Kammlott: Die Lebensversicherung von Rot-Weiß Erfurt
Große Erkenntnisse lassen sich nach vier Spieltagen in der 3. Liga bekanntermaßen noch nicht ziehen, das gilt auch für Rot-Weiß Erfurt. Eines aber ist klar: Stürmer Carsten Kammlott ist weiterhin unersetzlich. Diesen Status untermauerte der 26-Jährige im Auswärtsspiel bei den Sportfreunden Lotte eindrucksvoll, als er den Thüringern fast im Alleingang trotz eines 0:2-Rückstandes noch einen hochverdienten Punkt bescherte.
Fehlen der Innenverteidigung macht sich bemerkbar
Es war im grauen Drittliga-Alltag ein absolut hervorzuhebender Auftritt der Mannschaft um Trainer Stefan Krämer, denn sie zeigte schon in der ersten Halbzeit große Präsenz im Mittelfeld und entwickelte allen voran über die Flügel immer wieder gefährliche Situationen – allen voran Außenverteidiger Luka Odak erwischte einen spielfreudigen, gelungenen Tag und brachte ordentlich Wirbel in die Hintermannschaft der Sportfreunde Lotte. Das Problem dieses mutigen Auftretens resultiere allerdings in der Anfälligkeit für Konter und dem Fehlen der Stützen Jens Möckel sowie André Laurito im Defensivzentrum, die neben Mario Erb schmerzlich vermisst werden. So durfte Kevin Freiberger nach einem weiten Ball aus der eigenen Hälfte allein vor RWE-Keeper Klewin zum 1:0 vollstrecken (34.), in den zweiten 45 Minuten erhöhte Philipp Steinhart per Kopfball (67.) – Erfurt hatte eine Ecke unzureichend verteidigt.
Kammlott ist in der Schlussviertelstunde hellwach
Die drohende Niederlage nahm mehr und mehr Formen an – dann aber kam Carsten Kammlott. Bereits im Auswärtsspiel beim FSV Frankfurt war der Goalgetter, der in den vergangenen Spielzeiten stets eine akzeptable, aber nie herausragende Torquote erzielte und dennoch in den wichtigen Spielen zur Stelle war, zum Matchwinner avanciert: Er hatte den entscheidenden und einzigen Treffer zum wichtigen RWE-Sieg kurz vor Schluss beigesteuert. Und auch in Lotte sollte ihm die große Bühne reserviert werden. Erst erhielt Erfurt einen allerdings fragwürdigen einen Handelfmeter, zudem sah Wendel Gelb-Rot. Kammlott trat, nachdem Verteidiger Erb gegen Aalen noch per Elfmeter gescheitert war und Kapitän Sebastian Tyrala ohnehin seit seines Strafstoßdilemmas in der Vorsaison bis auf weiteres nicht mehr zur Verfügung steht, selbstbewusst an, und verwandelte unten links. Erfurt war wieder im Spiel.
Kammlott: „Haben genauso gespielt, wie wir es wollten“
Und Carsten Kammlott hieße nun einmal nicht Carsten Kammlott, wenn er tatsächlich nur ein derart „unwichtiges“ Anschlusstor erzielen würde, das nicht einmal einen Punkterfolg nach sich ziehen würde: Fünf Minuten später tauchte Kammlott nach einem Erb-Kopfball wie aus dem Nichts kurz vor der Torlinie auf und drückte das Spielgerät ähnlich wie bereits in Frankfurt aus kurzer Distanz zum umjubelten Ausgleich in die Maschen (80.). So paradox es klingt, in der Folge konnten sich die Rot-Weißen sogar noch ärgern, nicht den Siegtreffer erzielt zu haben. „Wir sind topfit und haben genau so gespielt, wie wir es uns vorgestellt haben“, resümierte ein rundum zufriedener Doppeltorschütze nach Abpfiff gegenüber der "Thüringer Allgemeinen" und bemerkte: „Schade, dass wir nun zwei Wochen pausieren müssen.“ Für den DFB-Pokal ist Erfurt nämlich nicht qualifiziert, weiter geht es für die Steigerwälder erst am Samstag in 14 Tagen – dann zuhause gegen Fortuna Köln.