Rangliste: Die Flop-Transfers der Saison 2016/17
Die Saison 2016/17 ist spätestens mit dem Trainingsauftakt in die Folgespielzeit abgehakt. Auch für uns – wir allerdings wollen ein letztes Mal zurückschauen auf die Spielzeit, die so viele Gewinner, aber auch Verlierer hervorgebracht hatte. Wer schafft es in unsere Liste der 20 besten Neuverpflichtungen und wer muss mit einem Platz unter den 20 Enttäuschungen vorliebnehmen? Im zweiten Teil präsentieren wir die Flop-Transfers.
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Ganz oben in unserer Rangliste findet sich Adil Chihi wieder. Der 28-jährige Offensivspieler kam mit großen Erwartungen vor Saisonbeginn nach Frankfurt, konnte diese aber nicht annähernd erfüllen. "Wir sind nicht zufrieden mit ihm. Er hat es nicht verstanden, sich über Teileinsätze in die Mannschaft zu spielen", monierte Trainer Roland Vrabec im Dezember. Der 28-Jährige, der für den 1. FC Köln einst 55 Bundesliga-Spiele bestritt, habe sich mit der Rolle des Ergänzungsspielers schwer getan, so Vrabec weiter. In der Tat war Chihi meist nur Ersatz, lediglich zu Saisonbeginn schaffte es der gebürtige Düsseldorfer in drei Spielen in die Startelf. Die logische Folge: Anfang Januar löste Chihi seinen Vertrag auf und versucht sein Glück nun in seiner Heimat Marokko.
Maurice Exslager konnte in dieser Spielzeit sogar gleich zwei Drittliga-Vereinen nach seinem Transfer nicht weiterhelfen. Das Experiment von FCM-Coach Jens Härtel, ihn mit Christian Beck in die Startelf zu beordern, ging zu Saisonbeginn schief. Seither muss sich der Torlos-Stürmer, der von der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln an die Elbe gewechselt war, gedulden – bis er bereits im Winter zurück in die Domstadt transferiert wurde, Fortuna Köln griff zu. Ob es dort besser klappt? Das lässt sich bislang aus sportlicher Perspektive nicht beantworten. Nach nur zwei Partien im SCF-Dress riss sich Exslager das Kreuzband, er wird erst in der neuen Saison wieder angreifen können. Ein absolutes Jahr zum Vergessen für den 26-Jährigen!
Der 32-jährige Sebastian Schachten hat in seiner Karriere viel Erfahrung angehäuft und große Schlachten geschlagen. Er hat mit Borussia Mönchengladbach Leverkusen mit 6:3 und den 1. FC Köln mit 4:0 im eigenen Stadion gedemütigt, auch Borussia Dortmund besiegt. Er hat 130 Zweitligaspiele auf dem Buckel – davon war in dieser Drittliga-Spielzeit allerdings nicht mehr viel übrig.
Drei Mal FSV Frankfurt auf den ersten vier Rängen – das dürfte ein zweifelhafter Rekord in unserer redaktionellen Geschichte sein. Wie auch beim SC Paderborn zeigte sich: Alternde Ex-Stars sind in dieser Liga nur noch selten eine Verstärkung. So auch Ranisav Jovanovic, der in diesem Jahr seinen 37. Geburtstag feiern wird. Seine Spritzigkeit und Torgefahr vergangener Tage ist ihm offenbar abhandengekommen, denn in 20 Einsätzen erzielte er keinen einzigen Treffer mehr – zuvor hatte er in der 2. Bundesliga als Stammspieler und Joker noch regelmäßig genetzt. Wie es für ihn weitergeht? Das ist noch völlig offen.
Der SC Paderborn rüstete nach dem Abstieg in die 3. Liga gezielt in der Offensive nach, schoss aber buchstäblich zumeist nur Fahrkarten. So auch in der Person von Koen van der Biezen, der im Saisonverlauf vier Tore und zwei Vorlagen erzielte – viel zu wenig für einen Stürmer, der einst den Karlsruher SC überzeugend zum Aufstieg in die 2. Bundesliga schoss und von dem bei den Blau-Schwarzen eine ähnlich tragende Rolle erwartet worden war. Eins muss dem Niederländer aber zugutegehalten werden: In der entscheidenden Phase der Saison war er mit zwei wichtigen Toren zur Stelle. Auch daher plant Trainer Steffen Baumgart in der neuen Spielzeit mit dem bald 32-Jährigen, der nichtsdestotrotz künftig noch deutlich aktiver am Spielgeschehen teilnehmen muss.
Über die gesamte Rückrunde des FSV Frankfurt müssen eigentlich keine großen Reden mehr geschwungen werden: Ein Sieg und vier Unentschieden stehen neben 14 (!) Niederlagen auf dem Konto, die Bornheimer konnten sich aus einer riesigen Negativspirale nicht mehr befreien. Eine Symbolfigur für den Niedergang der Hessen ist Smail Morabit, der als große Hoffnung im Winter vom 1. FC Heidenheim gekommen war. Die ernüchternde Bilanz des Franzosen: In 14 Spielen erzielte er nicht ein einziges Tor, unter Gino Lettieri rutschte er zusätzlich aus der Startelf und leistete sich zu allem Überfluss auch noch Disziplinlosigkeiten innerhalb der Mannschaft. Die Konsequenz folgte auf dem Fuß, Morabit erhielt schon vor dem Saisonende die Freistellung. Frankfurt stieg derweil ab und musste darüber hinaus Insolvenz anmelden. Was für ein Fehlgriff!
Dino Medjedovic und der SC Paderborn – es wollte in der Hinrunde einfach nicht funktionieren. Der Goalgetter vom VfL Wolfsburg II kam mit massig Argumenten in Form von Toren zum SCP und wollte dort unbedingt den Sprung in die 3. Liga schaffen. Geklappt hat das nicht, obgleich die Ostwestfalen über weite Strecken eine miserable Hinrunde spielten. Unter René Müller war der Offensivspieler nie wirklich gefragt, unter Interimstrainer Florian Fulland erwischte er einen schwachen Tag und unter Stefan Emmerling musste er verletzt passen. Im Januar trennten sich die Wege, Medjedovic wechselte nach Mazedonien.
Das kürzeste Engagement aus dem Winter dauerte lediglich drei Monate: Kerem Bulut, ein wild tätowierter Australier mit türkischen Wurzeln, fand nach Stationen in seinem Heimatland, Tschechien, der Türkei und Griechenland eine kurzzeitige Heimat in Deutschland. Fünfmal durfte Bulut zu Beginn der Rückrunde immerhin ran, hinterließ aber alles andere als einen bleibenden Eindruck. Als er sich unter Rüdiger Rehm schließlich einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, war der Zug in Richtung Kader oder gar Startelf längst abgefahren. Das kurze wie schmerzlose Ende des heißblütigen Stürmers: Schon im April wurde das Arbeitspapier mit Bulut wieder aufgelöst. Im Fußballerjargon wird eine derartige Verpflichtung gerne als Missverständnis bezeichnet – die Umschreibung passt zu diesem fraglosen Flop-Transfer wie die Faust aufs sterntätowierte Auge.
Noch unter Pavel Dotchev verpflichtete Erzgebirge Aue Martin Toshev – er hatte in Bulgarien für Blagoevgrad mal zehn Tore in 33 Spielen erzielt. Klingt nicht so überzeugend? Nun, Toshev wurde in Aue tatsächlich zu einem riesigen Transferflop, sodass er (ohne jegliche Perspektive) nach Aalen weiterverliehen wurde. Auch dort fand sich Toshev aber überhaupt nicht zurecht. Sieben Spiele ohne Torbeteiligung kann Toshev vorweisen, eigentlich hatte er nach den ersten drei Rückrunden-Partien seine Chance bereits vertan. Ab Februar ging es bergab, im Endspurt wurde Toshev nicht einmal mehr für den Spieltagskader nominiert – das ist bei den dünn besetzten Baden-Württembergern ein deutliches Zeichen. Verabschiedet wurde der 28-Jährige bereits vorzeitig, wahrscheinlich wird es ihn zurück in die Heimat verschlagen. Das Abenteuer Deutschland dürfte Toshev jedenfalls schnell wieder vergessen. Es sei denn, Erzgebirge Aue vollzieht einen Sinneswandel und plant weiter mit dem Torlos-Torjäger.
Einst stand er feixend vor der Kurve von Arminia Bielefeld, Jahre darauf streifte er sich plötzlich das Trikot des Rivalen aus Münster über den Leib: Nicht jeder sah die Verpflichtung von Christian Müller positiv. Menschlich verhielt sich Müller aber fraglos einwandfrei, er brachte mit seiner lockeren Art und Weise gute Laune in den Kader. Das Problem: Sportlich half er Preußen Münster überhaupt nicht weiter. Erst plagte er sich mit leichteren Verletzungen, dann auch mit einer Krankheit herum. Wurde er eingewechselt, wirkte er nach wenigen Sprints bereits völlig erschöpft und nie auf einem Fitnessniveau, mit dem sich in der 3. Liga nachhaltig arbeiten lässt. Mehr als fünf Einsätze, die schnell wieder vergessen werden dürften, waren für Müller nicht drin. Möglicherweise muss der Routinier eine Spielklasse tiefer einen neuen Anlauf starten.
Genau wie Chihi, Schachten, Jovanovic und Morabit blickt auch Christopher Schorch auf eine überaus enttäuschende Saison zurück. Wenn der ehemalige Jugendspieler von Real Madrid spielte, hatte Frankfurt fast immer das Nachsehen, ohne dies nur an seiner Person festmachen zu wollen. Sein persönlicher Neuanfang wird nun am Niederrhein starten: Er wechselt zum Regionalliga-Aufsteiger KFC Uerdingen.
Nach dem Abstieg der Stuttgarter Kickers wurde das Tafelsilber auf der Waldau ablösefrei verscherbelt. Einer davon: Fabio Leutenecker, Rechtsverteidiger. Beim MSV Duisburg hatte er ursprünglich durchaus Hoffnungen auf einen Stammplatz gehegt, daraus wurde jedoch nichts. In seinen wenigen Partien wusste er nach zuvor vier Drittliga-Jahren als unumstrittener Stammspieler nicht zu überzeugen, insgesamt durfte er nur zehnmal ran. Leutenecker und die Zebras – das passte trotz des letztendlichen Aufstiegs irgendwie nicht. Die Konsequenz: Ihn zieht es zum Chemnitzer FC, und damit zu seinem alten Lehrmeister Horst Steffen. Dort sollte es für ihn wieder besser laufen.
Wo wir beim Thema Stuttgarter Kickers und Tafelsilber sind: Sandrino Braun ist der nächste Kandidat. Hier griff Preußen Münster zu, und wieder kommt der Name Horst Steffen ins Spiel – der lotste „seinen“ spielstarken defensiven Mittelfeldmann im letzten Sommer von der ehemaligen gemeinsamen Station Stuttgart nach Münster. Doch auch Braun wurde seinen eigenen Ansprüchen, sich beim SC Preußen als Stammspieler durchzusetzen, nicht ansatzweise gerecht: 16 Einsätze standen schlussendlich auf der Statistiktafel, viele davon gerieten wenig überzeugend. Im zweiten Jahr unter Trainer-Nachfolger Benno Möhlmann muss mehr kommen, die Chance wird durch den langfristigen Ausfall von Benjamin Schwarz gegeben sein.
Noch einmal die Stuttgarter Kickers? Tatsächlich. Denn auch auf Gerrit Müller, der sich nach dem Abstieg dem 1. FC Magdeburg anschloss, trifft die Bezeichnung des Transferflops durchaus zu. Natürlich: Einen 32-Jährigen für zwei Jahre zu verpflichten, der zudem zuvor vom Drittliga-Spielbetrieb suspendiert worden war – da schwebte etwas Risiko mit, das wusste der FCM. Dass Müller, 2014/15 immerhin noch einer der besten Drittliga-Kicker in Stuttgart, aber nur auf neun weitestgehend unsichtbare Einsätze in der 3. Liga kommen würde, das enttäuschte die hoffnungsvollen Anhänger doch. Er muss viel tun, um den Anschluss nochmal zu schaffen.
Es ist immer so eine Sache mit den hoffnungsvollen Verpflichtungen aus fremden Ländern. Wie ist etwa die finnische erste Liga im Vergleich mit der 3. Liga in Deutschland zu bewerten? Das Beispiel des Roope Riski beim SC Paderborn dürfte als mahnendes Beispiel eingehen, denn der 25-Jährige fand sich in Ostwestfalen trotz einiger Einsatzzeiten in der Rückrunde nie wirklich zurecht. Ein Abstauber-Tor erzielte er, mehr war nicht drin – auch, weil ihm des Öfteren vor dem Kasten die Nerven versagten. Kaum zu glauben, dass der Nationalspieler in den beiden Jahren zuvor in 50 Spielen stolze 25 Treffer in Finnland erzielt hatte…
Die Amateurmannschaften sind für gewohnt nicht leicht zu bewerten. Viele Talente hoffen auf den Sprung in den Profibereich, große Erwartungen können an die Neuzugänge hingegen meist nicht geknüpft werden. Für Marc Pfitzner, der bei Eintracht Braunschweig lange Jahre in der 2. Bundesliga verbracht hatte, gilt das nicht: Der 32-Jährige sollte die Werder-Reserve gemeinsam mit Rafael Kazior anführen, den jungen Spielern als Leitfigur dienen. Mit 25 Einsätzen ohne Torbeteiligung, dazu diverser Kurzauftritte zum Spielende hin, konnte Pfitzner den Hansestädtern allerdings seinen Stempel nicht aufdrücken. Auch die Abstellung von Profi-Spielern wie Sambou Yatabaré und die gleichzeitige Erfüllung der U23-Regelung wurde ihm hin und wieder zum Verhängnis.
Oguzhan Kefkir versuchte sein Glück beim mittlerweile dritten Drittligisten: Der beim VfL Bochum ausgebildete schussstarke Flügelspieler landete zuerst bei Alemannia Aachen, die bekanntermaßen aufgrund der Vereinsinsolvenz eine Chaos-Saison 2012/13 bestritten. Dann folgte ein Engagement beim BVB II – an dessen Ende stand erneut der Abstieg. Nun sollte es in Aalen besser werden, mehr als sieben Einsätze (eine Vorlage) waren für Kefkir allerdings noch nicht drin. Die Folge: Anfang Januar löste er seinen Vertrag auf und schloss sich dem KFC Uerdingen an.
Edisson Jordanov sollte im offensiven Mittelfeld sowie auf Rechtsaußen für Belebung sorgen, musste sich nach wenigen Auftritten zum Saisonbeginn bei Preußen Münster dann aber schnell auf der Bank niederlassen. Nach dem Trainerwechsel hin zu Benno Möhlmann erwischte es ihn gar noch schlimmer und er erhielt regelmäßig nur noch eine Tribünenkarte. Erst im letzten Spiel gegen Jahn Regensburg bereitete er in Form eines herausgeholten Elfmeters wieder einen Treffer vor. Es hätte deutlich mehr kommen müssen vom einstigen Riesentalent. Bereits im Winter zog es den 24-Jährigen zum F91 Düdelingen nach Luxemburg.
Tja: Sogar Aufsteiger Holstein Kiel wurde von gleich zwei Transferflops nicht verschont – das Erreichen des großen Gesamtziels sollte davon allerdings ohnehin nicht tangiert werden. Fangen wir mit dem 23-jährigen Luca Dürholtz an: Er war einst als Regionalliga-Stammspieler (Leverkusen II) zu Dynamo Dresden gewechselt und hatte sich auch dort prompt durchsetzen können. Dann aber ging es bergab: Auf eine verlorene Saison 2015/16 folgte der Wechsel nach Kiel – und obwohl Dürholtz zum zweiten Mal in Folge in die 2. Bundesliga aufstieg, kann und darf er persönlich mit lediglich 498 Einsatzminuten (14 Spiele) einfach nicht zufrieden sein. Nun ist der junge doppelte Vater auch noch am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt – was für eine Seuchensaison.
Als zweiter Flop entpuppte sich Tammo Harder. Aus der exzellenten Jugendschule von Borussia Dortmund schaffte Harder den Sprung in die 3. Liga mit der BVB-Reserve. Doch was passierte dann? Nun, was ist daraus geworden? Bisher nicht viel. Unter Markus Anfang ist Harder förmlich überflüssig und muss gar in der Reserve aushelfen. Statt Magdeburg, Duisburg und Rostock kickte er zwischenzeitlich gegen Kropp, Todesfelde und Frisia – das hatte sich Harder sicherlich anders vorgestellt. Auch eine Leihe nach Saarbrücken in der zweiten Saisonhälfte brachte nicht den erhofften Erfolg, in der Regionalliga blieb der 23-Jährige in fünf Einsätzen torlos. Ob das einstige große Talent den Weg zurück in die 3. Liga meistern wird? In Kiel kann er jedenfalls kaum eine Zukunft haben.