Rot-Weiß Erfurt: Eine Saison reduziert auf 90 Minuten
Bleibt der Drittliga-Dino in der 3. Liga oder muss Rot-Weiß Erfurt den bitteren Gang in die Regionalliga Nordost antreten? Bevor die letzte Entscheidung in puncto Zulassung getroffen wird, hat RWE am Samstag seine sportlichen Hausaufgaben zu erledigen. In 90 Minuten wird über Erfolg und Misserfolg der ganzen Saison entschieden – zu Gast ist die SG Sonnenhof Großaspach.
"Der Kopf wird entscheiden"
Personell kann Stefan Krämer wieder einmal nicht aus dem Vollen schöpfen. Vor dem letzten Liga-Wochenende hat es Luka Odak erwischt, der Außenverteidiger laboriert an Sprunggelenksproblemen. Zusätzlich fehlt Routinier Daniel Brückner an Schmerzen an der Fußwurzel – beide Spieler sind noch mit einem Fragezeichen versehen, ihr Einsatz ist offen. "Insgesamt ist die Situation angespannt, niemand aber präsentiert sich darüber hinaus endlich. Der Kopf wird entscheiden, daher brauchen wir stabile Spieler, die mit der Situation umgehen können“, gab Trainer Krämer vor, "und daher bin ich fest überzeugt, dass unsere Drittliga-Uhr nicht ablaufen wird.“ Diese steht aktuell bei 341 Partien am Stück – kein anderer Verein war seit dem ersten Spieltag im Jahr 2008 dabei, als Erfurt gegen Dynamo Dresden sogar das Eröffnungsspiel bestritt. Erinnert sich noch jemand? Über 12.000 Zuschauer waren im Steigerwaldstadion dabei, als Halil Savran nach 43 Minuten das Tor des Tages für die Sachsen erzielte.
RWE muss stets informiert sein
Ein Tor – das reichte auch Erfurt in dieser Spielzeit bevorzugt zum Erfolg, Hansa Rostock war am 37. Spieltag schon eine Ausnahme: Dort brauchten die Thüringer zwei Treffer, schlussendlich avancierte Christopher Bieber zum Helden. Ohne sein Tor stünde RWE nun auf einem Abstiegsplatz. "Da gab es in Rostock ein paar nette Leute, die haben sich diebisch über jedes Tor von Werder Bremen II gefreut“, plauderte Stefan Krämer ein wenig aus dem Nähkästchen. Klar sei aber: "Über die Ergebnisse von den anderen Plätzen müssen wir stets informiert sein, insbesondere ab der zweiten Halbzeit.“ Nur so sei es möglich, auf bestimmte Spielstände zu reagieren – vielleicht reicht Erfurt ein Punkt, vielleicht braucht RWE einen und unter Umständen sogar alle drei gegen Großaspach.
Krämer: "Großaspach wird einfach nur Fußball spielen"
Gewissermaßen sind es nun die Zähler, die Rot-Weiß Erfurt in der Hinrunde im Fautenhau verschenkten – damals wurde eine 1:0-Pausenführung noch verspielt, am Ende hieß es 1:2. "Die Spieler wissen um die Situation im Verein“, stellt Krämer klar und blickt auf den Gegner: "Sie spielen eine überraschend gute Saison und weisen ein beachtenswertes Umschaltspiel auf.“ Der 50-Jährige erwarte zudem, dass Großaspach "einfach nur Fußball spielen wird“ – Schützenhilfe aus Baden-Württemberg erwartet man am Steigerwald nicht. "Das gilt im Übrigen auch für die Kollegen Peter Vollmann und Joe Enochs", so Krämer im Hinblick auf die Trainer jener Vereine, gegen die die Kontrahenten im Tabellenkeller antreten müssen. Und: "Letztendlich sind wir selbst dafür verantwortlich, wenn wir am letzten Spieltag noch Punkte benötigen und eventuell auf andere Plätze schauen müssen." Wie gut, dass ein Heimsieg aus sportlicher Sicht so oder so für Ruhe sorgen wird. Die Rechnung kann so einfach sein.