlichen Ziele für die Saison?
Ich möchte so fit wie möglich durch die Saison kommen, gesund bleiben und mich auch noch selbst weiter verbessern – in allen Bereichen.
Sie sind seit Januar in Aachen, haben den bitteren Abstieg miterlebt. Wie nehmen Sie die aktuelle Stimmung rund um die Alemannia wahr?
Sie ist meines Erachtens nach zurzeit durchweg positiv. Es ist der Wahnsinn, wie viele Leute in der Vorbereitung beim Training und bei der Saisoneröffnung (17.000, Anm. d. Red.) waren. Dass zusätzlich noch über 10.000 Zuschauer zu einem Testspiel kommen (am 10.07.12 gegen den 1.FC Köln, Anm. d. Red.), das ist auch nicht selbstverständlich. Man merkt schon eine kleine Euphorie in der Stadt. Der Verein ist mir auch in der kurzen Zeit, in der ich hier bin, sehr ans Herz gewachsen: Als ich im Januar hierher kam wurde ich sehr freundlich empfangen und fair behandelt. Die Leute und der Verein haben mir noch mal eine Chance gegeben. Deshalb möchte ich diesen Menschen hier in jedem Spiel auf dem Platz etwas zurückzugeben.
Abschließende Frage: Haben Sie sich persönlich den Aufstieg als Ziel gesetzt?
Jeder möchte Erfolg haben und wenn wir dann am Ende der Spielzeit ganz oben stehen sollten, hätte ich nichts dagegen. Allerdings kann ich die anderen Mannschaften bislang noch nicht gut einschätzen, das Spiel gegen Bielefeld war ja mein erstes in der dritten Liga. Wir versuchen jedenfalls in jeder Woche das Maximum herauszuholen und alles zu geben. Wenn wir dann eben am Ende oben mitspielen oder eventuell ganz oben stehen sollten, dann nehmen wir das gerne mit.
Das Interview führte liga3-online.de Redakteur Colin Mahnke am 24. Juli 2012. Vielen Dank für das Gespräch!