Ein Dorf feiert den Aufstieg: Das sind die Sportfreunde Lotte

Die Sportfreunde Lotte spielen in der kommenden Saison erstmals in ihrer Vereinsgeschichte im Profifußball. Mit einem 2:0-Sieg im Rückspiel gegen Mannheim machten die Westfalen den Aufstieg in die 3. Liga am Sonntag perfekt. Doch wer ist dieser Verein aus dem nördlichsten Zipfel von NRW, 12 Kilometer westlich von Osnabrück? liga3-online.de verschafft Abhilfe, denn für fast alle Drittligisten dürfte die Tour zu den Sportfreunden aus dem Tecklenburger Land in der kommenden Saison absolutes Neuland bedeuten.
Erfolg trotz widriger Umstände
Die großen Nachbarn, beispielsweise der VfL Osnabrück oder im weiteren Sinne Preußen Münster, sie schmunzelten über viele Jahre hinweg über den tapferen Dorfverein, der sich hartnäckig in der Regionalliga bewahrt hatte. Eigentlich war Spott aber völlig fehl am Platze, und das merkte beispielsweise der SCP schon einige Male – Lotte wurde zu einer Art Angstgegner, in den vergangenen Spielzeiten besonders im Westfalenpokal. Jetzt hat es der Emporkömmling sogar in die 3. Liga geschafft, und spätestens das sollte viele aufhorchen lassen: Erfolg ist auch bei widrigen Umständen möglich, das zeigen die SFL eindeutig. Denn was kann etwa an Zuschauerpotenzial erwartet werden in einer Gemeinde, in der lediglich 14.000 Leute leben? Was kann an Zuschüssen vonseiten der Politik erwartet werden? Wenig. Doch Lotte hat sich diesen Aufstieg, und überhaupt diese Möglichkeiten, mit denen sie antreten können, schlichtweg hart erarbeitet.
Stadionausbau steht bevor
Es mutet erst etwas befremdlich an, das Stadion am Lotter Kreuz – alle vorhandenen Werbemöglichkeit sind durch Banden besetzt. Eine überdimensionale Werbetafel auf einer Hintertorseite wird nun fallen, denn bisher bietet das kleine, schmucke Stadion lediglich etwa 7.500 Zuschauern Platz. Der Bau einer zusätzlichen Tribüne für die benötigten knapp 2.500 Personen kostet 400.000 Euro, drei Viertel davon übernimmt der Klub selbst. Überhaupt können die Sportfreunde Lotte stolz sein auf das, was sie haben: Das Stadion gehört ihnen nämlich zu 100 Prozent selbst, eine Seltenheit im Profifußball. Fans stehen ziemlich nah am Spielfeld, die Atmosphäre ist gut – zumindest, wenn ein attraktiver Gegner aufläuft. Die Fanbasis in Lotte ist noch gering, das kann nicht verschwiegen werden. Zu Regionalliga-Zeiten gerne auch nur 700 bis 800 Zuseher zu den Heimspielen, die großen Gegner aus Magdeburg oder Duisburg oder die angesprochenen Lokalrivalen dürften das Fünf- bis Zehnfache dessen garantieren.
Kaderzusammenstellung erfolgt erst in diesen Tagen
Große Sprünge sollten von den Sportfreunden Lotte nicht erwartet werden. Zwar decken viele Sponsoren den Verein, doch die Drittklassigkeit ist in einem der nördlichsten Zipfel von Nordrhein-Westfalen vorerst das höchste aller Gefühle. Man will sich etablieren, vielleicht sogar frühzeitig den Klassenerhalt feiern – und dass das möglich ist, hat die SG Sonnenhof Großaspach in den letzten beiden Jahren unterstrichen. Noch besitzt kein Akteur einen Vertrag für die neue Saison, man wartete bewusst die Relegationsspiele ab und setzt sich jetzt zusammen. Hörte man sich im Umfeld der Spieler um, so wurde deutlich, wie groß der Anteil des funktionierenden Mannschaftsgefüges am Aufstieg war. Bleibt der Großteil dieser Truppe so beisammen, dann werden die Blau-Weißen zu einem extrem unangenehm zu bespielenden Gegner mutieren, das steht fest – die gesamte Regionalliga West sowie Waldhof Mannheim werden das gerne bestätigen.