Hinrundenfazit Erfurt: Krämer hat viel Arbeit vor sich

Rot-Weiß Erfurt schloss seine Hinrunde der Spielzeit 2015/2016 auf dem 17. Tabellenrang ab und befindet sich damit in höchster Abstiegsnot. 21 Punkte aus 21 Spielen – so schlecht hatte RWE in der Historie der eingleisigen dritten Liga noch nie abgeschnitten. Was lief schief am Steigerwald? Eine interessante Frage, die liga3-online.de im Hinrundencheck der Rot-Weißen zu klären versucht.

Das lief gut

Viele junge Spieler wurden in die Mannschaft eingebunden. Spieler wie Ioannis Nikolaou, Florian Bichler, Pablo Pigl oder Tugay Uzan schafften den Sprung in den Kader und erhielten regelmäßige Einsätze. Zuletzt wurde sogar auf das 19-jährige Eigengewächs Theodor Bergmann in der Startelf gesetzt, zudem bestätigte der nur zwei Jahre ältere Okay Aydin seine wichtige Rolle im Team abermals.

Mit Eric Domaschke wechselte der mittlerweile geschasste Trainer Christian Preußer überraschend nach acht Spieltagen seinen Stammtorhüter – eine schlechte Entscheidung war dies nicht. Domaschke zeigte solide Leistungen und wenige Fehler, erlangte sogar einen besseren Notenschnitt als sein Kontrahent Philipp Klewin. Es bleibt abzuwarten, wer die Gunst vom neuen Coach Stefan Krämer in der Rückserie erhalten wird.

Zudem waren die Heimauftritte der Rot-Weißen zumindest eines Mittelfeldteams würdig. Fünf Siege, zwei Remis, vier Niederlagen – das bedeutet Rang 10 in der Heimtabelle. Warum es dennoch nur für einen mageren 17. Platz in der Gesamtabrechnung reichte?

Das lief schlecht

Die Auswärtsspiele! Ohje, ohje. Wer sich einen Anhänger von Rot-Weiß Erfurt nennt und seine Farben bis an die entlegensten Ecken der Republik begleitet, muss momentan ein äußerst hartes Fell besitzen. Zehn Spiele absolvierten die Erfurter auf des Gegners Platz und fuhren neben vier Unentschieden sechs Niederlagen ein. Damit ist RWE die einzige Mannschaft der 3. Liga, die auswärts noch nicht gewinnen konnte.

Mit dem tabellarischen Niedergang einher geht ein Absturz in der Fairplay-Tabelle, dort belegt Rot-Weiß sogar den allerletzten Platz. 60 Gelbe Karten, zwei Gelb-Rote und eine glatte Rote Karte – so die traurige Bilanz aus Erfurter Sicht. Nebenbei markierte die Entlassung von Christian Preußer einen neuerlichen Tiefpunkt. Drei Niederlagen in Folge hatten das Fass zum Überlaufen gebracht. Doch auch Interimscoach Norman Loose konnte das Ruder nicht herumreißen. Mit Stefan Krämer mag der frische Wind gerade noch rechtzeitig kommen.

Bewertung der Neuzugänge

Ein kleinen Umbruch vollzog Rot-Weiß Erfurt zur Sommerpause, der auch dem Abgang einiger Eckpfeiler des Teams geschuldet war: Mit Kevin Möhwald, Andreas Wiegel und Rafael Czichos verließen gleich drei Stammspieler die Elf vom Steigerwald. Aufgrund der prekären finanziellen Lage wurde vermehrt auf Regionalligaspieler gesetzt – und viele davon erwiesen sich zumindest als akzeptable Verpflichtungen: Ob Pablo Pigl, Sebastian Szimayer, Tugay Uzan oder Ioannis Nikolaou –wie bereits oben angesprochen schafften diese es bereits in der Hinrunde, sich im Kader festzuspielen. Die Frage lautet bei fast allen: Reicht es für mehr als für Drittliga-Abstiegskampf?

Namhaftere Transfers waren da schon die von Mario Erb und Fabian Hergesell, die mit teils viel Drittliga-Erfahrung nach Thüringen wechselten und einen grundsoliden Job verrichteten. Eric Domaschke ergatterte sogar nach einiger Anlaufzeit den Posten des Stammtorhüters. Vom niederländischen Neuzugang Marc Höcher wurde dagegen noch etwas mehr erwartet, er hat speziell in der Defensivarbeit noch Nachholbedarf.

Die besten Spieler

Mario Erb und Andre Laurito bildeten die Säule der Mannschaft in der Innenverteidigung, verpassten beide je nur ein Spiel und lieferten die beständigste Arbeit in der gesamten Truppe ab. Eine überragende Hinrunde lieferte jedoch auch von diesen beiden keiner ab, sonst würde sich Rot-Weiß Erfurt wohl nicht auf diesem enttäuschenden Tabellenplatz wiederfinden.

Der schlechteste Spieler

Patrick Schikowski kam als vielversprechender Offensiv-Allrounder von Rot-Weiß Oberhausen, hatte dort in der Regionalliga West beachtliche 16 Scorerpunkte gesammelt. Bei den Rot-Weißen aus Erfurt startete er allerdings mit einer langwierigen Muskelverletzung und fand seitdem nie so recht den Anschluss: 14 mickrige Spielminuten stehen in seiner Vita dieser Spielzeit, statt dritter Liga musste er zuletzt in der Oberliga-Reserve gegen Bernburg und Bischofswerda spielen.

Das Fazit

Rot-Weiß Erfurt hat in der kompletten Hinrunde 2015/2016 absolut enttäuscht. Es darf schließlich nicht vergessen werden: Die ursprüngliche Mission 2016, die längst abgesagt wurde, sah einen Aufstieg zum Ende dieser Spielzeit vor! Glücklicherweise wurde dieses ambitionierte Ziel vorerst ad acta gelegt, denn statt Fortuna Düsseldorf und Eintracht Braunschweig könnten bald Bautzen und Meuselwitz drohen. Nach etlichen Hochs und vor allem Tiefs zwischen Juli und Dezember droht der Abstieg in die Regionalliga Nordost – ein Szenario, dass für die klammen Erfurter einem Alptraum gleicht und möglicherweise für ein längeres Versinken in der Amateurklasse sorgen könnte. Stefan Krämer steht kein leichter Job bevor, zumal das DFB-Transferverbot die Rot-Weißen in ihrem personellen Handlungsspielraum stark einschränkt.

Die Prognose

Stefan Krämer muss die verbleibenden Prozente aus den vorhandenen Möglichkeiten herauskitzeln – vielleicht geschieht dies auf eine emotionale Art und Weise, sodass eine Leidenschaft verkörpert wird, die der Elf unter Christian Preußer zuletzt nicht immer anzumerken war. Es kann zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht einmal gemutmaßt werden, in welchem Rahmen Stefan Krämer dies gelingen wird. Fest steht: Punktgleich mit dem 18. und 19. Tabellenplatz gibt es für Erfurt im neuen Jahr keine Ausreden mehr. Schwere Böden fordern die guten, alten Tugenden Kampfgeist und Willenskraft, in denen RWE gegenüber den Reserven von Werder Bremen und dem VfB Stuttgart durch einige „alte Hasen“ wie Sebastian Tyrala, Andre Laurito oder Carsten Kammlott einen gewissen Vorteil besitzen dürfte. Strecken müssen sich die Thüringer dennoch – einen Abstieg würde der Verein kaum verkraften.

 

   

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