Eismann vor Derby: "Diese Situation wünscht man keinem"

Sonntag kommt es wieder zum wichtigsten Fußball-Ereignis in Thüringen: Carl Zeiss Jena empfängt Rot-Weiß Erfurt. Doch selten waren die Vorzeichen so unterschiedlich wie jetzt: Während Erfurt bereits mit einem Bein in der Regionalliga steht, liegt Jena schon sieben Punkte vor den Abstiegsplätzen und kann den Vorsprung mit einem Sieg weiter ausbauen.

Jena ist der Favorit

Endlich wieder Thüringen-Derby, das Ernst-Abbe-Sportfeld ist mit knapp 10.000 Zuschauern restlos ausverkauft. Klar ist: Keine Mannschaft will dieses Prestige-Duell verlieren, doch nur dem FCC werden die Punkte etwas bringen. Der Aufsteiger ist sieben Punkte vor den Abstiegsplätzen, Rivale RWE liegt schon zehn Punkte hinter dem rettenden Ufer. Jena ist daher im Vorteil. Sieht auch Sören Eismann im Gespräch mit liga3-online.de so: "Wir haben vielleicht nicht den Riesen-Druck, wie es RWE hat. Dort ist es, was man durch die Medien mitbekam, sehr, sehr unruhig. Wir sind die gefestigtere Mannschaft und das müssen wir auch zeigen. Da aufgrund der tabellarischen Situation fast jede Mannschaft gegen RWE der Favorit ist, nehmen wir die Rolle auch an. Aber wenn du deine Leistung nicht bringst, nützt dir das beim Spiel auch nichts."

Doch es muss auf dem Platz nicht zwingend ein Vorteil sein, weiß der Mittelfeldspieler: "Bei diesem Derby spielt die Tabelle eher weniger eine Rolle. Für uns ist es ein weiteres Spiel auf unserem Weg Richtung Klassenerhalt. Aber natürlich weiß jeder, dass es ein besonderes Spiel ist. Wir hatten in dieser Saison zwei Spiele, bisher steht es unentschieden. Wir wollen nach dem Pokalspiel auch dieses gewinnen, um die Duelle mit 2:1 für uns zu entscheiden."

"Wort 'Mitleid' ist Fehl am Platz"

Für Jena spricht zudem die starke Heimbilanz – die vergangenen zwölf Partien wurden nicht verloren. Das Team von Trainer Mark Zimmermann gehört zu den heimstärksten Teams der Liga. Doch Eismann will es nicht überbewerten: "Es wäre zu einfach, wenn wir uns auf die Serie verlassen würden. Vielleicht ist es deshalb gut, dass es ein Derby ist. Da machst du dir darüber eh keine Gedanken. Aber klar ist, dass in Jena schon einige Mannschaften mit leeren Händen nach Hause gefahren sind und das soll am Sonntag auch so sein."

Während Jena mit der bisherigen Saison größtenteils zufrieden sein kann, gehen in Erfurt nach und nach die Lichter aus, der Verein beschäftigt sich nun bereits mit der Plan-Insolvenz. Hat Eismann Mitleid mit dem Rivalen? "Das Wort 'Mitleid' ist Fehl am Platz. Dafür beschäftige ich mich zu wenig mit den anderen. Ich glaube, mit Jena hatte damals auch keiner Mitleid, als der Verein abgestiegen ist. Aber es ist natürlich immer schöner, beide Teams in Liga 3 zu haben, denn jeder Spieler und Fan brennt auf diese Derbys. So wie es aktuell aussieht, ist das wohl erst einmal das letzte in der 3. Liga. Diese Situation wünscht man keinem", so der gebürtige Rudolstädter.

"Konnten uns nicht mit Punkten belohnen"

Fraglich ist auch, wie die RWE-Spieler auftreten werden. Gibt es aufgrund der Situation schon eine Resignation, hängen die Köpfe? Oder will es Rot-Weiß noch einmal wissen. Eismann erwartet einen kämpfenden und unangenehmen Gegner: "Für uns ist nicht vordergründig wichtig, wie die Situation beim anderen Verein ist. Aber in einem Derby ist jeder motiviert. Es gibt sicherlich genug Spieler, die sich zeigen wollen und dafür genau solche Spiele nutzen möchten. Wir werden RWE nicht unterschätzen."

Auch wenn der FCC Favorit ist, die drei Punkte sind dadurch natürlich noch nicht sicher. Und durch nur zwei Zähler aus zuletzt drei Spielen rutschte Jena wieder etwas weiter nach unten, in den kommenden Wochen stehen schwere Aufgaben an. Für den Vize-Kapitän dennoch kein Problem: "Wir wissen selber, dass wir in der Rückrunde meist die bessere Mannschaft waren, uns aber nicht immer mit Punkten belohnt haben. Es kann in dieser Liga sehr schnell gehen. Aber wir haben auch gezeigt, dass uns die Mannschaften von oben liegen. Ich denke da an Rostock, Paderborn, Karlsruhe und Wiesbaden. Aber wir haben sieben Punkte Vorsprung, das hätten wir vor der Saison unterschrieben – unser Ziel ist der Klassenerhalt."

FCC hadert mit Chancenverwertung

Ein Problem war zuletzt vor allem die Chancenverwertung. Jena spielte gut mit, war die spielbestimmende Mannschaft, doch das Toreschießen wollte zuletzt nicht so klappen. In Großaspach wurde sogar ein Elfmeter verschossen: "Wenn du die bessere Mannschaft bist, musst du auch deine Chancen nutzen. Das ist ein Problem bei uns in dieser Saison. Wir müssen da konsequenter sein. Es bringt einen teilweise zum Verzweifeln." Das Positive aus seiner Sicht: "Aber wenn du jede Woche damit haderst, hast du dir zumindest immer wieder Chancen erarbeitet. Wir müssen dranbleiben und sie am Sonntag nutzen." Klappt dies, könnte ausgerechnet Jena den Rivalen wohl endgültig in Richtung Regionalliga schießen!

   

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