Münster: Steffen-Entlassung hinterlässt faden Beigeschmack
Am Ende ging es dann doch ganz schnell. Der SC Preußen Münster trennte sich am Dienstagnachmittag von seinem Trainer Horst Steffen. Im sechsten Drittliga-Jahr war er der vierte Trainer bei den Westfalen, der seinen Platz vorzeitig räumen musste. Ein Kommentar.
Der Trainer bleibt – oder auch nicht…
Es war ein komischer Dienstag an der Hammer Straße und doch sehr bezeichnend für die vergangenen Wochen und Monate beim SCP. Noch vor der Nachmittagseinheit, sprich Dienstagmorgen, tagten Teile des Präsidiums in einer Vorstandssitzung über die sportliche Misere und wohl auch über die Zukunft von Horst Steffen. Entscheiden wollte man an diesem Tage dann aber doch nichts. Man „benötige noch etwas Input“, so Präsident Georg Krimphove in einem kurzen Statement bei "westline.de". Kein Bekenntnis zum Trainer, aber auch kein Rauswurf. So bekam die Nachmittagseinheit einen faden Beigeschmack, als Horst Steffen wie ein angezählter Boxer noch einmal das Training leiten durfte. Wer dachte, dass es das war an diesem Tage, sah sich jedoch getäuscht. In einem Gespräch unmittelbar nach dem Training auf der Geschäftsstelle wurde der Preußen-Trainer über seine Freistellung informiert. Dann also doch…
Erschreckende saisonübergreifende Bilanz
Als Nachfolger von Ralf Loose übernahm Horst Steffen am Heiligabend 2015 den SCP, der sich zu jenem Zeitpunkt auf dem 5. Tabellenplatz befand. Er war der neue Hoffnungsträger zu einer Zeit, als die sportlichen Erfolge auf der Strecke blieben und der Spielstil zu wünschen übrig ließ. Der Sympathieträger sollte die Adlerträger endlich wieder fit machen und schnellstmöglich den Kontakt zu den Aufstiegsrängen wiederherstellen. Es kam dann aber doch alles anders. Die saisonübergreifende Bilanz von Steffen liest sich erschreckend: Aus 27 Drittliga-Partien holte er mit seinem Team lediglich 26 von 81 möglichen Punkten. Der Start in die neue Saison begann trotz eines großen Personalumbruchs katastrophal. Nach zehn Spieltagen finden sich die Adlerträger auf dem vorletzten Tabellenplatz wieder. Lediglich zwei Siege – beide gegen U23-Teams – stehen auf der Habenseite. Das Abstiegsgespenst schwebt über dem Preußenstadion und scheint sich dort auch noch sehr wohl zu fühlen.
Professionalität beim SCP? Fehlanzeige!
Und weil eben genau diese Zahlen nicht lügen, griff nun auch in Münster ein Rad ins andere und Horst Steffen musste seinen Platz räumen. Das andauernde kollektive Versagen seines Teams wurde ihm zum Verhängnis – die Siege gegen Mainz II und Bremen II beschönigten zwar die Bilanz, waren aber noch nicht einmal Lichtblicke am Horizont. Trotz des großen Umbruchs mit zehn neuen Spielern fehlt dem SCP die Qualität auf dem Platz. Gute Einzelspieler bilden noch längst nicht ein gutes Team, welches erfolgreichen Fußball spielt. Hinzu kommt, dass Führungsspieler ihren Erwartungen hinterherlaufen und die Defensive der Adlerträger zu dünn besetzt wurde. Fakten, die Fragen aufwerfen. Fragen, die sich auch die scheidende Clubführung um Georg Krimphove und Thomas Bäumer und Sportvorstand Carsten Gockel gefallen lassen müssen. Eben jene, die am Dienstag nicht sonderlich professionell im Umgang mit Horst Steffen und der Öffentlichkeit auftraten und am Ende des Tages den Trainer dann doch beurlaubten…