Sebastian Tyrala nach Unentschieden: "Das war sehr ärgerlich"
Hätte man den Spielern des FC Rot-Weiß Erfurt vor dem Spiel gesagt, dass sie nach 90 Minuten trotz Unterzahl ein 2:2 beim SC Preußen Münster erkämpfen, hätte sicherlich der Großteil der Mannschaft wohlwollend unterschrieben und wäre zufrieden gewesen. Doch dass diese Konstellation auch für viel Unzufriedenheit sorgen kann, bewies das Gastspiel der Thüringer am Mittwochabend. "Wenn man nach einem 2:2 in Münster am Ende enttäuscht ist, sagt das schon alles – das war sehr ärgerlich. Wir hatten sie in der ersten Halbzeit im Griff, ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie eine Torchance hatten. Wir haben so gut verteidigt, die hätten heute kein Tor gemacht" sagte ein sichtlich geknickter Sebastian Tyrala nach der Partie.
Gute Leistung und viel Pech
Tatsächlich präsentierten sich die Rot-Weißen als ein sehr reifes Team und störten die Hausherren bereits sehr früh, was zu vielen leichtfertigen Ballverlusten auf Seiten der Adlerträger führte. Fast alle der 8.090 Zuschauer im Preußen-Stadion waren früh unruhig und quittierten einige misslungene Aktionen der Schützlinge von Trainer Ralf Loose mit Pfiffen und Unmutsäußerungen. Nach einer halben Stunde schien es so, als würden sich die Blumenstädter für ihren couragierten Auftritt belohnen. Nach einem Freistoß von Verteidiger Rafael Czichos landete der Ball bei Haris Bukva, der aus Nahdistanz traf. Doch Schiedsrichter Steffen Mix verwehrte dem Treffer die Gültigkeit. Warum wusste allerdings niemand so genau: "Ich habe in der Halbzeit nachgefragt, weil ich zu weit weg war. Zuerst war vom Handspiel die Rede, was ja eigentlich vom Münsteraner war. Dann soll es ein Foul im Lendenwirbelbereich gewesen sein. Also das ist alles kurios. So wird uns ein Tor und mir ein Assist geklaut", erklärte der Vorlagengeber nach der Partie. Auch Tyrala konnte im Nachhinein kaum Aufklärung betreiben: "Wenn es ein Handspiel gewesen sein soll, dann vom Münsteraner und dann hätte es Elfmeter geben müssen. Ich glaube, er weiß selber nicht, was er gepfiffen hat", so der 26-Jährige.
Kogler: Habe gemerkt, dass die Mannschaft an sich glaubt
Wenige Augenblicke vor der Halbzeitpause kamen die Preußen mit dem ersten guten Angriff vor das Erfurter Gehäuse, RWE-Verteidiger Juri Judt wollte Erik Zenga stoppen, holte diesen jedoch als letzter Mann klar von den Beinen. Die Konsequenz war klar: rote Karte und Freistoß. Dass dieser vom Ex-Erfurter Marcel Reichwein direkt verwandelt wurde, rundete diese aus Erfurter Sicht äußerst unglückliche erste Hälfte ab. "Es war eine sehr gute erste Hälfte mit zwei Knackpunkten für uns. Ich hatte in der Kabine schon das Gefühl, die Mannschaft glaubt an sich und war richtig heiß darauf, auf den Platz zu gehen und gut weiterzuspielen. Wir haben das System geändert und wollten weiterhin offensiv bleiben", schilderte RWE-Trainer Walter Kogler seine Gedanken aus der Halbzeit – Und er sollte Recht haben. Als hätte es die erste Hälfte nicht gegeben, spielte sein Team munter nach vorne und belohnte sich schnell mit dem Ausgleich. Erneut war es Czichos, der Bukva in der Mitte freistehend sah, dieser netzte zum 1:1 ein.
Erfurt dreht das Spiel trotz Unterzahl
Natürlich wurde der Druck der Adlerträger vor heimischem Publikum und in Überzahl immer größer, doch die Thüringer wussten die Angriffe der Schwarz-Grünen gut zu verteidigen. Stattdessen brachte Czichos sein Team nach Freistoß von Tyrala in Uwe Seeler-Manier mit dem Hinterkopf in Front. Das fast Unmögliche schien machbar, RWE hatte das Spiel in Unterzahl gedreht. Doch wie schon in der vergangenen Saison, als Erfurt trotz 3:1-Führung nicht vom Sieger als Platz ging, sollte ein später Gegentreffer den ersten Auswärtssieg der Saison zunichtemachen. Ein missglückter Rückpass vom eingewechselten Carsten Kammlott landete bei Reichwein. Christoph Menz, der nach Judts Platzverweis den Innenverteidiger gab, versuchte den Ball per Grätsche zu klären, schoss den Torjäger des SCP jedoch an. Von dessen Schienbein aus flog der Ball über Keeper Philipp Klewin hinweg ins Tor. "Ich wollte Klewin oder Menz anspielen, am Ende ist es keiner geworden. Das Ding geht klar auf mich", äußerte sich der Unglücksrabe anschließend. "Wir dürfen ihm da keinen Vorwurf machen. Na klar kann er ihn wegschießen oder stärker zurückspielen, aber er hatte eine lange Pause", nahm Czichos den Angreifer in Schutz und blickte bereits auf das am Samstag anstehende Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück: "Wir nehmen nur das Positive aus dem Spiel mit und das ist, dass wir das Spiel in der ersten Halbzeit klar dominiert und das Spiel gemacht haben. Vielleicht waren wir nicht zielstrebig genug nach vorne. In der zweiten Halbzeit waren wir kämpferisch sehr stark und so werden wir in Osnabrück drei Punkte holen."
Tyrala: Ich bin schon aufgeregt
"Genauso wie das 0:1 unglücklich gefallen ist, fällt dann auch das 2:2. Für uns ist es ein Spiel, das wir schwer einordnen können. Von der Leistung her war es aber absolut positiv. Vom Ergebnis her: Den Punkt nehmen wir gerne mit, es wäre aber auch die Möglichkeit für zwei weitere dagewesen", befand Kogler auf der Pressekonferenz nach der Partie. Im zweiten Auswärtsspiel in Folge muss er nun auf Judt verzichten, für ihn könnte Stefan Kleineheismann, wie bereits im zweiten Durchgang, spielen. Die Devise für die beiden freien Tage ist nun klar: "Wir müssen jetzt natürlich Wunden lecken, es war heute ein sehr intensives Spiel, wir mussten sehr viel laufen. Die nächsten zwei Tage dienen der Regeneration", so Tyrala, um auch gleich den Blick auf das Wochenende zu richten: "Aber wir fahren nach Osnabrück und wollen auch dort gewinnen. Wenn wir dort so Fußballspielen, wie wir es können, dann bin ich guter Dinge, dass wir dort drei Punkte holen." Für ihn ist es ein Spiel an alter Wirkungsstätte. Von 2010 bis 2011 schnürte er die Schuhe für die Lila-Weißen, stieg mit den Niedersachen jedoch aus der 2. Bundesliga ab. Dennoch freue er sich "total auf das Spiel. Es war trotz Abstieg für mich eine der schönsten Zeiten und ich bin auch schon ein bisschen aufgeregt."
FOTO: Sven Wundrig