Kommentar: Erfurt muss jetzt den Neuanfang einleiten

Nur noch zwölf Spiele und schon elf Punkte hinter dem rettenden Ufer – mit eingerechnetem Punktabzug sind es sogar zwölf Zähler. Klar scheint: Selbst ein Wunder wird dem FC Rot-Weiß Erfurt kaum noch den Klassenerhalt bescheren können. Daher sollte RWE nun die Notbremse ziehen, Insolvenz anmelden und somit frühzeitig den Neuanfang in der Regionalliga einleiten. Ein Kommentar.

Immer wieder Durchhalteparolen

Ja, der FC Rot-Weiß Erfurt hat im Thüringen-Derby gegen Carl Zeiss Jena lange Zeit gut mitgespielt und ja, die Mannschaft von Trainer Stefan Emmerling hätte sich auch mindestens einen Punkt verdient gehabt. Nach Schlusspfiff aber musste der Tabellenletzte wieder einmal mit leeren Händen nach Hause fahren, weil der Gegner dieses kleine aber entscheidende bisschen galliger und letztlich auch kaltschnäuziger im Abschluss war und dadurch noch spät zum umjubelten Siegtreffer kam.

Den Erfurter Spielern blieb hinterher einmal mehr nur das immer wiederkehrende Credo, dass der Klassenerhalt dennoch weiterhin machbar sei, auch wenn dieses Szenario immer unwahrscheinlicher wird. "Solange es rechnerisch noch möglich ist, versuchen wir alles", sagte beispielsweise RWE-Torwart Philipp Klewin, hängte aber auch noch an: "Solange der Verein nicht den roten Knopf drückt."

Insolvenz als Chance

Dieser "rote Knopf" wäre die geordnete Insolvenz, die Ehrenpräsident Klaus Neumann angesichts eines Schuldenbergs von rund 8,1 Millionen Euro bereits im Januar ins Gespräch brachte und die einen Abzug von neun Punkten und damit den endgültigen Abstieg zur Folge hätte. Dieser "rote Knopf" wäre aber gleichzeitig auch die große Chance auf einen schuldenfreien Neuanfang und die Möglichkeit für den Verein, sich in Ruhe und mit großen Vorlauf neu aufzustellen.

Eine Chance, die Rot-Weiß Erfurt nun so schnell wie möglich nutzen sollte. Denn mal ehrlich: Den Klassenerhalt werden die Thüringer ganz realistisch betrachtet nicht mehr schaffen. Zu groß ist der Abstand auf die Nicht-Abstiegsplätze, zu schwach ist die Offensive und zu inkonstant die aktuelle Form des Teams. Selbst die kürzlich von Abwehrspieler Luka Odak in der "Bild" geäußerte Hoffnung, dass andere Vereine vielleicht die Lizenzbedingungen nicht erfüllen könnten und Erfurt dann schon Platz 18 reichen würde, ist letztlich sehr vage und kann kein Ziel sein. Denn dann müsste RWE bis nach dem letzten Spieltag mit der Insolvenz-Anmeldung warten und würde die Hypothek des Punktabzugs mit in die vierte Liga nehmen, sofern alle Vereine die Zulassung für die neue Drittliga-Saison sollte. Eher sollte es nun darum gehen, zu früh wie möglich Planungssicherheit für die Regionalliga zu haben.

Fester Aufstiegsplatz in der Regionalliga Nordost als Chance

Denn hier liegt eine weitere Chance der Erfurter. Aufgrund der neuen Aufstiegsregelung in den Regionalligen hat die Staffel Nordost in der kommenden Spielzeit einen festen Aufstiegsplatz, durch den die immer wieder harsch kritisierte Relegationsrunde entfällt. Natürlich ist nicht gesagt, dass Erfurt direkt im ersten Jahr nach dem Abstieg und mit größtenteils neu zusammengestellten Kader sofort um den Wiederaufstieg mitspielen wird. Aber je länger der Verein nun wartet, bis er für die Regionalliga plant, desto unwahrscheinlicher wird das beschriebene Szenario. Allzu lange sollte RWE daher nicht mehr warten …

   

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