Winterfazit Rot-Weiß Erfurt: Es geht langsam wieder bergauf
Der erste Teil der Drittliga-Saison ist Geschichte – bis auf einige Ausnahmen haben die Vereine 22 Spiele absolviert. Grund genug, die bisherige Saison einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Winterfazit widmet sich liga3-online.de heute dem FC Rot-Weiß Erfurt. Nach bisher 21 absolvierten Spielen – die Partie beim FC Heidenheim fiel dem Winter zum Opfer – belegen die Thüringer mit 22 Punkten den 15. Tabellenplatz. Nach sehr schwachem Saisonstart und der Entlassung von Stefan Emmerling, zeigte die Formkurve zuletzt nach oben und so konnten die letzten sechs Begegnungen ohne eigene Niederlage absolviert werden. Die Mannschaft holte durch jeweils drei Siege und Unentschieden, 12 von möglichen 18 Punkten und steht momentan so gut wie noch nie in dieser Saison da.
Was bisher gut lief
1 – Realisierung der Lage
Hier fällt es schwer, positive Aspekte, welche konstant aufgefallen sind, hervorzuheben. Lediglich der Fakt, dass sich die Verantwortlichen des Vereins schnell der Lage bewusst waren und niemand versuchte die Situation, gerade zu Saisonbeginn, schönzureden, muss positiv erwähnt werden. Nach einem Kurztrainingslager im bayrischen Bad Wörishofen Anfang Oktober diesen Jahres schienen auch die letzten Spieler den Ernst der Lage begriffen zu haben. Das Auftreten der Mannschaft auf dem Platz war ein ganz anderes – Kampf und Einsatz statt Schönspielerei waren nun die Devise. Nach dem 13. Spieltag verloren die Thüringer von den folgenden acht Partien lediglich eine und konnten sich so ein Wenig aus dem Tabellenkeller befreien.
2 – Die Moral
Ein weiterer Fakt, welcher mit dem eben erwähnten zu begründen ist, ist die Tatsache, dass die Mannschaft Moral zeigte und auch nach Rückständen, egal in welcher Phase des Spiels sie zustande kamen, nicht aufgab und weiter an sich glaubte. Beim Spiel im Münchner Vorort Unterhaching konnte dank eines Tores von Drexler in der 90. Spielminute noch ein Punkt mitgenommen werden. Gleiches passierte im heimischen Steigerwaldstadion, als die Spieler von Trainer Schwartz auf die Abstiegskontrahenten aus Babelsberg und Halle trafen. Gegen die Filmstädter war es Möckel in der 95., gegen Halle Öztürk in der 92. Spielminute, welche den Erfurtern durch ihre späten Treffer ein Unentschieden, sowie einen Sieg sichern konnten.
Das lief bisher nicht gut
1 – Die Abwehr
Der Blick auf die Statistik offenbart schnell die größte Baustelle der Erfurter. Mit 37 Gegentreffern in 21 Spielen stellt die Mannschaft aktuell die zweitschlechteste Defensive der Liga. Die schwachen Abwehrleistungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die bisherige Saison. Die vielen individuellen Fehler in der Hintermannschaft luden die gegnerischen Teams zum Toreschießen ein. Zum Vergleich: In der gesamten Saison 2011/2012 musste das Team lediglich 41 Gegentreffer hinnehmen.
2 – Die Heimbilanz
Ein weiterer Grund für das schlechte Abschneiden zur Winterpause ist die sehr durchwachsene Heimbilanz. Von 12 Spielen wurden nur drei gewonnen aber vier verloren. Somit mussten die Spieler zu Hause schon doppelt so oft als Verlierer vom Platz gehen wie in der Saison 2011/2012 und kassierte bereits ein Tor mehr als in den 19 Heimspielen der vergangenen Spielzeit. So wurden bisher nur 14 von 36 möglichen Punkten, bei einem Torverhältnis von 16:21, vor heimischem Publikum geholt.
Bester Spieler: Morabit und Drexler
Wirft man einen Blick auf die bisherigen Spiele der Erfurter zurück, können sich zwei Spieler aufgrund ihrer bisherigen Leistungen etwas aus der Mannschaft hervorheben – Smail Morabit und Dominick Drexler. Über den linken bzw. rechten Flügelspieler läuft fast das gesamte Rot-Weiße Offensivspiel. Durch ihre Schnelligkeit und technische Beschlagenheit brachten sie die gegnerischen Abwehrreihen immer wieder in Verlegenheit. Schade aus Erfurter Sicht ist, dass Morabit in dieser Saison schon das zweite Mal aufgrund einer schwerwiegenderen Verletzung länger ausfällt. Wie wichtig er für den Verein ist, zeigte er bei seinem Comeback gegen den Chemnitzer FC. Mit zwei Toren binnen vier Minuten sorgte er im Alleingang für die Entscheidung in diesem Spiel. In nur zwölf Spielen kommt der Franzose auf fünf Tore und zwei Vorlagen. Leistung und Ergebnis der Mannschaft steigt und fällt mit der Tagesform der eben erwähnten Akteure. Zuletzt konnte Drexler drei Elfmeter in den letzten drei Spielen provozieren, welche den Männern aus dem Steigerwald den einen oder anderen Punkt retten konnten. Dazu kommt sein spielentscheidendes 1:0 beim Auswärtssieg in Darmstadt.
Schwächster Spieler: Marco Engelhardt
Die aktuell schlechte Lage der Thüringer sollte nicht an einem Spieler festgemacht werden, doch einige Akteure konnten die in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Einer dieser ist der mittlerweile 32-Jährige Marco Engelhardt. Der ehemalige Nationalspieler, Bundesligist und DFB-Pokalsieger kehrte vor einem Jahr zu seinem Jugendverein zurück. Leider ist ihm diese Erfahrung in der bisherigen Saison kaum anzumerken. Viele Fehlpässe im Spielaufbau, sowie wenig Offensivdrang (erst ein Tor und keine Vorlage) und einige Fehler in der Defensive prägen das Bild der Erfurter Nummer 27. Eine Leistungssteigerung seinerseits wäre für die junge Mannschaft von enormer Bedeutung.
Transfermarkt
Wie liga3-online.de berichtete, plant Trainer Alois Schwartz zukünftig ohne Marcus Rickert und die Abwehrspieler Bernd Rauw und Igor Jovanovic. Transfers, welche die Mannschaft sinnvoll verstärken können, sind auch aus finanzieller Sicht kaum möglich. Es muss versucht werden die Verträge mit Drexler und Morabit über den Sommer hinaus zu verlängern. Ansonsten verliert der Verein wichtige Säulen der Mannschaft und kann keine Ablöse, welche für den Verein extrem wichtig wäre, generieren.
Fazit
Insgesamt lässt sich sagen, dass Rot-Weiß Erfurt die Saison sehr schwach begonnen hat und sich Schritt für Schritt steigern konnte. Nach dem Trainerwechsel dauerte es eine gewisse Zeit, doch aktuell kann das Team mit Rang 15 die beste Saisonplatzierung nachweisen und ist seit sechs Spielen ungeschlagen. Aus Sicht der Erfurter Fans muss nun gehofft werden, dass die Spieler durch die Winterpause nicht aus dem Rhythmus geraten und sich ans untere Mittelfeld heranarbeiten können, um zum Endspurt der Saison aus dem Gröbsten heraus zu sein.
Ausblick: Klassenerhalt
Die Thüringer werden nach zwei guten Spielzeiten die momentan ungewohnte Situation meistern und aufgrund ihrer individuell guten Flügelspieler wichtige Punkte einfahren können. Ansehnlicher Fußball wird kaum geboten werden, doch am Ende wird es reichen um die Klasse zu halten.
FOTO: Cello Klettermaxe / fototifosi.de