Rot-Weiß Erfurt: Das Warten auf die nachhaltige Befreiung
Die kurze Euphorie nach dem überraschenden Sieg über Spitzenreiter Dynamo Dresden, sie ist am Steigerwald vorerst wieder verpufft. Zwei Niederlagen in Serie, dazu kein eigenes erzieltes Tor, lassen die Stimmung im rot-weißem Lager vorerst wieder trüber werden. Denn während andere Teams Befreiungsschläge feiern, versinkt Erfurt wieder tiefer im Abstiegssumpf.
Die Niederlage auswärts gegen Preußen Münster, sie war zu verschmerzen, denn das Leiden auf des Gegners Platz ist Rot-Weiß Erfurt mittlerweile bereits gewohnt. Aber das folgende 0:2 (0:0) gegen die SG Sonnenhof Großaspach – das auch noch mitten in die Jubiläumsfeier rund um das 50-jährige Vereinsbestehen platzte – es offenbarte die Schwächen von RWE. Zumal sich am Ende niemand groß über die Niederlage beschwerte, denn der Dorfverein aus Baden-Württemberg hatte sich die drei Punkte nicht nur redlich erarbeitet, sondern mit zahlreichen Großchancen auch verdient. Hervorzuheben bleiben einzig die ersten 45 Minuten – diese wurden im Gegensatz zur Dresden-Partie oder auch in Münster nämlich nicht verschlafen, sondern nahezu auf Augenhöhe absolviert. Denn auch wenn die SGS keinen übermächtigen Gegner darzustellen scheint, darf nie vergessen werden: Ihre Berechtigung, oben mitzuspielen, hat die Elf von Rüdiger Rehm schon seit Monaten ein ums andere Mal bewiesen.
„Großaspach einfach kaltschnäuziger vor dem Tor“
Festzuhalten bleibt allerdings: Auch wenn Großaspach oben mitspielt, wäre am Samstagnachmittag für RWE selbst ein dreifacher Punktgewinn möglich gewesen. Es fehlte gegen weiterhin an den zündenden Ideen – das Leder wurde viel zu selten schnell und kompromisslos nach vorne gespielt. Die wohl beste Gelegenheit wurde durch eine derartige Kombination erspielt, doch Carsten Kammlott rutschte mit dem Ball am Fuß unglücklich weg und kam so nicht zum Torabschluss. Das war nach etwa einer halben Stunde. Als die SG Sonnenhof dann nach 75 Minuten in Führung ging, hatte sie längst das Chancenplus übernommen und war ihrer Favoritenrolle letztendlich gerecht geworden. "Der Gegner hat sich einfach kaltschnäuziger vor dem Tor gezeigt“, musste ein enttäuschter Stefan Krämer zugeben. Denn der Effekt, der mit seiner Verpflichtung einhergehen sollte, er ist zumindest vorerst verpufft. Die aus Sicht des FC Rot-Weiß traurige Bilanz: Sechs der letzten sieben Begegnungen wurden verloren, in den vergangenen neun (!) Spielen wurden mindestens zwei Gegentore kassiert.
Gegen Stuttgart II steigt der Druck
Nun mag man sagen: Mit Dresden, Münster und Großaspach sind drei harte Brocken der 3. Liga abgehakt, zumindest nominell verspricht das Restprogramm eher machbare Gegner. So auch der kommende Vergleich mit dem VfB Stuttgart II, der bereits mehr als nur richtungsweisenden Charakter aufweist: Die von Walter Thomae trainierten Schwaben haben in den ersten 270 Minuten des Jahres 2016 noch kein einziges Tor erzielt, stehen auf dem heimischen Platz daher ebenfalls allmählich unter Siegesdruck. Für Erfurt gilt: Nur der erste Auswärtssieg schafft den Anschluss an das hintere Mittelfeld, das sich nach konstanten Ergebnissen von Holstein Kiel, dem SV Wehen Wiesbaden sowie Werder Bremen II auf Sicherheitsabstand positioniert hat. Eine neuerliche Niederlage würde Rot-Weiß dagegen nicht nur tiefer in die Krise, sondern auch auf einen direkten Abstiegsrang stürzen.