Prognose: Wer steigt in die Regionalliga ab?
Vier Spieltage vor dem Abschluss der Saison 2016/17 hat sich auch der Abstiegskampf nochmals zugespitzt. Grund ist der SC Paderborn, der mit einem 3:1-Erfolg über die Sportfreunde Lotte ein deutliches Lebenszeichen von sich gegeben hat und damit die zuletzt nicht mehr konstant punktenden SV Werder Bremen II und Rot-Weiß Erfurt unter Druck setzt. Zwei Vereine wird es neben dem durch einen Punktabzug bereits abgestiegenen FSV Frankfurt noch erwischen – heiße Karten besitzt der FSV Mainz 05 II, der fast über die ganze Saison hinweg auf dem letzten Platz stand, nun aber nochmals leichte Hoffnung schöpft. Aber auch der SV Wehen Wiesbaden und Fortuna Köln sind noch nicht endgültig durch. Gibt es vielleicht sogar noch eine Überraschung im Abstiegskampf?
Der SV Wehen Wiesbaden hat sich durch gute Ergebnisse unter Rüdiger Rehm in eine souveräne Position gebracht. Sieben Punkte Vorsprung und ein akzeptables Torverhältnis lassen den SVWW vorerst durchatmen, schon am kommenden Spieltag kann die endgültige Klassensicherung perfekt gemacht werden. Und mal ehrlich: Wer glaubt daran, dass Werder Bremen sieben Punkte und der SC Paderborn sogar derer acht binnen vier Spielen aufholen werden? Die gute Torbilanz erhöht hier den Vorsprung von Wiesbaden sogar noch. Es müsste mit dem Teufel zugehen, damit Wiesbaden vor dem 38. Spieltag noch immer zittern muss. Ein Sieg aus vier Partien bringt Wiesbaden so oder so den Klassenerhalt. An den verbleibenden Spieltagen warten Auswärtsspiele in Rostock und Halle sowie Heimauftritte gegen Großaspach sowie den FSV Frankfurt – ein allemal lösbares Programm. Abstiegswahrscheinlichkeit: 3 Prozent
Ähnlich wie Wiesbaden ergeht es auch Fortuna Köln, aber mit leicht veränderten Vorzeichen. Zwar verfügt Köln über die gleiche Anzahl an Punkten, aber über ein schwächeres Torverhältnis – zudem zeigte die Formkurve zuletzt wieder nach unten. Ja, in der Rückrundentabelle ist die Elf von Trainer Uwe Koschinat aktuell auf einem Abstiegsplatz. Auch daher sollte man sich in der Domstadt trotz sieben Zählern Vorsprung noch nicht vollends sicher sein, zumal am Freitag das direkte Duell mit dem SC Paderborn wartet. Eine Heimniederlage würde ausreichen, um das Zittern zurückzubringen, ein Heimsieg hingegen den Klassenerhalt vorzeitig festigen. Was für eine einfache Rechnung! Im Anschluss warten mit Osnabrück und Duisburg gleich zwei Aufstiegskandidaten, abschließend folgt die Reise zu Mainz 05 II. Im Normalfall sollte es dann um nichts mehr gehen, auszuschließen ist ein später Absturz aber nicht. Abstiegswahrscheinlichkeit: 7 Prozent
Schnell kritischer wird es rund um Rot-Weiß Erfurt, die mit vier Zählern Vorsprung von Paderborn ohne Weiteres eingefangen werden könnten. Das Problem von RWE: Spielerisch stellen die Thüringer seit Beginn der Spielzeit fast durchweg einen Kandidaten für die unteren Plätze dar, gemeinsam mit Bremen II stellen sich mit 26 Toren aus 34 Spielen den schwächsten Sturm der 3. Liga. Immerhin stimmt die Defensivarbeit, Erfurt kassiert weniger Treffer als etwa Jahn Regensburg oder der FSV Zwickau, die um die vorderen Plätze mitspielen. Die Form spricht jedenfalls nicht für Rot-Weiß: Sieben Spiele in Folge wurden nicht gewonnen, darunter waren allerdings auch fünf Remis – so mauserte sich Erfurt Punkt für Punkt voran. Es wartet im Übrigen ein hartes Restprogramm: Chemnitz auswärts, Regensburg daheim, Rostock auswärts und Großaspach daheim. Aktuell sieht es ganz danach aus, als müssten die Steigerwälder noch eine Weile zittern – es sei denn, Stefan Krämer und Co. fahren überraschende Erfolge ein. Dass sie zuletzt bei den vorderen Klubs stets gut spielten, könnte zur Hilfe werden. Abstiegswahrscheinlichkeit: 20 Prozent
Gibt es zum zehnjährigen Jubiläum der eingleisigen 3. Liga erstmals eine Spielklasse ohne Reserveteams? Nicht wenige würden sich freuen, Werder Bremen II würde trauern. Aktuell aber deutet die Formkurve an der Weser steiler nach unten als bei sämtlichen Kontrahenten, oder anders ausgedrückt: Pleite, Pleite, Pleite, Remis, Remis, Pleite, Pleite, Pleite – Bremen war vor acht Spieltagen gefühlt bereits ein Mittelfeldteam, dann folgte der Absturz. Den SC Paderborn wird das freuen, er hat den Anschluss auch aufgrund der Bremer Schwäche schnell geschafft. Florian Kohfeldt steht indes vor der Aufgabe, seine junge und stets durchmischte Mannschaft nochmals aufzurichten und am Vorbild des Profiteams zu entwickeln. Es warten noch Großaspach, Halle, Frankfurt und Aalen – vier Teams, für die es um nichts mehr geht. Ein Vorteil im Abstiegskampf, für den sich die Mannen aus dem Norden aber kräftig steigern müssen. Abstiegswahrscheinlichkeit: 50 Prozent
Nur noch einen Zähler hinter dem rettenden Ufer befindet sich der SC Paderborn, der mit dem zweiten Trainerwechsel der Saison auch den letzten Trumpf aus dem Ärmel gezogen hat. Mit Steffen Baumgart soll der Abstieg in die Viertklassigkeit verhindert werden, das 3:1 über die Sportfreunde Lotte bedeutete einen exzellenten Start. Entscheidend ist die Frage: Kann sich Baumgart nachhaltig Respekt erarbeiten, kann er aus den Einzelkönnern in Ostwestfalen wenigstens für einige Wochen ein Team bilden, das Paderborn in der Klasse halten kann? Dass diverse Spieler bei den Anhängern ohnehin bereits verspielt haben und im nächsten Jahr besser nicht mehr an der Pader auflaufen, das wurde in den letzten Wochen mehr als deutlich. Es bräuchte einen durchdachten Umbruch, der aber wohl nur durch mindestens zwei Siege aus den letzten vier Spielen überhaupt durchgeführt werden kann – diese braucht es sicherlich, um Bremen II noch zu überholen. Mit Köln, Zwickau, Münster und Osnabrück wartet ein attraktives und nicht unbedingt leichtes Programm. Speziell der 38. Spieltag kann es in sich haben, sollte es sowohl für den VfL als auch für den SCP noch um alles oder nichts gehen… Abstiegswahrscheinlichkeit: 40 Prozent
Mit sieben Punkten Rückstand ist Mainz 05 II fast schon abgestiegen. Es braucht im Normalfall alle vier Siege, um sportlich noch ein Wort mitreden zu können. Tatsächlich sind die letzten Aufgaben mit Frankfurt, Aalen, Lotte und Köln aber machbar – ob alle gewonnen werden, dahinter ist gleichwohl ein Fragezeichen zu setzen. Im Falle einer Lizenzverweigerung müsste Mainz "nur" vor Paderborn landen, auch dafür wird es aber zehn Zähler benötigen. Abstiegswahrscheinlichkeit: 95 Prozent
Der FSV ist – sofern der Punktabzug endgültig rechtskräftig wird – nicht mehr zu retten und spielt im nächsten Jahr wohl in der Regionalliga Südwest, sofern der Verein aufgrund der finanziellen Lage nicht sogar einen Neustart in einer noch tieferen Liga in konkrete Erwägung ziehen wird. Abstiegswahrscheinlichkeit: 100 Prozent