Nowag kritisiert Aufsichtsrat-Rücktritt: "Bringt Unruhe"
Nach dem der Aufsichtsrat des FC Rot-Weiß Erfurt am Donnerstagmittag geschlossen seinen Rücktritt erklärt hatte, hat sich nun das Präsidium in einer Stellungnahme zu Wort gemeldet und das Handeln des Aufsichtsrats kritisiert. Unterdessen wurde bekannt, dass Ex-Präsident Rolf Rombach durch den Aufsichtsrat als Insolvenzverwalter installiert werden sollte.
"Aufsichtsrat war informiert"
Das Chaos bei Rot-Weiß Erfurt geht in eine neue Runde. Das Problem: Hinter den Kulissen ziehen Präsidium und Aufsichtsrat nicht an einem Strang. Das führte am Donnerstag zum geschlossenen Rücktritt des Aufsichtsrats. Dessen Vorsitzender, Michael Tallai, warf Nowag "mehrere erhebliche Vertrauensbrüche" vor und kritisierte ihn dafür, die Insolvenzanmeldung am Dienstagabend im Alleingang durchgeführt zu haben. Nowag widerspricht dem nun und verweist in der Stellungnahme auf eine außerordentliche Präsidiumssitzung am 13. März, zu der auch Michael Tallai eingeladen worden war. Dieser habe seine Teilnahme jedoch nicht zusagen können, auch eine vorgeschlagene telefonische Zuschaltung sei nicht zustande gekommen, so Nowag.
Da der Fertigstellung des Insolvenzantrages eine Sitzung des Aufsichtsrates am 27. Februar vorausgegangen war, auf der der Aufsichtsrat entsprechend informieren worden sei, bleibe daher festzustellen, "dass der Aufsichtsrat in Bezug auf den Insolvenzantrag in vollem Umfang eingebunden war", so das Präsidium um Frank Nowag und Vize Knut Herber. Daher fehle es für den nun erfolgten geschlossenen Rücktritt des Aufsichtsrates "an einem nachvollziehbaren Grund." Er bringe dem Verein "weitere Unruhe und Unsicherheit", heißt es in der Stellungnahme. "Selbst bei unterschiedlichen Auffassungen muss das Wohl des Vereins ‑ auch und gerade in dieser schwierigen Phase ‑ über Allem stehen."
Aufsichtsrat wollte Rombach als Insolvenzverwalter
Der Knackpunkt: Während Nowag ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung anstrebt und einen entsprechenden Antrag beim Amtsgericht eingereicht hat, wollte der Aufsichtsrat Ex-Präsident Rolf Rombach, der im vergangenen November zurückgetreten war, als Insolvenzverwalter installieren. Ein Vorhaben, das beim Präsidium auf starke Ablehnung stieß: "Wir sind nicht angetreten, um jetzt die Geschicke des Vereins wieder in die Hände von Herrn Rombach zu legen. Wir stehen dabei dem Verein und unseren Mitgliedern im Wort."
Wie es nun weitergeht, ist offen. Am Freitag will das Amtsgericht Erfurt nach MDR-Angaben eine Entscheidung treffen, ob es dem Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zustimmt. Falls nicht, droht RWE im schlimmsten Fall eine komplette Abwicklung des Vereins, was eine Löschung aus dem Vereinsregister zur Folge hätte. Dann müsste in der untersten Liga ein neuer Verein gegründet werden – der FC Rot-Weiß Erfurt wäre Geschichte. Ein Horror-Szenario, das unbedingt verhindert werden soll.