Fall Hannes: "Die Zeugen haben sich gegenseitig gedeckt"
Seit Montag sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Fall des vor einem halben Jahr verstorbenen FCM-Fans Hannes zwar offiziell eingestellt, abgeschlossen ist die Angelegenheit für die Familie des 25-Jährigen damit aber noch nicht. Ihr Anwalt Burkhard Rayling prüft, Beschwerde einzulegen.
Zeugenaussagen in der Kritik
Wie Rayling der "Mitteldeutschen Zeitung" sagte, sollen unter anderem noch Akten fehlen, die die technische Ausstattung des Zuges dokumentieren. "Sollte danach der leiseste Zweifel bestehen, werden wir sicher Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg einlegen", kündigt er an. Außerdem kritisiert Rayling die Zeugenaussagen der HFC-Fans: "Sie haben sich gegenseitig gedeckt. Keiner wollte etwas gesehen haben, die haben gemauert." Doch nach der Vernehmung der Zeugen stand für die Staatsanwaltschaft Magdeburg fest: Hannes ist ohne Fremdeinwirkung aus dem Zug gesprungen – dafür spreche auch das Obduktionsergebnis. Fraglich ist allerdings, warum die Tür während der Fahrt geöffnet werden konnte und warum der Zug trotz geöffneter Tür weitergefahren ist. Möglicherweise liefern die Ermittlungen des Eisenbahn-Bundesamtes neue Erkenntnisse – diese seien laut der Zeitung noch nicht abgeschlossen.
Fans machen bei Facebook mobil
Neben dem Anwalt der Familie machen auch die FCM-Fans gegen die Einstellung der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen mobil. In einer Facebook-Gruppe heißt es: "Die Einstellung der Ermittlungen ist eine einzige Schande." Zudem soll es "deutliche Ermittlungsfehler" gegeben haben. Über die Öffentlichkeit soll nun Druck erzeugt werden, "damit die Tat nicht unter den Tisch gekehrt wird." Ob allerdings jemals die ganze Wahrheit ans Licht kommen wird, ist angesichts fehlender Bilder aus der Überwachungskamera im Zug fraglich.
Hannes war am 1. Oktober 2016 aus einem fahrenden Zug gestürzt, nachdem er sich offenbar einer Bedrohung durch die ebenfalls im Zug anwesenden Fans des Halleschen FC ausgesetzt sah. Beim Sturz aus dem Zug schlug er mit dem Kopf auf einen Stein auf, zwei Wochen später verstarb er an seinen schweren Verletzungen.