Das Fazit zur Hinrunde #2: Die Plätze 11 bis 20

Die Hinrunde der Drittliga-Saison 2017/18 ist Geschichte, 190 Spiele sind absolviert. Grund genug, ein Fazit zu ziehen. Wer konnte überzeugen? Wer übertraf die Erwartungen? Wer enttäuschte? Und wohin geht die Reise der 20 Vereine? Im zweiten Teil unserer ausführlichen Analyse schauen wir auf die Teams aus der unteren Tabellenhälfte.

Was für eine chaotische Hinrunde des Zweitliga-Absteigers. Im Sommer hatte man den Kader mit vielversprechenden, teils jungen, teils aber sehr erfahrenen Spielern verstärkt und Stephan Schmidt damit beauftragt, daraus eine funktionierende Mannschaft zu bilden. Das misslang zunächst völlig: Aus den ersten 14 Spielen holten die Kickers gerade einmal zwei Siege, zwischenzeitlich war man sogar Letzter. Daran konnte erst einmal auch Michael Schiele, erst Interims- und jetzt Cheftrainer, wenig ändern, irgendwann aber schienen seine Spieler zu begreifen und spielten plötzlich so, wie es der Kader hergibt. Der Lohn: Zuletzt fünf Siege in Folge.

Prognose: Aktuell ist Würzburg mit 25 Punkten Elfter, dabei wird es nicht bleiben. Der Kader gibt viel mehr her und Trainer Schiele scheint nun Mittel und Wege gefunden zu haben, um seinen Spielern alles abzuverlangen. Im zuletzt so erfolgreichen 3-5-2 werden die Kickers ihren Lauf der letzten Wochen fortsetzen und die Saison zwischen Platz vier und sieben beenden.

 

Konstant ist der Hallesche FC bislang nur in seiner Inkonstanz. Platz zwölf nach 19 Spielen liest sich erstmal zufriedenstellend, doch nie fuhr man zwei Siege hintereinander ein, stets folgte auf einen Erfolg ein Unentschieden oder gar eine Niederlage. Ruhe kehrt so nicht ein. Trainer Rico Schmitt probierte fast so viele Systeme aus, wie er Spieler aufstellen darf, dazu kommen Verletzungen von Leistungsträgern (Petar Sliskovic, Benjamin Pintol …) und gleich vier Platzverweise: dreimal Rot, einmal Gelb-Rot.

Prognose: Halle wird Schwierigkeiten haben, den 12. Platz zu halten. Osnabrück wird immer stärker, auch Teams wie Münster oder Lotte werden in der Rückrunde aufdrehen – für Halle muss der Blick nach unten gehen, vier Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz sind schnell aufgebraucht.

 

Was Trainer Mark Zimmermann macht, hat Hand und Fuß. Die finanziellen Mittel sind begrenzt, große Sprünge auf dem Transfermarkt waren für den Aufsteiger nicht drin. Also konzentrierte sich Zimmermann auf die, die ihm zur Verfügung stehen und formte sie zu einer unbequemen Mannschaft, gegen die keiner gerne antritt. Unter diesen Voraussetzungen sind die bisherigen Leistungen respektabel, zumal mit Timmy Thiele der beste Angreifer immer wieder ausfiel.

Prognose: In Jena richtet man den Blick nur nach unten, und das ist auch gut so. Während andere Teams im Abstiegskampf auf dem Transfermarkt zuschlagen werden, dürfte das bei Carl Zeiss schwierig werden. Und der Kader spielte bislang nah am Optimum. Jena muss zittern, schafft aber den Klassenerhalt.

 

Man muss nicht lange überlegen, um bei der Suche nach den negativen Überraschungen der Hinserie auf den VfL Osnabrück zu kommen. Denn der Kader, mit dem der VfL noch unter Ex-Coach und VfL-Legende Joe Enochs in diese Spielzeit startete, gehört auf dem Papier zu den besseren der Liga. In der Realität stimmte in Osnabrück lange gar nichts. Der Klub rutschte unerwartet in den Tabellenkeller ab, erst in den letzten Woche wurde es besser unter dem neuen Trainer Daniel Thioune: elf Punkte aus den letzten sechs Spielen.

Prognose: Es scheint, als habe die Mannschaft die Vorgaben von Trainer Thioune verinnerlicht, Spiele des VfL kann man sich wieder anschauen. Der VfL Osnabrück kam zuletzt immer besser in Fahrt, das wird sich in der Rückserie fortsetzen. Für mehr als Platz sieben bis zehn reicht es aber nicht mehr.

 

Was in der letzten Saison der SC Paderborn war, das sind jetzt die Sportfreunde Lotte: der Chaos-Klub der Liga. Andreas Golombek ist der vierte (!) Trainer seit Juli, von der Ruhe, die die Sportfreunde in den letzten Jahren ausgezeichnet hatte, ist überhaupt nichts mehr zu spüren. Dabei hätte Lotte das Zeug dazu, positiv zu überraschen. Im Kader steht eine interessante Mischung aus Mentalitätsspielern wie Tim Wendel und feinen Fußballern wie Andre Dej, nahezu alle Positionen sind gleichwertig doppelt besetzt.

Prognose: Auch Lotte wird sich im neuen Jahr fangen und von Schritt für Schritt von den Abstiegsrängen entfernen – auch wenn die mit derzeit zwei Punkten Vorsprung bedrohlich nahe gekommen sind. Allzu geht deshalb nicht mehr nach oben, der Abstand ist einfach schon zu groß. Tendenz: Platz zehn bis 13.

 

Noch so ein Klub, dem man vor der Saison deutlich mehr zugetraut hatte. Jetzt ist Münster 16. und liegt nur noch einen Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz. Benno Möhlmann, im letzten Jahr noch als Retter gefeiert, ist schon wieder weg, der neue Trainer heißt Marco Antwerpen, die 3. Liga ist als Übungsleiter Neuland für ihn. Er muss schnell die Wende einleiten, am besten schon im letzten Spiel des Jahres gegen Erfurt. Sollte Münster auf einem Abstiegsplatz überwintern, drohen den Preußen ungemütliche Wochen.

Prognose: Eigentlich ist Münsters Kader gut besetzt, allein schon Spieler wie Adriano Grimaldi oder Martin Kobylanski müssten Hoffnung auf mehr machen. Konjunktiv wohlgemerkt, denn Münster hat im zweiten Jahr hintereinander zu kämpfen, es droht eine erneute Zitter-Saison. Viel wird davon abhängen, wie schnell das Team Antwerpens Vorstellungen verinnerlicht. Eine Prognose ist schwierig, von Platz zehn bis hin zum Abstieg ist alles möglich.

 

Zufrieden kann der FSV Zwickau mit der Hinrunde nicht sein, auch wenn das Budget im Sommer gekürzt wurde. Gerade einmal vier Siege und 17 Tore in 19 Spielen sind schlicht zu wenig. Zwischenzeitlich lieferten die Westsachsen immer mal wieder erschreckend schwache Auftritte ab, zuletzt setzte es gar vier Niederlage in Folge. Problematisch ist vor allem die hohe Anzahl der Gegentore (30). In der Winterpause will der FSV noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen. Das scheint auch nötig zu sein, um eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben.

Prognose: Die Elf von Trainer Torsten Ziegner wird bis zum letzten Spieltag zittern müssen. Eine so famose Rückrunde, wie sie Zwickau in der letzten Serie spielte, wird nicht zu wiederholen sein. Punkten kann der FSV aber mit dem Kollektiv, das besser intakt zu sein scheint als bei der Abstiegskonkurrenz. Und das könnte am Ende der kleine aber entscheidende Vorteil sein.

 

Seit 13 Spielen wartet der Werder-Nachwuchs nun bereits auf einen Sieg. Oder anders gesagt: Seitdem Levent Aycicek die Norddeutschen Ende August verlassen hat, läuft es überhaupt nicht mehr. Bezeichnend: Mit dem talentierten Mittelfeldspieler holte Werder aus den ersten fünf Spielen elf der nunmehr 17 Punkte und war zwischenzeitlich sogar Tabellenzweiter. Danach ging es steil bergab, auch Oliver Zapel, der den zur Bundesliga-Mannschaft gewechselten Florian Kohfeldt ersetzte, konnte den Abwärtstrend nicht stoppen. Vor allem defensiv leisteten sich die Norddeutschen teilweise einfachste Fehler – wie etwa beim deutlichen 1:7 in Paderborn. Gewinnt Werder am Samstag in Unterhaching nicht, haben sie einen neuen Negativrekord in der 3. Liga sicher.

Prognose: Kann Zapel den Schalter umlegen? Zuletzt blieb Werder immerhin drei Mal in Folge ungeschlagen. Doch für den Klassenerhalt braucht es vor allem eins: Siege. Derzeit erweckt es jedoch nicht den Eindruck, als würde Werder plötzlich eine Siegesserie starten. Zwar werden die Norddeutschen bis zum Saisonende eine Chance auf den Liga-Verbleib haben, am Ende wird es aber knapp nicht reichen.

 

Anders als in den letzten Jahren war sich der Chemnitzer FC aufgrund finanzieller Einsparungen schon vor der Saison bewusst, das es ausschließlich um den Klassenerhalt gehen würde. Platz 19 zum Ende der Hinrunde ist dann aber doch eine herbe Enttäuschung. Oftmals spielen die Sachsen gar nicht schlecht mit (wie zuletzt gegen Rostock und Magdeburg), kassierten aber bereits elf Niederlagen – und damit genau so viele wie Schlusslicht Erfurt. Vor allem die Defensive ist der Knackpunkt, kein anderer Drittligist kassierte mehr Gegentore (34). Vorne traf der CFC zwar 24 Mal, jedoch gehen knapp die Hälfte der Tore auf das Konto von Daniel Frahn (zehn).

Prognose: Nach fünf Niederlagen in Folge benötigt Chemnitz am Samstag im Derby unbedingt einen Sieg – ansonsten überwintern die Himmelblauen auf einem Abstiegsplatz. Bereits jetzt fehlen dem CFC zwei Punkte zum rettenden Ufer. Insgesamt macht es den Eindruck, als wäre Trainer Horst Steffen mit seinem Latein am Ende. Ein Trainerwechsel in der Winterpause scheint denkbar, um im Januar den Neustart ausrufen zu können. Dieser ist auch notwendig, wenn der Klassenerhalt gelingen soll.

 

Hinter den Thüringern liegt eine desaströse Hinrunde mit nur zwölf Punkten. Vor allem in der Offensive läuft es überhaupt nicht, nur zehn Tore in 19 Spielen bedeuten einen neuen Negativrekord in der Drittliga-Geschichte. Bereits sechs Zähler fehlen RWE zum rettenden Ufer. Und als wäre die sportliche Situation nicht schon schlimm genug, herrscht hinter den Kulissen seit Wochen das blanke Chaos. Selbst die Insolvenz scheint ein durchaus realistisches Szenario, hat RWE doch "quasi in allen Bereichen nicht unerhebliche Außenstände", wie Präsident Frank Nowag Ende November feststellte.

Prognose: RWE steht in der Rückrunde vor einem enormen Kraftakt. Soll der Klassenerhalt tatsächlich noch gelingen, braucht Erfurt wohl mindestens neun Siege – ein wohl aussichtsloses Unterfangen, zumal kaum Geld für Winter-Transfers da ist. Und so deutet derzeit vieles darauf hin, dass beim Drittliga-Dino nach zehn Jahren die Lichter ausgehen – sportlich wie finanziell. Was Erfurt jetzt braucht, ist ein Wunder.

 

[box type="info"]Weiterlesen: Das Fazit zur Hinrunde #1: Die Plätze 1 bis 10[/box]

   

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