Rot-Weiß Erfurt: Vier Gegentore und viele Fragezeichen
Das war eine deftige Niederlage: Mit 0:4 hat Rot-Weiß Erfurt bei Preußen Münster verloren. Eine in der Summe vielleicht etwas zu hohe, aber völlig verdiente Niederlage. Diese ist nicht nur auf personelle Mängel in der Defensive, sondern auch auf Probleme in der Offensive zurückzuführen. Zwölf erzielte Treffer in 15 Spielen sprechen eine deutliche Sprache.
Schon nach der ersten Halbzeit war alles vorbei
Schon in den ersten 45 Minuten hatte sich RWE deutlich von der möglichen Siegerstraße entfernt. Michele Rizzi hatte die Gastgeber mit der ersten echten Möglichkeit in Führung gebracht (15.), ausgerechnet Kapitän Mario Erb mit einem klassischen Eigentor den Rückstand der Thüringer vergrößert (33.). Als schließlich auch noch der 18-jährige Tobias Warschewski vor dem Seitenwechsel das 3:0 beisteuerte (41.), war die Messe aus Erfurter Sicht am Freitagabend eigentlich schon gelesen. Was war passiert? Dem ersten sowie dritten Gegentreffer waren Fehler in der Defensive vorausgegangen. Erfurt hatte den Ball nicht richtig klären können und beim zweiten Ball der Münsteraner geschlafen. Nur so schafften es Rizzi und Warschewski, schließlich das Leder nahezu unbedrängt in die Maschen schieben zu können. Erbs Eigentor hingegen glich ein wenig Slapstick, weit und breit war kein Stürmer in Sicht. Es passte zu diesem völlig gebrauchten Abend.
Offensiv kaum Entlastung
Die Höhe der Niederlage spielte letztendlich keine große Rolle mehr. Amaury Bischoff erhöhte nach einem zweifelhaften Elfmeterpfiff auf ein zu dem Zeitpunkt viel zu deutliches 4:0 (59.), in der Folge aber ließen die Gastgeber noch mehrere gute Möglichkeiten liegen und verdienten sich das Ergebnis allmählich. Rot-Weiß Erfurt hingegen produzierte – wieder einmal – viel zu wenig Torgefahr, am ehesten noch durch Distanzschüsse. Carsten Kammlott hing teils völlig in der Luft und blieb folgerichtig im neunten Spiel in Serie ohne Torerfolg. Auch Okan Aydins und Sebastian Tyralas geniale Momente beschränkten sich auf ein Minimum, während Christopher Bieber immerhin versucht hatte, Akzente zu setzen. Für Erfurt war es das dritte Torlos-Spiel in den letzten vier Begegnungen, seit neun Partien hat RWE nicht öfter als einmal pro Partie getroffen.
RWE konnte Ausfälle nicht kompensieren
Wenn sich dann, wie am Freitag, personelle Probleme in der Defensive hinzugesellen, dann ist für Erfurt gegen kaum einen Drittligisten etwas zu holen. Routinier Daniel Brückner musste gar in der Innenverteidigung aushelfen – ein Schachzug von Trainer Stefan Krämer, der sich nicht ausgezahlt hatte. "Heute haben wir die Ausfälle erstmalig nicht komplett kompensieren können“, stellte dieser nach Abpfiff enttäuscht fest. Ob ein für diese Position schlichtweg nicht vorgesehener Brückner oder Youngster Jonas Struß, der etwas unbeholfen den Elfmeter zum 4:0 verursachte: Die Lücke zwischen den etatmäßigen Stammspielern Jannis Nikolaou und Christoph Menz und den Nachrückern ist bei Erfurt zu groß geraten. Umso sehnlicher werden die Thüringer die Rückkehr der gesperrten Akteure erwarten, wenn es am kommenden Wochenende ins Ostduell gegen den Chemnitzer FC geht. Nach der deutlichen Schlappe in Münster dürfte RWE gegen die Himmelblauen schon mit einem Zähler nicht unzufrieden sein.