Brückner zurück in Paderborn: "Ein komisches Gefühl"

Sieben Jahre lang schnürte Daniel Brückner seine Schuhe für den SC Paderborn und erlebte sowohl den Aufstieg in die Bundesliga als auch den Absturz auf einen Zweitliga-Abstiegsplatz mit. Nach seiner Suspendierung in Ostwestfalen zog es ihn zu Rot-Weiß Erfurt, mit dem er am kommenden Samstag ein emotionales Wiedersehen in Paderborn erwartet. Mit liga3-online.de sprach er über die schönste Zeit in seiner Karriere, über Zukunftspläne und über die schwere Aufgabe, am Samstag gegen seinen Herzensverein antreten zu müssen.

[box type="info" size="large"]"Hege keinen Groll"[/box]

Hallo Herr Brückner. Sagen Sie mal: Wie verrückt ist diese 3. Liga eigentlich?

Ziemlich verrückt, das ist ganz klar. Hier kann jeder jeden schlagen, das haben wir mit unserem Verein auch schon miterleben dürfen. Oder müssen, ganz wie man es nimmt (lacht). Vorne marschiert nur der MSV Duisburg etwas weg, dahinter ist alles ganz eng beisammen. Selbst Mainz 05 II beginnt gerade, richtig gut zu punkten. Prognosen lassen sich kaum treffen.

In der letzten Zweitliga-Saison besaß der SC Paderborn, für den Sie bis zum Dezember 2015 tätig waren, nach 33 Spieltagen 28 Punkte auf dem Konto und hatte bis zuletzt trotzdem noch Chancen auf den Klassenerhalt. In der 3. Liga stehen diverse Teams schon nach 25 Runden mit 28 Zählern auf einem Abstiegsrang…

Eine interessante Statistik, die untermauert, wie weit der Weg im Abstiegskampf noch sein kann. Es ist zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht abzusehen, wer am Ende absteigen wird. Jeder will sich so schnell wie möglich aus der Zone befreien – dazu gehören wir in Erfurt natürlich auch. Definitiv soll in Paderborn der erste Schritt gelingen.

Wie viele Punkt werden für Platz 17 benötigt, wie lautet Ihre Prognose?

Schwer zu sagen! Zuerst hatte ich mit 45 Punkten kalkuliert, aber viele Teams punkten solide. Es kann gut sein, dass am Ende noch mehr Zähler gebraucht werden – hoffentlich kommt es anders, denn es macht die Mission Klassenerhalt nicht leichter…

Es muss ein komisches Gefühl sein, nach Paderborn zurückzukehren. Werden Sie die Gelegenheit nutzen und sich vor Ihrem ehemaligen Publikum nachträglich verabschieden?

Ich verspüre eine Vorfreude darauf, in meine sportliche Heimat der letzten Jahre zurückzukehren und auch das Stadion wiederzusehen, in dem ich so viele schöne Momente erlebt habe. Klar ist das Gefühl ebenso etwas komisch, schließlich habe ich Paderborn ziemlich abrupt verlassen – das hätte ich mir anders gewünscht. Nun lässt es sich nicht mehr ändern. Ich bin niemand, der einen Groll auf die Verantwortlichen hegt oder Präsident Wilfried Finke nun den Handschlag verweigern würde. Sollten die Fans mich rufen, dann werde ich auch den Weg in die Fankurve gehen und die Gelegenheit nutzen, möglicherweise noch ein paar Worte zu wechseln. Das werden Rot-Weiß Erfurt und seine Anhänger sicherlich verstehen.

Tut es Ihnen weh, den sportlichen Niedergang des SCP auch nur aus der Ferne zu verfolgen? Nun kommen sogar noch gravierende finanzielle Sorgen hinzu.

So kurze Zeit nach meiner Zeit besitze ich noch viele Kontakte und damit auch Verbindungen nach Paderborn. Ganz fern ist mir der Verein nicht, und so fühle ich mit den Anhängern. Sie müssen viel durchmachen. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Club bald wieder berappelt und nach vorne schauen kann.

[box type="info" size="large"]"Will mit RWE den Sieg holen"[/box]

Beide Teams stecken mitten im Abstiegskampf, das kann doch besonders für Sie nicht leicht sein.

Und wie! Einerseits müssen wir mit Erfurt nach der letzten Niederlage unbedingt Punkte holen, am besten alle drei. Andererseits wäre das der nächste Dämpfer für den SCP, der dann erst recht im Abstiegskampf steckt. Paderborn darf danach gerne gewinnen und ich hoffe, dass die Klasse gehalten wird. Aber am Samstag will ich mit RWE den Sieg holen, ganz klar. Da ist man sich selbst am Nächsten.

Ohne Heimsiege wird es für Rot-Weiß Erfurt schwer, die Liga zu halten. Was läuft falsch?

Wenn wir das wüssten. Gegen Zwickau hat uns das frühe Gegentor aus dem Rhythmus gebracht, danach lief lange Zeit nichts zusammen. Der Anschlusstreffer fiel dann viel zu spät, als dass wir noch etwas hätten bewirken können. Gegen Lotte war die Leistung wiederum in Ordnung – wir haben aber das Tor nicht gemacht…

Dieses Problem ist offenbar kein Einzelfall. RWE erzielt nur wenige Tore, eine Folge aus vielen spielerisch enttäuschenden Auftritten. Was macht in diesen Tagen Hoffnung?

Eine gute Frage. Ich kann versichern, dass wir uns im Training viel mit Abschlusssituationen beschäftigen, um unsere Torquote zu erhöhen. 20 Tore sind nach 25 Spielen nicht ausreichend, das ist klar. Es würde ja schon reichen, wenn wir unseren eigenen Kasten öfter sauber halten und dann einen entscheidenden Nadelstich erfolgreich verwerten, so wie in Köln.

[box type="info" size="large"]"Vielleicht spiele ich auch noch mit 40"[/box]

Gegen Zwickau haben Sie nach krankheitsbedingtem Ausfall endlich wieder gespielt. Wie heiß sind Sie auf die Startelf?

Das war ein schönes Gefühl und macht Lust auf mehr. Es war ein holpriger Beginn ins Jahr für mich – erst lag ich flach, dann haben mich Adduktorenprobleme behindert. Nun möchte ich voll angreifen und meinen Teil zum Klassenerhalt auch aktiv auf dem Feld beitragen.

Auf welcher Position sehen Sie sich aktuell am stärksten?

In meiner Karriere habe ich schon einige Aufgaben übernommen (lacht). Aktuell kann ich mich aber sowohl mit der Position als Linksaußen als auch auf der Linksverteidiger-Position gut anfreunden. Einzig das Experiment als Innenverteidiger ist in der Hinrunde gründlich in die Hose gegangen. Aber dort besitzen wir zum Glück mittlerweile wieder einige Alternativen, die von Verletzungen zurückgekehrt sind.

Merken Sie, dass mit nun 36 Jahren ein Ende Ihrer Fußballzeit absehbar ist?

Überhaupt nicht, denn ich fühle mich noch fit und auch die Motivation ist unverändert hoch. Da geht noch was! In den letzten Jahren war ich kein einziges Mal länger verletzt, mich haben höchstens Kleinigkeiten erwischt – ein ganz wichtiger Faktor. Konkrete Ziele möchte ich mir zwar nicht mehr stecken, aber ich würde nach aktuellem Stand nicht verneinen, auch mit 40 Jahren noch zu spielen. Wie es nach dieser Saison weitergeht, weiß ich dagegen noch nicht. Das hängt auch davon ab, ob ich mit Erfurt in der 3. Liga verbleibe. Ich traue mir auf jeden Fall zu, weiterhin in dieser Spielklasse aktiv zu sein!

Und wie weit sind Ihre Zukunftsplanungen vorangeschritten? Was passiert im Lebensabschnitt nach der aktiven Karriere?

Auch dort sind noch keine genauen Pläne gereift. Gerne würde ich nach der Karriere dem Fußball in einer Position treu bleiben. Dieser Sport bedeutet mein Leben, die Trennung würde mir sehr schwer fallen.

Gibt es dann vielleicht sogar eine Zukunft beim SC Paderborn?

(lacht) Das kann ich nicht sagen. Da müssen Sie mal beim SCP nachfragen. Paderborn bleibt immer ein Teil von mir, grundsätzlich ablehnen will ich es nicht.

   

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