Der letzte Drittliga-Dino ist am Ende
Finanziell am Ende und sportlich abgeschlagen: Mit Rot-Weiß Erfurt stirbt im zehnten Jahr der 3. Liga der letzte verbliebene Dino aus. Der Gang in die Viertklassigkeit stellt eine Zäsur dar.
Sportliche Probleme und interne Querelen
Seit der Saison 2008/09 spielt Rot-Weiß Erfurt durchgehend in der 3. Liga und führt dementsprechend auch die ewige Tabelle der 3. Liga an. Schnupperten die Thüringer in den ersten Jahren noch regelmäßig am Aufstieg in die 2. Bundesliga und wurden zwei Mal in Folge Fünfter, ging es zuletzt stetig bergab. In dieser Saison erreichte der einstige DDR-Meister (1954, 1955) und UEFA-Pokal-Teilnehmer (1991/92) seinen absoluten Tiefpunkt. Schon am 2. Spieltag rutschte RWE erstmals auf einen Abstiegsplatz, seit Anfang November sind die Thüringer durchgehend Letzter.
Und als wäre das nicht schon bitter genug, kamen auch noch interne Querelen hinzu. So wurde Präsident Rolf Rombach im November vom Aufsichtsrat abgesetzt, um drei Tage später wieder ins Amt berufen zu werden. Keine Woche später trat er schließlich selbst zurück und wurde durch Frank Nowag ersetzt. Anschließend hatte die neue Führungsetage tagelang keinen Zugriff auf die Vereinskonten und konnte die Spielergehälter im November erst verspätet zahlen.
Nacheinander wurden Geschäftsstellenleiter Konstantin Krause, Trainer David Bergner und Manager Torsten Traub beurlaubt. Währenddessen wurde bekannt, dass RWE quasi in allen Bereichen offene Rechnungen hatte und selbst die Miete für die Geschäftsstelle nicht mehr zahlen konnte. Die finanziellen Probleme führten schließlich dazu, dass Erfurt im Rahmen der Nachlizenzierung eine Summe von 1,6 Millionen Euro nachweisen musste. Das gelang den Thüringern zwar, jedoch erkannte der DFB eine Summe von 250.000 Euro nicht an und zog dem Verein einen Punkt ab. Dagegen legte Erfurt zunächst zwei Mal Widerspruch ein, akzeptierte das Urteil am Dienstag aber und gab den Kampf um den Klassenerhalt mit der Insolvenzanmeldung nun auf. Insgesamt haben sich über acht Millionen Euro Schulden angehäuft, die eine Zukunft in der 3. Liga unmöglich machten.
Erstmals in der Vereinsgeschichte viertklassig
Auch sportlich hat RWE keine Perspektive mehr und liegt schon seit Wochen abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Zwischenzeitlichen gewannen die Thüringer zwar überraschend gegen die Spitzenmannschaften aus Magdeburg und Paderborn, kassierten aber ansonsten immer wieder bittere Rückschläge, wie etwa bei der Last-Minute-Pleite im Derby gegen Jena. Sobald der Punktabzug rechtskräftig wird, wächst der Rückstand zu den Nicht-Abstiegsplätzen auf 21 Zähler an. Damit wäre der Abstieg praktisch besiegelt.
Somit wird Rot-Weiß Erfurt in der kommenden Saison erstmals in seiner über 50-jährigen Vereinsgeschichte nur noch viertklassig sein. Eine Zäsur nach zehn Jahren 3. Liga, zwei Zweitliga-Spielzeiten, zwölf Jahren in der drittklassigen Regionalliga und 37 Jahren in der DDR-Oberliga. Profifußball in Erfurt? Dieses Thema hat sich auf unbestimmte Zeit erstmal erledigt. In der Regionalliga wollen sich die Thüringer neu aufstellen und mittelfristig in die 3. Liga zurückkehren – auf einen Dino wird man dort künftig aber nicht mehr treffen.
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