Vorschau Erfurt: Neuzugänge können vieles möglich machen

Bevor die 3. Liga am Samstag, den 26. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf den FC Rot-Weiß Erfurt. Die abgelaufene Spielzeit der Thüringer begann vielversprechend, dem Team gelang früh der Sprung ins obere Tabellenviertel. Bis zur Winterpause lag die Mannschaft von Trainer Walter Kogler in Schlagdistanz zum Relegationsplatz. Doch nach dem Jahreswechsel verfielen die Thüringer, auch durch Verletzungen von Leistungsträgern bedingt, in ein Leistungstief. Nachdem die Abstiegsregion für eine kurze Zeit bedrohlich nahe kam, wurde die Saison letztlich auf dem zehnten Tabellenplatz beendet. Den negativen Höhepunkt bildete die 0:5-Niederlage im Landespokal-Finale beim Rivalen FC Carl Zeiss Jena.

Testspiele

Am 16. Juni startete RWE in die Vorbereitung auf die kommende Saison. Nur einen Tag später stand das erste Testspiel auf dem Plan, welches in Bad Frankenhausen mit 9:0 gewonnen wurde. Es folgten einige weitere Tests gegen unterklassige Gegner, die ohne Mühe gewonnen werden konnten. Den ersten ernstzunehmenden Test absolvierte die Kogler-Truppe gegen die U23 der SpVgg Greuther Fürth (Regionalliga), in welchem ein 1:1-Unentschieden gelang. Abgerundet wurden die bisherigen Vorbereitungsspiele gegen das Profi-Team aus Fürth. Gegen den Zweitligisten hieß es am Ende 0:2.

Neuzugänge

In dieser Transferperiode legten die Verantwortlichen bei Rot-Weiß viel Wert auf Erfahrung. Man wandte sich vom eingeschlagenen Weg, auf eigene Talente oder größtenteils unerfahrene Spieler zu setzen, ab. Lediglich Verteidiger Sascha Eichmeier gehört zu den Unbekannten. Andreas Wiegel wurde nach seiner letztjährigen Leihe fest vom Zweitligisten Erzgebirge Aue verpflichtet. Sebastian Tyrala, Christian Falk, Christoph Menz, Juri Judt und Haris Bukva verfügen alle mindestens über Zweit- wenn nicht sogar Erstliga- oder Europa-Cup-Erfahrung. Sie werden die Stütze des Teams bilden und sollen die jüngeren Spieler führen. Eine Sache, die vor allem in der letzten Saison nicht wirklich funktioniert hat. Aber auch deshalb werden Formschwankungen der Mannschaft wohl nicht mehr verziehen. Zuletzt betonte Walter Kogler bei Schwächephasen immer, das Team befinde sich in einem Entwicklungsprozess und dies gehöre dazu. Doch mit der nun verpflichteten Erfahrung dürfte dies nicht mehr ziehen.

Voraussichtliche Aufstellung

Aufgrund der Neuzugänge und der noch knapp dreiwöchigen Vorbereitung ist es schwer, eine Startaufstellung vorherzusagen. Beim letzten Testspiel gegen Greuther Fürth ließ Walter Kogler folgende Elf auflaufen, die durchaus auch so am ersten Spieltag in die Saison starten könnte. Die Spieler in Klammern stellen hierbei die Alternativen auf dieser Position dar:

Sturm:                             Kammlott – Falk (Brandstetter)

Mittelfeld:        Bukva – Menz – Tyrala (Möhwald) – Wiegel (Möhwald)

Abwehr:              Czichos – Kleineheismann – Laurito – Odak (Judt)

Tor:                                                Klewin

Wichtigste Spieler

In der nun beendeten Saison fiel auf, dass die defensive Stabilität mit dem Auflaufen von André Laurito steht und fällt. Der 30-Jährige ist unumstritten der Erfurter Abwehrchef. Mit seinem sehr guten Stellungsspiel und der hervorragenden Antizipation gelang es ihm, viele gegnerische Angriffe zu vereiteln. Deshalb ist es für die Mannschaft wichtig, dass der in Zaire geborene Rechtsfuß – im Gegensatz zu einigen Phasen der letzten Spielzeit – verletzungsfrei bleibt. Aus der stabilen Defensive heraus, die bereits im Mittelfeld bei Christoph Menz beginnen soll, wird dann versucht werden, Angriffe zu initiieren, was uns zum nächsten wichtigen Spielern Kevin Möhwald und Sebastian Tyrala bringt, die für die Kreativität zuständig sind. Vor allem an ihnen wird es liegen. ob sich die Thüringer mehr klare Torchancen herausspielen können. Auch auf Stürmer Carsten Kammlott, einer der Abnehmer von Bällen in die Spitze, wird eine tragende Rolle in der Offensive zukommen. Er braucht nach seinen neun Toren in 15 Spielen für RWE nur an diese Bilanz anzuknüpfen.

Stärken und Schwächen

Die Defensive kann eine Stärke des Teams sein, vor allem wenn, wie bereits erläutert, André Laurito spielt. Mit 49 Gegentreffern befand man sich in dieser Statistik zuletzt im Liga-Mittelfeld, doch gerade in der ersten Saisonhälfte konnte sich die Mannschaft größtenteils auf die Abwehrreihe verlassen. Mit Carsten Kammlott, Simon Brandstetter und Christian Falk haben die Rot-Weißen vielversprechende Angreifer unter Vertrag, denen man Drittliga-Niveau bescheinigen kann. In der Vergangenheit konnten sie unter Beweis stellen, mit zu den besten Offensiv-Akteuren der Liga zu gehören, oder im Falle Falk zu den besten der österreichischen Ligen. Somit umgeht der Verein in der kommenden Saison den Fall, bei einem Ausfall eines Stammspielers im Angriff an Qualität einzubüßen.

Das große Problem war zuletzt die Kreativität aus dem Mittelfeld. Von Nils Pfingsten-Reddig und Marco Engelhardt, die den Verein verlassen haben beziehungsweise in den Planungen keine Rolle mehr spielen, kam diesbezüglich zu wenig. Mit Sebastian Tyrala wurde nun ein vielseitig einsetzbarer Mittelfeldspieler verpflichtet, der genau dieses Problem beheben soll. Ähnliches gilt für Kevin Möhwald, der aus Verletzungsgründen erst wieder zum Ende der letzten Saison richtig eingreifen konnte. Können beide die Vorbereitung komplett absolvieren, dürfte mit mehr Kreativität im Zentrum gerechnet werden, was die Zahl der Torchancen merklich erhöhen durfte. Zudem wurde die Qualität auf der Ersatzbank durch die Neuzugänge – zumindest auf dem Papier – erhöht.

Trainer

Walter Kogler startet nun in seine zweite Saison als Trainer von Rot-Weiß Erfurt. Nach dem guten Start seines Teams stand er bei den Fans hoch im Kurs. Als die Leistungen und somit auch die Ergebnisse der Mannschaft zu Wünschen übrig ließen, wurden erste, leise Stimmen laut, die sich gegen den Trainer aussprachen. Zugute halten muss man dem Österreicher, dass der Kader durch die Verletzungen wichtiger Spieler in der Breite nicht mehr die nötige Qualität hatte. Nun bekommt er erfahrene Spieler zur Verfügung gestellt und sollte somit auch mehr Variabilität im Kader haben, um die Saison erfolgreicher als die vergangene zu gestalten.

Prognose

Natürlich ist es schwer, eine Prognose abzuliefern, wenn noch nicht einmal ein Spiel der neuen Saison absolviert wurde. Dennoch ermutigen die Neuzugänge und der Fakt, dass das Gerüst des Teams gehalten werden konnte, die Fans, positiv in die kommenden Wochen und Monate zu gehen. Die Qualität wurde auch in der Breite angehoben, wodurch Ausfälle durch Verletzungen oder Sperren leichter kompensiert werden können. Konnten im Vorfeld der abgelaufenen Saison einige Mannschaften als Favoriten um den Aufstieg herauskristallisiert werden, fällt es dieses Jahr umso schwerer. Auch darin könnte die Chance für die Thüringer liegen, eine weitaus bessere und vielversprechendere Rolle zu spielen. Sollten keine unvorhersehbaren Sachen geschehen, kann die Kogler-Truppe zum erweiterten Kreis der Teams gezählt werden, die mindestens um Rang sechs spielen wird. Die Auftaktpartie gegen die U23 des BVB ist machbar. Wohin der Weg des Teams gehen kann, werden die folgenden Spiele bei Hansa Rostock, Energie Cottbus und Preußen Münster zeigen. Zudem erwartet man bereits am 5. Spieltag Dynamo Dresden im Steigerwaldstadion.

FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi