Kommentar: 1860 München, dieser Abstieg ist verdient

Lieber TSV 1860 München, dies ist eine Premiere für uns. Wir begrüßen Euch zum ersten Mal in unserer eingleisigen 3. Liga. Diesen Abstieg habt ihr euch in allen Belangen redlich verdient. Jahn Regensburg hat vorgemacht, für welche Werte diese Spielklasse steht. Ihr dagegen müsst in allen Belangen noch eine Menge dazulernen, um Euch den Respekt dieser Liga zu erarbeiten. Ein Kommentar.

Ohne Fußballsachverstand gehandelt

Diese Relegation war eine Schande, von vorne bis hinten. Ihr wart einst ein stolzer Traditionsverein, phasenweise ein Herausforderer des übermächtigen Stadtrivalen FC Bayern. Jahre später ist der Klub in seine Einzelteile zerfallen. Dominiert von einem jordanischen Investor mit Geld, viel Geld – aber ohne den nötigen Fußballsachverstand. Hasan Ismaik, der es geschafft hat, eine hohe zweistellige Millionensumme in eine Zweitliga-Mannschaft zu pumpen. Der aber über Jahre hinweg nicht einen Millimeter Fortschritt erzielte und durch mehrere fragwürdige Trainer-Entscheidungen, Spieler-Transfers und den Umgang mit Medien immer mehr an Glaubwürdigkeit und Sympathien verlor – immer mit dem Ziel: Bundesliga und Champions-League. Einen der "besten Vereine Europas" hatte Ismaik vor Augen. Dabei wart ihr eigentlich schon im Jahr 2015 gegen Holstein Kiel fällig, ihr kamt mit zwei blauen Augen davon. München feierte den Triumph wie einen Aufstieg – zog aber nicht einen richtigen Schluss aus der Beinahe-Katastrophe.

Mehr als bloß schlechte Verlierer

24 Monate später ist das Desaster besiegelt. Jahn Regensburg kam, sah und siegte. Dank all seiner gewillten Kämpfer: Etwa Marvin Knoll und Sebastian Nachreiner in der Innenverteidigung. Oder Kolja Pusch und Marc Lais im Zentrum. Ein Team, eine Einheit – garniert mit Finesse und Spielwitz auf den Flügeln. Und mit Philipp Pentke, dem Krieger zwischen den Pfosten, der kurz vor dem Spielende die Sitzschalen wie Diskusscheiben aus seinem Strafraum räumen musste. 1860-"Fans", ihr wart mehr als bloß schlechte Verlierer. Ihr habt die Reaktionen, für die nach einem Abstieg ansatzweise noch Verständnis aufgebracht werden können, um ein Vielfaches übertroffen – im negativen Sinne. Ihr habt wiederholt und bewusst gegnerische und eigene Spieler gefährdet, indem ihr Gegenstände – darunter Sitzschalen – auf den Platz, auf Menschen geworfen habt. Viele friedliche Sechzig-Fans schämen sich dafür nun in Grund und Boden. Mit einer Geldstrafe ist dieser Eklat nicht aufzuwiegen. Das war kein menschliches Verhalten mehr.

3. Liga steht für ehrliche Arbeit

Jahn Regensburg hat dagegen einen eindrucksvollen Vorgeschmack geliefert, was euch in unserer 3. Liga erwartet. Kampf, Leidenschaft und Einsatz, dazu eine gute Portion spielerische Klasse – dafür stehen wir, dafür stehen unsere Vereine. Sie stehen für Emotionen, für die ultimative Gier auf den Sieg, für knappe Spiele und längst nicht immer für hochklassige Duelle. Sie stehen nicht für Glamour, aber immer für ehrliche Arbeit, die belohnt wird. Und sie stehen für ihre Fans, die hin und wieder ebenso über die Stränge schlagen können. Aber deren Begeisterungsfähigkeit schlussendlich negative Schlagzeilen fast immer eindrucksvoll übermalt. Ihr, als TSV 1860 München, seid im aktuellen Zustand hingegen noch keine Bereicherung für diese Spielklasse. Es bleibt zu hoffen, dass sowohl auf sportlicher Ebene als auch in der Fankurve ein Reinigungsprozess in Gang gesetzt wird. Nur so können wir, als Anhänger der 3. Liga, euch guten Gewissens in unseren netten Kreis aufnehmen. Und das können wir versichern: Brüllt bei 1860 bald wieder der traditionsreiche, der stolze Löwe – dann finden wir in jedem Fall einen Platz für Euch.

   

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