Pokal-Reform: Ab 2019/20 fast alle Drittligisten direkt gesetzt?
In der aktuellen "SportBild"-Ausgabe wird über eine umfassende Reformierung des DFB-Pokalmodus zur Saison 2019/20 seitens der DFL berichtet: Statt 64 Teams sollen künftig 182 Teams zwei zusätzliche Qualifikationsrunden ausspielen – die besten deutschen Teams kommen erst im Verlauf des Wettbewerbs hinzu. Was würde dies für die Drittligisten bedeuten und wo stecken Vor- und Nachteile?
Acht statt sechs Runden zum Pokalsieg – aber nicht für alle
Auf den ersten Blick bedeutet die Pokalreform, von der das Sportmagazin berichtet, größere Chancen für kleinere Vereine – allein durch die multiplizierte Möglichkeit, in die erste Teilnahmerunde zu kommen. Auch 10 bis 15 Drittligisten, die (abgesehen von den ersten drei Plätzen) über die Ligaplatzierung ein Startrecht für die Qualifikationsrunde zum Pokal erhalten, wären so direkt qualifiziert – dürften sich dort aber nur noch über eine Summe von 15.000 Euro freuen. Doch nach der Qualifikationsrunde, an der insgesamt 122 Amateurteams (darunter zahlreiche Drittligisten, Landespokalhalbfinalisten und Regionalligisten) teilnehmen sollen, würde mit der sogenannten Vorrunde eine weitere Hürde folgen: Dort greifen die besten drei Drittligisten, alle Zweitligisten, elf Bundesligisten sowie sämtliche Landespokalsieger mit in den Wettbewerb ein. Es entstünden 57 Paarungen, deren Sieger sich für die erste Hauptrunde qualifizieren würden und mit den besten sieben deutschen Bundesligisten, die im Europapokal spielen, messen dürften. Erst ab diesem Punkt würde der Modus dem bestehenden Pokal, in weiteren fünf Runden wird der Sieger ausgespielt gleichen.
Problem: Die "doppelte Qualifikation" der Dritt- und Viertligisten
Noch bleiben allerdings eine Menge Fragen offen – auch für die Drittligisten. Nach erstem Entwurf wären fast alle Drittligisten wie auch zahlreiche Regionalligisten (44 bis 49) für die Qualifikationsrunde gesetzt – in die Vorrundenphase schaffen es nur die 21 Landespokalsieger sowie die drei besten Drittligisten respektive die drei Zweitliga-Absteiger direkt. Es verbleibt die Frage: Wer darf bzw. muss überhaupt weiterhin am Landespokal teilnehmen? Für Dritt- als auch Regionalligisten bestünde der einzige Anreiz im Pokalgewinn, um direkt in die zweite Qualifikationsrunde (Vorrunde) einzuziehen. Gleichzeitig ist anzunehmen, dass Dritt- als auch Viertligisten in zahlreichen Bundesländern die Halbfinalplätze im Landespokal "blockieren" würden – ein kompliziertes Nachrückverfahren müsste entwickelt werden, das sämtliche Formen der Doppelqualifizierung umgeht. Das klingt nicht nur reichlich kompliziert, es dürfte auch in der Realität nur mit hohem bürokratischen Aufwand zu stemmen sein. Ein stichhaltiges Argument, Dritt- und Viertligisten per se aus dem Landespokal auszuschließen (und damit die Möglichkeit des Titelgewinns zu nehmen), gibt es auf den ersten Blick nicht. Allerdings könnte es darauf hinauslaufen.
Der Weg in die erste Hauptrunde wird für Drittligisten erschwert
Zusammengefasst bietet der neue Modus für Drittligisten einzig die direkte Setzung für die Qualifikationsrunde – gemeinsam mit einer Menge Regionalligisten sowie zahlreichen Oberligisten und klassentieferen Vereinen, die im Landespokal-Halbfinale vertreten sind. Dagegen würde der Weg in die erste Hauptrunde, wo Mannschaften wie Bayern und der BVB warten, deutlich erschwert werden, zumal schon in der zweiten Vorqualifikation eine Menge Bundes- und Zweitligisten auf dem Weg warten. Der neutrale Zuschauer könnte sich auf einen Pokalmodus ähnlich dem englischen Verband freuen – mit vielen Spielen und möglicherweise auch der einen oder anderen Überraschung. Ob dieses Modell überhaupt zukunftsfähig ist, wird im Übrigen erst am 23. Mai diskutiert: Dann wird der Entwurf den DFB-Verantwortlichen um Präsident Reinhard Grindel vorgelegt.