Jan Simak – der Mann mit den zwei Gesichtern
Mit dem Wechsel von Jan Šimák vom FSV Mainz 05 zum FC Carl Zeiss Jena gewinnt nicht nur der Kader des FCC an Qualität, auch die Liga insgesamt dürfte durch einen Fußballer seiner Klasse ein ganzes Stückchen attraktiver werden. Darum wird euch liga3-online.de den Ausnahmespieler und Menschen Šimák heute etwas näher vorstellen.
Höhen und Tiefen
Jan Šimák wurde am 13.10.1978 im tschechischen Tábor geboren und begann im Alter von 5 Jahren bei Sokol Mezno mit dem Fußball spielen. Er durchlief etliche Vereine in seiner Heimat ehe er im Sommer 2000 von FK Chmel Blšany zum deutschen Zweitligisten Hannover 96 wechselte und dort seine bis heute wahrscheinlich beste Zeit erlebte. In 2 Spielzeiten erzielte er in 58 Spielen 27 Tore für die Niedersachsen und trug damit maßgeblich zum Aufstieg der 96er in die Bundesliga bei.
Nach seinen fantastischen Leistungen wurden nun auch andere Vereine auf den technisch starken und trickreichen Spielmacher aufmerksam. Šimák wechselte im Sommer 2002 für über 6 Millionen Euro zu Bayer Leverkusen, wo er fortan die Fäden im Mittelfeld ziehen sollte. Was damals aber kaum jemand wusste, ist dass der Mensch Šimák mit dem hohen Erwartungs- und Leistungsdruck des Profigeschäftes zu kämpfen hatte und diese Anspannung mit Alkohol und einem exzessiven Lebenswandel bekämpfte.
Wahrscheinlich waren unter anderem dies die Faktoren, warum er die Erwartungen in Leverkusen nicht erfüllen und an seine außergewöhnlichen Leistungen aus seinen Zeiten in Hannover anknüpfen konnte. Nach 2 Spielzeiten, in denen er auf lediglich 22 Einsätze kam, war dann 2004 für ihn in Leverkusen Schluss. Die darauffolgende Zeit ist keine einfache für Šimák. In Hannover versucht er wieder zu alten Leistungen zurück zu finden. Als das nicht gelingt geht er zurück in seine Heimat und heuert bei Sparta Prag an, doch auch dieser Versuch den freien Fall zu stoppen misslingt. Šimák begibt sich wegen Burnout und Alkoholismus in Behandlung.
Wieder zurück auf den Rasen
Nach überstandener Therapie kämpft sich Šimák bei Sparta Prag wieder zurück ins sportliche Leben. 2007 folgt dann die Rückkehr nach Deutschland zum Zweiligisten Carl Zeiss Jena. Obwohl die Thüringer in dieser Saison absteigen, erreicht die Mannschaft immerhin das Halbfinale des DFB-Pokals und Šimák zeichnet sich mehrfach durch seine technische Raffinesse sowie seine klugen Pässe und gefährlichen Torschüsse aus, sodass der VfB Stuttgart aufmerksam wird und ihn für die kommende Saison 2008/2009 verpflichtet. Im Dress der Schwaben absolviert er 22 Bundesligapartien und erzielt 2 Tore, der absolute Durchbruch bleibt allerdings aus. Auch der Wechsel nach Mainz bringt ihn sportlich nicht weiter.
Wieder ein Neuanfang
Die Rückkehr zum Drittligisten Carl Zeiss mutet da einmal mehr wie ein Neuanfang an. Zwar soll Šimák auch Angebote höherklassiger Vereine vorliegen gehabt haben, doch er entschied sich für die Saalestadt, in der er nach eigener Aussage eine gute Zeit gehabt hat. Damit entscheidet er sich für ein Team, in dem er Stammspieler und Leitfigur sein wird und die Verantwortung für die Integration und Führung jüngerer Spieler übernimmt. An ihm wird die Mannschaft künftig gemessen und der Erfolg des Teams wird maßgeblich von ihm abhängen.
Sportlich hat der mittlerweile 32-Jährige ganz sicher das Zeug dazu, doch der psychische Druck wird dadurch, erst recht bei möglichem Misserfolg, wieder zunehmen und es wird die Aufgabe des Trainers, des Vereins und auch der Mannschaft sein ihm einen Teil dieser Last abzunehmen. Wenn dieser Drahtseilakt gelingt, kann Jan Šimák in Jena einen zweiten Frühling erleben, den er sich seinem harten Kampf zurück auf den Fußballplatz mehr als verdient hat.