"Die Polizei war Auslöser der Eskalationen"

Nach den Vorfällen bei der Partie am Samstagnachmittag zwischen dem FC Rot-Weiß Erfurt und dem SV Darmstadt 98 meldet sich nach der Stellungnahme des Erfurter Präsidiums sowie der Darmstädter Vereinsführung auch der Fanverein Darmstadt 98 e.V zu den Auseinandersetzungen am Samstag zu Wort. liga3-online.de dokumentiert an dieser Stelle die vollständige Stellnungnahme des Fanvereins:

"Exzesse von Fanseite sollen sich nicht wiederholen!"

Der Fanverein Darmstadt 98 e.V. distanziert sich von jeder Form von Gewalt und verurteilt diese. Wir finden es erschreckend und traurig, dass einzelne Personen Spiele des SV 98 als Plattform für gewalttätige Auseinandersetzungen nutzen und so dem Image des SV Darmstadt 98 Schaden zufügen. Genauso wie wir die kommenden Wochen daran arbeiten werden, dass sich solche Exzesse von Fanseite nicht wiederholen, sehen wir uns aber auch in der Pflicht das Image des SV 98 und seiner Fanszene gegenüber haltlosen Behauptungen und Unterstellungen zu verteidigen und auf zu ändernde Missstände im Erfurter Stadionumfeld hinzuweisen.

"Polizist sorgte für Eskalation"

In den Medienberichten ist teilweise davon die Rede, dass es zuerst zu einer Konfrontation Darmstädter mit Erfurter Anhängern kam, erst dann die Polizei einschritt. Das ist falsch. Andere Berichte sprechen davon, die Darmstädter seien mit der erfolgten Festnahme eines einzelnen Darmstädter nicht einverstanden gewesen. Auch das trifft nicht zu. Es gab lediglich einen Zwist zweier Personen, der von Umstehenden erfolgreich geschlichtet wurde. Erst Minuten später (und entgegen der Ratschläge der anwesenden Darmstädter Zivilpolizei) betraten Polizisten den Gästeblock. Dort wurden sie von Umstehenden aufgeklärt, dass die Situation längst befriedet sei und keine Veranlassung für ein Einschreiten vorliege. Vielmehr wurde eingewendet, dass man das Auftreten und Eindringen der Polizei als Provokation sehen könnte und diese daher aufgefordert den Bereich wieder zu verlassen. Manche Beamte stimmten dem zu und befanden sich bereits auf dem Rückzug, als sich ein Beamter genötigt sah, auf die nun lauteren Forderungen den Block wieder zu verlassen, mit einem Schlag gegen einen Fan zu reagieren. Nun erst eskalierte die Situation und die Polizisten wurden von mehreren anwesenden Personen aus dem Block getrieben. Dabei setzten die Polizisten ungezielt Pfefferspray ein und trafen nicht nur völlig Unbeteiligte, sondern gar ihre eigenen Kollegen.

"Einschreiten der Polize war vollkommen überflüssig"

Wir verurteilen die gewaltsame Reaktion der Lilienanhänger. Allerdings stellen wir auch ganz klar heraus, dass jedes Einschreiten der Polizei in dieser Situation vollkommen überflüssig war und erst dazu führte, dass Emotionen hoch kochen konnten. Weiterhin kritisieren wir den ungezielten Einsatz von Pfefferspray, der zu vielen unbeteiligten Verletzten führte, die aber vom selbst betroffenen Würstchenstand aus vorbildlich mit Wasser versorgt wurden. Als die Polizei den Gästeblock verlassen hatte, ließen einige Anhänger ihren Zorn über diese überflüssige Aktion mit Rütteln am Tor des Gästeblocks in Richtung Marathontor & Heimbereich aus. Unerklärlich, dass dieses Tor schnell aus der Verankerung sprang und sich öffnen ließ. Anhänger beider Lager nutzten diese Umstände um sich gewaltbereit aufeinander zu zu bewegen. Sie wurden von Ordnungskräften zurück getrieben.

"Polizei zeigte sich sehr aggressiv"

Wir verurteilen dieses Verhalten von Teilen des Darmstädter Anhangs scharf und distanzieren uns davon. Aber auch der Betreiber des Steigerwaldstadions muss sich hier die Frage gefallen lassen, warum dieses Tor so leicht zu öffnen war. Nach dem Spiel kam es im Bereich der Taschenabgabe an einem angrenzenden Sportplatz erneut zu Rennereien. Darmstädter Anhänger wurden auf dem Sportplatz gestoppt und traten gemeinsam mit Polizisten den Rückweg zum einzigen Durchgang in diesen Bereich an. Diesen Eingang sicherten andere Beamte ab. Die einzelnen Fans, die nun zurück zum Parkbereich wollten, wurden trotz erhobener Hände und eindeutig friedlichen Gesten von Polizisten brutal mit dem Schlagstock geschlagen. Erst jetzt richteten sich erneut Aggressionen gegen die Polizeikräfte, was zum wiederholten großflächigen Einsatz von Pfefferspray führte.

Ein erschreckendes Einzelschicksal spielte sich in diesem Tumult ab: Ein Lilienanhänger wurde von Mitarbeitern der Guardian Force Security zu Boden gerissen, über mehrere Meter in den sichtgeschützten Schuppen zur Taschenabgabe gezerrt, von drei dieser Ordner festgehalten und von einem vierten geschlagen. Wie für alle anderen beschriebenen Abläufe gibt es auch hierfür mehrere Augenzeugen. Wir fordern eine eindeutige Stellungnahme zu diesem Vorfall vom FC Rot-Weiß Erfurt und seiner Sicherheitsfirma! Wir behalten uns auch nach dieser Stellungnahme vor, von Fanseite Anzeige gegen eingesetzte Ordner und Polizeibeamte wegen Körperverletzung bzw. Körperverletzung im Amt zu erstatten.

 "Falsche Tatsachen verbreitet"

Skandalös finden wir, dass der absolute Großteil der Medienlandschaft mit seinen Texten unterstellt, dass allein Darmstädter Fans durch Schläge und Wurfgeschosse 55 Personen (ausschließlich Polizisten, Ordner und DRK-Kräfte) verletzt hätten. Dabei räumte der Polizeisprecher PD Zimmermann am 27.08.2011, um 22:45 Uhr in der Sendung MDR aktuell ein, dass nur drei Polizisten auf diesem Weg verletzt wurden. Die weiteren 52 Verletzten kamen laut dieser Quelle allein durch den Einsatz der Reizgase der Polizei zu Stande.

"Polizisten verletzten sich selbst"

Das untermauert zusätzlich unsere Einschätzung, dass ungezielt und gießkannenartig mit diesen Chemikalien seitens der Polizei umgegangen wurde. Es wurden allein 36 Polizisten durch Pfefferspray und Tränengas von ihren Kollegen verletzt (!). Wir halten es für unabdingbar, dass die Medien, diese durch die Polizei eingeräumten Fakten klar stellen. Genauso wie wir uns dafür einsetzen werden, dass derartige Vorkommnisse nicht mehr durch Darmstädter Anhänger mit verursacht werden, verlangen wir, dass ehrlich, korrekt und transparent über die Ereignisse berichtet wird. Weiters wurde – entgegen anderslautender Berichte – kein Darmstädter Bus von der Polizei zu einem Stopp gezwungen. Es wurden auch keine Identitätsfeststellungen vorgenommen. Ein von den 250 Busreisenden selbst geforderter Halt an der Raststätte Eisenach verlief komplett friedlich.

 

Fanverein Darmstadt 98 e.V. – Der Fanverein Darmstadt 98 e.V. versteht sich als Dachverband der Lilienfans. Der Fanverein hat 275 Mitglieder und dient diesen als gemeinsames Sprachrohr.

FOTO: www.braunschweig1895.de

 

Info: Da es sich bei dem hier abgedruckten Text um eine Stellnungnahme handelt, sich wir nach §§ 8 bis 10 TMG als Diensteanbieter nicht dazu verpflichtet, übermittelte oder gespeicherte fremde Informationen zu überwachen oder nach Umständen zu forschen, die auf eine rechtswidrige Tätigkeit hinweisen.

 

   

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