Lizenz-Verfahren: Die letzten Stunden vor den Entscheidungen

Ein turbulenter Tag in Sachen Lizenzierungsverfahren für die 3. Liga neigt sich dem Ende: Viele Drittliga-Vereine konnten bereits verkünden, dass alle vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) geforderten Lizenzbedingungen erfüllt werden konnten und der Lizenzerteilung für die kommende Drittliga-Spielzeit 2012/2013 nichts mehr im Wege steht – nur noch nicht alle 20 Teams. Bis zum morgigen Freitag, den 1. Juni 2012, um 15.30 Uhr müssen alle Vereine ihre Unterlagen beim DFB eingehen lassen. liga3-online.de wirft wenige Stunden vor den Lizenz-Entscheidungen nach der großen Reportage im April nochmal einen genauen Blick auf die Lizenzierungsverfahren aller Drittliga-Vereine.

(Reihenfolge nach dem Alphabet, Stand 31.05.2012)

1. FC Heidenheim:
Lizenz erteilt

Für den 1. FC Heidenheim waren die letzten Wochen eher ruhig, schließlich erteilte der DFB den Heidenheimer die Lizenz unlängst ohne Auflagen und Bedingungen. FCH-Geschäftsführer Holger Sanwald sagte damals stolz auf der Vereinshomepage: "Wir freuen uns sehr, dass unsere gute Arbeit auch außerhalb des Spielfeldes und unsere finanziell solide Geschäftspolitik wieder bestätigt wurde."

1. FC Saarbrücken:
Tendenz: Lizenz erteilt

Beim 1. FC Saarbrücken stellten die vom DFB gestellten Lizenzbedingungen auch nie wirklich ein Problem dar. Zwar musste der FCS Nachweise erbringen, dazu müssen aber nur unterschriebene Sponsorenverträge eingereicht werden. Schon vor mehreren Wochen sagte FCS-Schatzmeister Dieter Weller gegenüber der "Saarbrücker Zeitung" dazu: "Wir haben die Lizenz für die kommende Saison", die Auflagen seien "wie jedes Jahr" und ein "völlig normaler Vorgang". Die Sponsorengelder konnten aufgrund des Nichtwissens der Liga noch nicht eher als Anfang Mai vorgewiesen werden: "Daher konnten wir unseren Sponsoren noch kein verlässliches Leistungspaket schnüren." Einer Lizenzerteilung steht insofern nichts im Wege.

Alemannia Aachen:
Lizenzauflagen noch nicht erfüllt

Sorgenkind Alemannia Aachen: Der Zweitliga-Absteiger plagt sich mit finanziellen Problemen, die einen direkten Durchmarsch in die Regionalliga zur Folge haben könnten. Ein Hauptproblem war das zu teure Stadion, der neu gebaute Tivoli. Dort schaffte die Stadt Aachen Abhilfe, indem diese einer Gründung einer "AC GmbH" zugestimmt hat, über die eine Umschuldung der Stadionkredite laufen soll (Kredithöhe rund 19 Millionen Euro). Damit noch nicht genug: Den Aachener fehlt bis dato noch ein Haupt- bzw. Trikotsponsor. Geschäftsführer Frithjof Kraemer sagte gegenüber der "Aachener Zeitung" aber, dass ein Hauptsponsor nicht zwingend erforderlich für die Lizenzerteilung sei: "Wir haben andere Szenarien entwickelt", sagte er. Das Ende ist aber noch offen, in Aachen bleibt es spannend.

Arminia Bielefeld:
Lizenz erteilt

Der DSC Arminia Bielefeld gehört zu den glücklichen Vereinen, die heute Vollzug in Sachen Lizenzierungsverfahren vermelden konnten. Der Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit konnte erbracht werden, einer Lizenzerteilung steht nichts mehr im Wege. Arminia-Geschäftsführer Marcus Uhlig sagte dazu in einer Mitteilung: "Wir haben nunmehr alle Maßnahmen zur Bedingungserfüllung erfolgreich und rechtzeitig abgearbeitet und entsprechend belegt. Wie die anderen Drittligisten erwarten wir nun in den kommenden Tagen die offizielle Zulassungserteilung durch den DFB. Unser Dank gilt bereits jetzt allen, die unsere Arbeit durch ihr Engagement unterstützt haben."

Chemnitzer FC:
Tendenz: Lizenz erteilt

Dem Chemnitzer FC wurde die Lizenz unter Auflagen und Bedingungen erteilt. Die "Himmelblauen" müssen noch Werbeeträge für die kommende Spielzeit nachweisen. Laut CFC-Vereinschef Mathias Hänel ist das nichts Neues: "Dass wir noch Werbeerträge nachweisen müssen, ist nichts Neues. Das trifft uns jedes Jahr. Ich hoffe, dass die Sponsoren die sehr positive sportliche Entwicklung im Verein honorieren", sagte er vor mehreren Wochen gegenüber der "Freien Presse".

FC Rot-Weiß Erfurt:
Lizenz erteilt

Wie der FC Rot-Weiß Erfurt heute bekanntgab, habe auch der RWE die Lizenz vom DFB erteilt bekommen. Der DFB hatte geringfügige Auflagen in Bezug auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Vereins gestellt, außerdem mussten einige Kontrollen am Stadion vorgenommen werden. Die gute Nachricht von der DFB-Zentralverwaltung ist zwar noch nicht abschließend, aber auf jeden Fall etwas mehr als nur eine Tendenz. "Das bedeutet, dass die kleineren Auflagen erfüllt werden konnten. Damit ist die Zulassung zur 3. Liga quasi erteilt, wenn auch die formell das Verfahren abschließende Mitteilung über die Zulassung, die erst nach Entscheidung aller Gremien des Verbandes ausgesprochen wird, noch aussteht. Diese gilt als Formalität und soll nach Auskunft des Verbandes innerhalb der kommenden zwei Wochen erfolgen", sagte RWE-Pressesprecher Wilfried Mohren dazu in einer Mitteilung.

Hallescher FC:
Tendenz: Lizenz erteilt

Auch der Aufsteiger Hallescher FC macht derzeit Bekanntschaft mit den harten Lizenzbedingungen in der 3. Liga. Für die Lizenzerteilung hat der DFB dem HFC Auflagen erteilt, die es bis morgen früh abzuarbeiten gilt. Vor mehreren Wochen sagte Halle-Manager Ralph Kühne gegenüber der "Leipziger Volkszeitung": "Keine Sorge, das ist alles realistisch und machbar." Daher gehen auch wir davon aus, dass der Hallesche FC in der kommenden Saison drittklassig spielen wird.

F.C. Hansa Rostock:
Lizenz erteilt

Das größte Sorgenkind der Liga war wohl der F.C. Hansa Rostock, der nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga in der 3. Liga große Probleme mit der Erfüllung der Lizenzauflagen hatte. Erst ein Votum der Rostocker Bürgerschaft, dem F.C. Hansa ein Rettungspaket zu schnüren, lässt die "Kogge" wieder atmen. Ein rund 16 Millionen Euro hoher Schuldenberg lastete auf dem Klub, die Insolvenz drohte, ehe die Stadt das Hilfspaket schnürte. Nach der Abstimmung gaben auch die vier Gläubiger des Vereins bekannt, einem Forderungsverzicht zustimmen zu wollen. "Wir sind davon überzeugt, damit die Bedingungen in Form der wirtschaflichten Voraussetzungen der DFL und des DFB zu erfüllen. Diese sind notwendig, um am Spielbetrieb in der kommenden Saison 2012/2013 teilzunehmen. An dieser Stelle bedanken wir uns recht herzlich bei allen Gläubigern für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen", sagte der Hansa-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann in einer Mitteilung.

Karlsruher SC:
Tendenz: Lizenz erteilt

Beim Relegationsverlierer und Zweitligaabsteiger Karlsruher SC sickern kaum Informationen zum Lizenzierungsverfahren durch. Die Lizenz sei unter "normalen Auflagen" vom DFB erteilt worden, teilte der Verein vor mehreren Wochen mit. Es steht wohl lediglich die Reduzierung des Eigenkapitalanteils an, um die Lizenz zu erhalten.

Kickers Offenbach:
Tendenz: Lizenz erteilt

Die Kickers Offenbach hatten die Lizenz vom DFB ebenfalls nur unter Auflagen erhalten, die Kickers müssten laut Geschäftsführer Thomas Kalt aber nur Formalien erledigen, die schriftlich erledigt werden könnten. So steht einem weiteren Jahr in der 3. Liga wohl nichts im Wege.

SC Preußen Münster:
Lizenz erteilt

Der SC Preußen Münster hat die Lizenz für die kommende Saison erhalten – das teilte der Klub vor kurzem mit. Für Preußen-Präsident Dr. Marco de Angelis war das Lizenzierungsverfahren kein Problem: "Das war alles kein Problem. Wir mussten die Auflage erfüllen, dass für noch ausstehende Sponsorenverträge eine Liquiditätsreserve bereitgestellt wird. Das haben wir problemlos geschafft", sagte er gegenüber den "Westfälischen Nachrichten". Der Verein kommt laut de Angelis im kommenden Jahr auf einen Gesamtetat von 5,5 Millionen Euro, wovon 3 Millionen Euro in die Erste Mannschaft investiert werden (Spieler und Trainer/Betreuer).

Stuttgarter Kickers:
Lizenz erteilt

Aufatmen beim Aufsteiger Stuttgarter Kickers: Heute kam die frohe Botschaft, dass die Kickers ihre Lizenz bekommen werden. Es waren Auflagen im wirtschaftlichen Bereich zu erfüllen, ebenso im technisch-organisatorischen. Denn das Stadion der Kickers, das GAZi-Stadion, hat lediglich eine Gesamtkapazität von 1.000 Plätzen, der DFB fordert 2.000 Plätze. Dies konnten die Stuttgarter Kickers aber mit einer Sondergenehmigung ausgleichen. Präsident Prof. Dr. Rainer Lorz sagte heute in einer Mitteilung: "Wir haben unsere Hausaufgaben hinsichtlich der Lizenzierung sehr ordentlich gemacht und freuen uns jetzt über die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes."

SV Babelsberg 03:
Lizenz erteilt

Die Babelsberger haben es geschafft: Der lange als gefährdet gegoltene Klub hat alle Auflagen und Bedingungen erfüllen können. Vor mehreren Wochen hatte Geschäftsführer Klaus Brüggemann gegenüber der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" noch gesagt: "Der Verein muss finanzielle Auflagen erfüllen. Diese fallen ein bisschen höher aus als im Vorjahr." Dabei hatten die Filmstädter im Vorjahr schon Probleme mit der Erfüllung der Lizenzauflagen. Nun ist es geschafft, auf der Vereinshomepage prangt der Satz "aus Sicht der DFB-Zentralverwaltung sind sämtliche gestellten Bedingung erfüllt".

SV Darmstadt 98:
Tendenz: Lizenz erteilt

Der SV Darmstadt 98 musste nicht, wie fast alle anderen Klubs, im wirtschaftlichen Bereich nachbessern, um die Lizenz vom DFB zu erhalten. Nur die Infrastruktur am baufälligen "Stadion am Böllenfalltor" muss verbessert werden. SV98-Präsident Hans Kessler auf der Vereinshomepage: "Der SV 98 ist optimistisch, in Zusammenarbeit mit der Stadt Darmstadt alle erteilten Auflagen im Bereich Stadioninfrastruktur fristgerecht erfüllen zu können. Die Entscheidung des DFB und die erteilten Auflagen sind allerdings ein weiterer Beleg dafür, dass alle Beteiligten ihre Bemühungen um eine zukunftsfähige Stadionlösung in Darmstadt engagiert weiter vorantreiben müssen, um die Mittel sinnvoll, zukunftsorientiert und vor allem nachhaltig einsetzen zu können."

SV Wacker Burghausen:
Tendenz: Lizenz erteilt

Der SV Wacker Burghausen muss im finanziellen Bereich nachbessern. Rund 2 Millionen Euro müssen als gesicherte Einnahmen auf dem Papier stehen, die hauptsächlich durch Sponsoringeinnahmen gestemmt werden können. Durch die Qualifizierung für den DFB-Pokal fließen auch die Teilnahme-Gelder mit in diese gesicherten Einnahmen.

SV Wehen Wiesbaden:
Tendenz: Lizenz erteilt

Der SV Wehen Wiesbaden rückt nur wenig mit Informationen zum Lizenzierungsverfahren raus. Die letzte Information war, dass der DFB dem SVWW die technisch-organisatorische und sicherheitstechnische Leistungsfähigkeit vollständig anerkannte. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit muss mit einer Liquiditätssumme bestätigt werden. Geschäftsführer Wolfgang Gräf dazu auf der Vereinshomepage: "Die Nachfragen des Verbandes im Lizenzierungsverfahren bewegen sich in dem erwarteten Rahmen."

SpVgg. Unterhaching:
Lizenzauflagen noch nicht erfüllt

Die Lizenzerteilung für die kommende Drittliga-Spielzeit ist bei der SpVgg. Unterhaching noch sehr fraglich. Die Situation bei den Hachingern scheint sehr ernst zu sein, Präsident Engelbert Kupka sagte gegenüber dem "Münchener Merkur": "Wir tun wirklich alles, damit die Lichter hier nicht ausgehen." Es fehlt noch ein Haupt- bzw. Trikotsponsor sowie rund 100.000 Euro, um den Gesamtetat für die kommende Saison zu stemmen. Eine sehr kritische Situation also beim Münchener Vororts-Klub.

VfL Osnabrück:
Lizenz erteilt

Auch der VfL Osnabrück galt lange Zeit als Sorgenkind der Liga. Eine Liquiditätssumme in Höhe von 2 Millionen Euro für die kommende Saison und die Rückrunde der vergangenen Saison müssen die Lila-Weißen stemmen – eine Summe, die kein Drittliga-Verein aus der Porto-Kasse zahlt. Nachdem der Rat der Stadt Osnabrück in der vergangenen Woche der ersten Stufe eines "Zwei-Stufen-Plans" zur Rettung des Klubs zustimmte, ist die Lizenz laut VfL-Präsident Gert Lehker nun gesichert: "Die Liquiditätsreserve haben wir beisammen, es ist alles geprüft. Wir haben ein Etappenziel erreicht", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Fazit:
Schlechte Chancen für die Absteiger

Finanzielle Absteiger sind in der 3. Liga eigentlich Gang und Gebe – dieses Jahr aber wohlmöglich nicht?! Nur zwei Vereine stecken noch tief in der Finanz-Krise, unmachbar sind die zu erledigenden Hausaufgaben aber nicht. Die Absteiger FC Carl Zeiss Jena, Rot-Weiß Oberhausen und Werder Bremen II hoffen noch auf das Zusammenbrechen eines Drittligisten, wonach es derzeit aber nicht aussieht. Bis morgen, 1. Juni 2012, um 15.30 Uhr müssen alle Unterlagen für die Erfüllung der Lizenzbedingungen beim DFB eingegangen sein. Wenn die Zentralverwaltung des DFB der Erfüllung dann zustimmt, gehen die Unterlagen an die verschiedenen Gremien des Verbandes, die dann schlussendlich über die Lizenzerteilung entscheiden. Dies kann und wird sich aber noch bis Mitte Juni herauszögern. Spannend bleibt es allemal…

Anmerkung:
Die Teams Borussia Dortmund II und VfB Stuttgart II sind von dieser Reportage ausgeschlossen. Bei ihnen stellt eine Lizenzerteilung aufgrund der Zugehörigkeit zu einem finanzstarken Bundesligisten kein Problem dar.

liga3-online.de wird am morgigen 1. Juni und darüber hinaus über die noch ausstehenden und dann bekanntgegebenen Lizenz-Entscheidungen berichten.

Bei Rückfragen zu dieser Reportage zur aktuellen Lizenzierungs-Lage aller Drittligisten senden Sie bitte eine E-Mail an christopher.bredow@liga3-online.de.

FOTO: Flohre Fotografie // bearbeitet

   

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