Kommentar: Rot-Weiß Erfurt muss endlich Leistung erbringen
Es sollte wieder nichts mit einem Sieg der Rot-Weißen werden. Vor nur knapp 4.500 Zuschauern unterlag man im Preußenstadion den Gastgebern mit 2:3. Gästetrainer Alois Schwartz analysierte das Spiel gegenüber dem "MDR" folgendermaßen: "Ich bin enttäuscht. Die ersten 30 Minuten hat meine Mannschaft verschlafen. Nach dem 1:2 waren wir wieder im Spiel. Zu Zehnt haben wir uns gewehrt, haben den Anschluss geschafft. Und mit viel Glück wäre am Ende vielleicht noch ein Punkt möglich gewesen, aber insgesamt hat Münster verdient gewonnen."
Sieg gegen Jena weckte leichte Euphorie
Doch der geneigte Zuschauer fragt sich sicherlich wie es passieren kann, dass eine Mannschaft beinahe jeden Spieltag das Gleiche über sich ergehen lässt. Vielleicht sollte der Verein aus Thüringen beim DFB beantragen, dass die Spiele erst um 14:30 Uhr angepfiffen werden. Dann steht man eventuell auch geistig topfit auf dem Spielfeld und die Anhänger müssen nicht erst eine halbe Stunde warten, bis die Spieler aktiv ins Spielgeschehen eingreifen. Denn dann ist es meistens schon zu spät, wie am letzten Wochenende erneut unter Beweis gestellt wurde. Gerade nach dem Pokalerfolg gegen den ewigen Rivalen aus Jena hatten viele gehofft, dass die Mannschaft das gewonnene Selbstvertrauen auch in den Ligaalltag mitnehmen könne – vergeblich. Vor allem am Anfang der Partie musste sich die Erfurter Anhänger aufgrund der Darbietung schämen. Es war keinerlei Struktur zu erkennen, jeder gewonnene Ball wurde postwendend an den Gegner zurückgegeben. Erneut war die Elf bei Standards anfällig (1:0) und legte dem Gegner die Tore durch haarsträubende Fehler, dieses Mal in Form eines Fehlpasses durch Marco Engelhardt, selber auf. Der DDR-Meister von 1954 und 1955 durfte sich bei den Kickern von Preußen Münster bedanken, dass es aus eigener Sicht nur 0:2 stand. So blieb man dank des Treffers von Ströhl, welcher wirklich überraschend fiel, im Spiel.
RWE schlägt sich selber
Doch wie schon in einigen Spielen in dieser Saison sollte eine Undiszipliniertheit die Mannschaft wieder zurückwerfen. Nach zwei vermeidbaren Situationen musste Czichos schon nach 53 Spielminuten vorzeitig unter die Dusche. Es war der sechste Platzverweis im 15. Spiel. Ein Fakt, welcher die Verantwortlichen beunruhigen sollte und allmählich Konsequenzen nach sich ziehen müsste. Es ist schade, wenn sich die Mannschaft beinahe in jedem zweiten Spiel selber schwächt und durch den läuferischen Mehraufwand nicht mehr die Kraft hat, in entscheidenden Situationen dagegenzuhalten. Zu zehnt war die Truppe aus dem Steigerwald allerdings besser im Spiel als vor dem Pausentee. Man stand defensiv so gut, wie es in Unterzahl und in Rückstand liegend nun mal geht. Doch wenn die Spieler vor das Gehäuse vor Torhüter Masuch kamen, fehlte es vor dem Tor an Kaltschnäuzigkeit und spielerischer Klasse. Da sollte im Winter zwingend Verstärkung geholt werden, auch wenn der RWE finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist. Allerdings verlangen Situationen wie diese auch, dass man gewisse Risiken eingeht.
Mannschaft ist nun gefordert
Doch genau das zeigt, dass die Moral innerhalb des Teams intakt ist. Immerhin ein positiver Aspekt, der aus dem Spiel gezogen werden kann. Es wird klar, dass das Pokalspiel in Jena nicht überbewertet werden darf. Trotz aller Freude über den Derbysieg und den damit verbundenen Einzug ins Halbfinale des Landespokals, war es – bei allem Respekt – nur ein Viertligist, welcher zwar kämpfte, aber unter normalen Umständen spielerisch nicht mit der Konkurrenz aus Liga drei mithalten kann. Und gerade am Ende mussten die Erfurter das Ein oder andere Mal ums Weiterkommen zittern. Nun ist die Mannschaft bei den beiden folgenden Heimspielen gegen Chemnitz und Babelsberg gefordert und muss endlich aus den Fehlern lernen. Es bleibt aus Erfurter Sicht zu hoffen, dass die Mannschaft nicht unter dem Druck, welcher auf ihr lastet, zusammenbricht. Außerdem sollten die Fans geschlossen hinter der Mannschaft stehen. Jeder, der selber mal vor Zuschauern und mögen es noch so wenige gewesen sein, vor den Ball trat, weiß, dass es nicht förderlich ist, wenn jede misslungene Aktion mit Pfiffen quittiert wird. Die Verunsicherung auf dem Platz steigt und es kommt kein flüssiges Spiel zu Stande, da die Angst erneut ausgepfiffen zu werden überwiegt.
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