Fünf Spieltage, fünf Sorgenkinder: Quintett der Erfolglosigkeit
Nach fünf absolvierten Spielen blickt die 3. Liga bereits auf ein deutlich gefächertes Starterfeld: Oben marschieren Mannschaften wie Fortuna Köln, der SC Paderborn oder Werder Bremen II vorneweg – sie hätten sich das frühe Glück selbst kaum ausmalen können. Für fünf Teams im Keller, die noch ohne jeden Erfolg sind, ist die Krise nah. Wir blicken auf die Fehlstarter, nehmen die aktuelle Situation unter die Lupe und kristallisieren heraus, wer in naher Zukunft wieder positive Schlagzeilen schreiben könnte und wem eine schwere Saison bevorsteht.
Den Anfang macht der VfL Osnabrück auf dem 16. Tabellenplatz. Nach fünf Spieltagen und einem Wechselbad der Gefühle weisen die Lila-Weißen drei Punkteteilungen und zwei Niederlagen auf.
Wie entstand die Krise? Viele werden sich noch an den atemberaubenden Auftritt beim Karlsruher SC erinnern, zur Halbzeit dominierte die Elf um Coach Joe Enochs und schoss einen 2:0-Vorsprung heraus. Das Verspielen dieser Führung, 2:2 lautete der Endstand, markierte jedoch den Beginn von schweren Wochen. Damals wusste ebenso niemand, dass auch der KSC massiv ins Straucheln geraten und keinen Monat später seinen Trainer freistellen würde…Ein 0:4 gegen den SV Wehen Wiesbaden sowie ein 0:3 bei Fortuna Köln erwiesen sich als weitere Tiefschläge.
Gibt es Hoffnungsschimmer? Die Verpflichtung von Marcos Alvarez zeigte schon beim 3:3-Remis gegen den Halleschen FC Wirkung. Sämtliche Erwartungen übertraf jeder einzelne VfL-Akteur beim fulminanten Pokaltriumph über den Hamburger SV. Und auch dem 0:0 beim Chemnitzer FC ging ein Auftritt voraus, der Mut macht. Drei Punkte wären ohne die bärenstarke Vorstellung von CFC-Keeper Kevin Kunz mehr als realistisch gewesen.
Wackelt der Trainer? Nein. Joe Enochs landet seit Monaten zwar schnell im Kreuzfeuer der Fan-Kritik, hat sich aber mit drei überzeugenden Leistungen wieder in den grünen Bereich befördert. Der nächste Sieg scheint nur eine Frage der Zeit – ein langes Verweilen in den unteren Tabellenregionen dagegen hinreichend unwahrscheinlich.
Auf Platz 17 hat sich der HFC eingenistet. Zwei Remis, drei Niederlagen – Halle ist spätestens nach dem 1:2 gegen Aufsteiger Unterhaching in der sportlichen Misere angekommen.
Wie entstand die Krise? Schon beim zwischenzeitlichen 1:4 gegen den SC Paderborn hatten die ersten Anhänger den Kaffee auf, der Gast aus Ostwestfalen dominierte nach Belieben. Die Aufholjagd trübte womöglich die Sinne: Mit einem 1:2 in Aalen, der 0:2-Heimpleite gegen Carl Zeiss Jena sowie dem jüngsten 1:2 gegen Unterhaching sind die Sorgenfalten größer denn je. Einen Befreiungsschlag verpasste Halle in Osnabrück, als die zweite Führung der Spielzeit nur drei Minuten anhielt – die erste, das 1:0 gegen Paderborn, hatte satte vier Minuten Bestand.
Gibt es Hoffnungsschimmer? Die Qualität fehlt aktuell – zu diesem ernüchternden Schluss kam Präsident Michael Schädlich. Nach Klaus Gjasula fehlt nun auch Royal-Dominique Fennell verletzt, Braydon Manu muss aufgrund seiner Rotsperre noch drei Wochen bis zum nächsten Ligaspiel warten. Die Konsequenz sind 13 Gegentreffer, in jedem Spiel klingelte es mindestens zwei Mal im Kasten von Oliver Schnitzler. Immerhin haben Benjamin Pintol und Petar Sliskovic bereits jeweils dreifach genetzt – der Sturm macht weniger Probleme als im letzten Jahr.
Wackelt der Trainer? Noch nicht. Rico Schmitt sitzt fest im Sattel, hat die Rückendeckung von der Vereinsführung jüngst aufs Neue bestätigt bekommen. Wie schnell sich aber die Lage ändern kann, zeigen ausreichend Beispiele im Profifußball. Sollte ausgerechnet beim KSC, der erst kürzlich seinen Übungsleiter vor die Tür setzte, die nächste Niederlage folgen, wird auch in Halle nachgedacht werden müssen. Schmitts Kredit bei den Fans schwindet.
Null Siege im Jahr 2017 – die Würzburger Kickers befinden sich aktuell auf zweifelhafter Rekordjagd. Wer Interesse hat, darf gerne einmal nachblättern, wann zuletzt ein Team derart viel Misserfolg aneinanderreihte: 22 Ligaspiele ohne Sieg sind es aktuell.
Wie entstand die Krise? Nun den ganzen Leidensweg des FWK aufzuzählen, mag die Zeit kaum hergeben. Trainer Stephan Schmidt, dem bislang der Erfolg im Profigeschäft weitestgehend verwehrt blieb, hat Würzburg dazu gebracht, attraktiven Fußball zu spielen – vor dem Tor aber scheitern die Offensivkräfte in steter wie beängstigender Regelmäßigkeit. Kaum zu glauben, aber wahr: Bis auf das Gastspiel in Magdeburg besaß Würzburg immer das Chancenplus. Eigentlich müssten die Kickers neun, zehn Punkte auf ihrem Konto mitführen.
Gibt es Hoffnungsschimmer? Hoffnung machen die Fans, die angesichts der akzeptablen Leistungen bisher die Ruhe bewahrt haben. Es wird jedoch deutlich: Den Knipser, den Würzburg bräuchte, hat der Verein aktuell nicht im Kader. Nachverpflichtung Orhan Ademi wurde beim 0:3 gegen Rostock früh ausgewechselt. Möglicherweise muss vor dem 31. August sogar noch ein Transfer vorgenommen werden.
Wackelt der Trainer? Schwer einzuschätzen – Vorstandschef Daniel Sauer sprach Schmitt aber sein Vertrauen aus. Klar ist jedoch: Würzburg ist mit völlig anderen Zielen in die Saison gestartet und den teuren Kader auf einen direkten Wiederaufstieg ausgerichtet. Dieser ist nach fünf Spieltagen bereits elf (!) Punkte entfernt. Wieder kann der Vergleich zu Karlsruhe gezogen werden, die Marc-Patrick Meister entlassen haben. Würzburg aber lieferte trotz weniger Punkte bessere Leistungen als der KSC ab, Schmidt hätte mehr Zeit verdient.
Es war abzusehen: Rot-Weiß Erfurt steht eine schwere Saison bevor. Dass diese mit nur zwei Remis und drei Pleiten gestartet ist und die Thüringer bereits auf einem Abstiegsplatz verweilen, macht die Sache nicht leichter.
Wie entstand die Krise? Ein 1:1 gegen Münster – für ein Heimspiel war das am ersten Spieltag fast zu wenig. Personell arg gebeutelt ging Erfurt anschließend mit 0:3 beim 1. FC Magdeburg unter, weitere Gegentore wären möglich gewesen. Beim 0:1 gegen Rostock wurde nur wenig Fußball gezeigt, das 1:1-Remis beim FSV Zwickau war höchst ärgerlich: In letzter Minute kassierte RWE den Ausgleich nach einem strittigen Elfmeter. Unstrittig waren schließlich die entscheidenden Szenen gegen den SC Paderborn, Schiedsrichter Markus Wollenweber erwischte bei Erfurts vielleicht bester Saisonleistung einen rabenschwarzen Tag. Das 0:1 besiegelte letztendlich den verkorksten Start.
Gibt es Hoffnungsschimmer? Nach vorne geht nach wie vor nur sehr, sehr wenig. Carsten Kammlott ist noch nicht in der Spielzeit angekommen, ohne ihn gelangen erst zwei Saisontreffer – beide nach Standards. Mit dieser erschreckenden Bilanz im Spielaufbau dürfte Erfurt, solide Defensive hin oder her, in der Saison massive Probleme bekommen.
Wackelt der Trainer? Nein. Stefan Krämer passt mit seiner Einstellung perfekt zu den Rot-Weißen und steht daher überhaupt nicht zur Diskussion. Kaum jemand im Lager der Steigerwälder kann sich vorstellen, dass das schwere Amt aktuell von einem Besseren als Krämer ausgeübt werden kann. Speziell die Motivation, mit der der Lockenkopf den Drahtseilakt zwischen Konkurrenzfähigkeit und wirtschaftlicher Einschränkung aufnimmt, ist bewundernswert.
Letzter ist der FSV Zwickau. Die Krise in der Hinrunde ist nichts Neues für die Westsachsen, die das Abstiegsgespenst im letzten Jahr erst durch eine fulminante Rückrunde vertrieben. Auch der FSV besitzt erst zwei Punkte auf dem Konto.
Wie entstand die Krise? Mit einer guten Leistung. Das Derby in Chemnitz hätte Zwickau angesichts seiner Torchancen nicht mit 0:1 verlieren dürfen. Im heimischen Stadion folgten zwei 1:1-Remis, auswärts multiplizierte sich die Anzahl der Gegentore pro Spiel: 0:2 in Großaspach, 0:4 in Meppen. Null Punkte, null Tore – klar, auswärts drückt der Schuh gewaltig. Speziell die letzte Niederlage im Emsland hat Fragen aufgeworfen.
Gibt es Hoffnungsschimmer? Die Lichter am Horizont sind ein gutes Stück entfernt. Sämtliche Neuverpflichtungen brauchen Anlaufzeit, selbst vielversprechende Transfers wie Ronny Garbuschewski und Sinan Tekerci fanden sich zuletzt auf der Ersatzbank wieder. Dass mit Jonas Nietfeld und allen voran Patrick Göbel zwei regelmäßige Scorer den Klub verlassen haben, hat die Elf von Torsten Ziegner noch nicht überwunden. Stand jetzt gehört Zwickau zu den spielerisch schwächsten Teams der 3. Liga.
Wackelt der Trainer? Noch nicht. Coach Ziegner hat seine Position durch die tolle Rückrunde nachhaltig gefestigt. Dies wird nach fünf Spieltagen nicht weggeworfen. Die Haltung der Fans befindet sich nach dem 0:4 in Meppen hingegen möglicherweise vor einem Wendepunkt: Kritische Stimmen werden lauter, behalten jedoch noch nicht die Oberhand. Wie treffend, dass am Sonntag die Würzburger Kickers zum ultimativen Krisengipfel in Westsachsen aufkreuzen. Ob der FSV Zwickau ganz nebenbei einen Trainerwechsel finanziell stemmen könnte, steht auf einem anderen Blatt Papier.