1. FC Kaiserslautern: Wilhelm tritt von allen Ämtern zurück
Jörg E. Wilhelm ist nicht länger Aufsichtsratsvorsitzender der 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA. Am Montag erklärte er seinen Rücktritt von sämtlichen Ämtern.
Auch kein Mitglied mehr
"Ich trete mit sofortiger Wirkung von meinen sämtlichen Ämtern, namentlich Aufsichtsratsvorsitzender der 1. FCK Management GmbH &Co KGaA, der Mitgliedschaft im Beirat derselben sowie als Aufsichtsrat des 1. FCK e.V. zurück", so Wilhelm in einer Stellungnahme. Darüber hinaus erklärte er seinen Austritt als Mitglied des 1. FC Kaiserslautern. "Was die von Mitgliedern an mich gestellte Aufgabe im Hinblick auf Transparenz und Vermeidung von Mauscheleien angeht, sehe ich derzeit dafür keine hinreichenden Möglichkeiten." Wilhelm geht nicht mehr davon aus, "die dafür notwendigen Mehrheiten in den Gremien herstellen zu können":
Zuletzt war es zu einem öffentlichen Streit zwischen Wilhelm und dem FCK gekommen. Nach der Entscheidung des Gläubigerausschusses, den regionalen Investoren den Zuschlag zu erteilen, hatte Wilhelm der Vereinsführung um Markus Merk Lügen vorgeworfen. Der Hintergrund: Wilhelm hatte sich zuvor für das Angebot der "Dubai-Gruppe" stark gemacht. Der FCK reagierte mit einer Unterlassungsaufforderung und hatte Wilhelm "letztmalig zu einer konstruktiven, gemeinsamen und vertrauensvollen Zusammenarbeit" aufgefordert. Für diesen Mittwoch hatte der Klub zudem eine Sitzung des Aufsichtsrats angesetzt, um Wilhelm aus allen Ämtern abzuberufen.
Abberufung zuvorgekommen?
Dem kommt er nun möglicherweise zuvor. "Eingedenk all dieser täglich höher werdenden Hürden ist es nun so weit – und das dürfte verständlich sein – dass ich in Zukunft meine Aufsichtsrechte und meinen ungebrochenen Willen zur Schaffung von Transparenz nicht mit der Inanspruchnahme von Anwälten und Gerichten durchsetzen möchte. Ich habe seit Dezember 2019 unzählige Tage in die freiwillige Arbeit für den FCK investiert", erklärt Wilhelm. Neben viel Zuspruch von Fans schlug dem Aufsichtsratsvorsitzenden nach eigenen Angaben auch reichlich Gegenwind ins Gesicht. Dabei sei zwar nicht das "Maß des Erträglichen", wohl aber das Maß dessen, "was ich zulassen will", "bei weitem" überschritten worden.
Darüber hinaus erneuert Wilhelm in seiner Erklärung die Vorwürfe an den Verein und schreibt von "fehlgeleiteten Herren", die ihn mit "juristischen Taschenspielertricks mundtot machen wollen". Das "Flickschusterwerk" der Satzung von Verein und KGaA würden dies zulassen, das Aktienrecht und die Pflicht des Aufsichtsrats zur Verschwiegenheit über die Arbeit in den Gremien würden es Wilhelm erschweren, "meine Kritik öffentlich zu machen". Die Aufgaben von Wilhelm wird künftig Christian Bettinger als Nachrücker übernehmen.
"Es ist sehr schade, dass es uns trotz vieler bilateraler Gespräche und Aussprachen nicht gelungen ist, die Arbeit im Sinne des FCK bei teils konträren Ansichten konstruktiv und zielführend gemeinsam fortzuführen", äußert sich Rainer Keßler, Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern e.V. "Wir waren zu Beginn unserer Tätigkeit der Überzeugung und sind es immer noch, dass es richtig war, das Gremium mit verschiedenen Kompetenzen und Charakteren zu besetzen. Wir bedanken uns bei Herrn Prof. Wilhelm für seine ehrenamtliche Tätigkeit für den 1. FC Kaiserslautern und wünschen ihm weiterhin alles Gute."
Offizielle Presse-Erklärung pic.twitter.com/hba5chIpin
— Senator h.c. Prof.Dr. J.E.Wilhelm (@joewizh) August 3, 2020