10 Fakten: Der Sommer-Transfermarkt unter der Lupe

Klappe zu, das war es: Am späten Montagabend endete die längstmögliche Transferphase im Sommer, bis zum 2. September konnten die 20 Vereine Spieler verpflichten und abgeben. Rund 500 Transaktionen gab es zwischen Mai und gestern kurz vor Mitternacht, darunter etliche Spieler mit Prominenz-Faktor. In zehn Rubriken zeigt liga3-online.de, was in diesem Sommer los war.
Zugänge insgesamt
256 Spieler haben die Drittligisten abzüglich aller zur Saison 2019/20 beendeter Leihgeschäfte neu unter Vertrag genommen – eine Anzahl an Profis, mit der sich zehn bis zwölf Teams komplett zusammenstellen ließen. Im Durchschnitt unterschrieben damit etwa 13 Akteure pro Klub ein neues Arbeitspapier und wechselten damit den Verein. Viel los in diesem Sommer!
Abgänge insgesamt
Naturgemäß unterscheidet sich die Anzahl an Abgängen meist unwesentlich von denen der Zugänge, so ist es auch in diesem Sommer gewesen. Insgesamt 243 Spieler haben die Vereine verabschiedet, die Besten zog es in die 2. Bundesliga oder vereinzelt sogar in die Bundesliga.
Die prominentesten Zugänge
Selten war es so schwierig, sich in dieser Kategorie auf einige wenige Namen zu beschränken! Vor allem am "Deadline Day" rauschten die hohen Marktwerte wie am Fließband vorbei, selbst vor der früher undenkbaren Millionengrenze machen Drittligisten mittlerweile nicht mehr Halt. So etwa der FC Ingolstadt, dessen neuer Stürmer Dennis Eckert Ayensa vom spanischen Erstligisten Celta Vigo kommt und mit einem Wert von 1,2 Millionen Euro beziffert wird. Auch Eredivise-Stürmer Vincent Vermeij, jetzt beim MSV Duisburg, kam mit einem Marktwert von zunächst 900.000 Euro in ähnliche Sphären. Übertroffen wurde dieser Wert lediglich von Zürichs Innenverteidiger Andreas Maxsö, der sich dem KFC Uerdingen angeschlossen hatte – zumindest bis Montag, denn der Däne mit einem Marktwert von 1,5 Millionen Euro hat seinen Vertrag bereits wieder aufgelöst – aus persönlichen Gründen.
Doch der Marktwert allein bedeutet nicht zwangsläufig Prominenz. Und so dürfen an dieser Stelle auch etwa die FCM-Startransfers Mario Kvesic und Sören Bertram oder Duisburgs Marvin Compper mit seinen vielen Jahren Bundesliga-Erfahrung genannt werden. Auch Hansas John Verhoek und Nik Omladic besitzen in Fußball-Deutschland einen gestandenen Ruf, ebenso Lauterns Lucas Röser. Und was wäre diese Liste ohne den KFC Uerdingen? Jan Kirchhoff, aber auch der niederländische Zweitliga-Stürmer Tom Boere versprechen Großes.
Die teuersten Zugänge
Insgesamt legten die Drittligisten mehr als 3,8 Millionen Euro auf den Tisch, eine stolze Summe. Allein 800.000 Euro entfallen auf den Kassenbon des mit frischem Investorengeld bereicherten 1. FC Kaiserslautern, der sich die Dienste von Janik Bachmann 350.000 Euro kosten ließ. Den Bärenanteil aber stemmt ein Klub, der durch seine "Mutter" über mehr Vermögen als die gesamte restliche 3. Liga verfügt: Der FC Bayern II nahm 2,35 Millionen Euro in die Hand und beförderte Leon Dajaku, einen 18-jährigen Stürmer vom VfB Stuttgart, mit einer Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro zum teuersten Neuen – und den 20-jährigen Neuseeländer Sarpreet Singh (650.000 Euro) direkt dahinter auf den zweiten Platz, weit vor dem Bachmann-Transfer und allen anderen. Selbst Carl Zeiss Jena nahm für Dominic Volkmer 100.000 Euro in die Hand.
Die teuersten Abgänge
Sogar mehr als 13 Millionen Euro erlösten die Teams mit ihren Abgängen, doch auch hier folgt ein "Aber": Denn 8,7 Millionen Euro und damit zwei Drittel der Gesamtsumme entfallen auf den FC Bayern II. Woo-yeong Jeong (4,5 Millionen Euro/Freiburg), Meritam Shabani (1,5/Wolverhampton), Maxime Awoudja (1,5/Stuttgart) und Jonathan Meier (1,2/Mainz) haben die Summe eingespielt. Aber auch die anderen Klubs erzielten punktuell ordentliche Beträge. Suleiman Abdullahi etwa, der für 500.000 Euro von Braunschweig fest zu Union Berlin wechselte. 350.000 Euro erhielt Preußen Münster für den Verkauf von Cyrill Akono zu Mainz 05, und Rostock erlöste für Merveille Biankadi (Heidenheim) sogar 750.000 Euro. Der 1. FC Magdeburg schließlich ließ Manuel Bülter nach zähem Ringen für 400.000 Euro Leihgebühr zu Union Berlin ziehen, eine feste Verpflichtung dürfte weitere etwa 800.000 Euro kosten.
Prominente Wechsel innerhalb der Liga
Wer sich gut präsentiert, der darf in dieser Zeit meist auf ein Zweitliga-Angebot hoffen. Dass Leistungsträger der Drittliga-Vorsaison innerhalb der Spielklasse wechseln, ist deshalb keine Selbstverständlichkeit mehr. Es sei denn, es wird ihnen etwas geboten. Das muss Eintracht Braunschweig offenbar getan haben, schließlich verpflichtete der BTSV in Martin Kobylanski (Münster), Orhan Ademi (Würzburg) und Nick Proschwitz (Meppen) gleich drei vereinsinterne Toptorjäger der Saison 2018/19.
Natürlich bleiben auch anderen Klubs die wertvollen Spieler nicht verborgen. So holte etwa Ingolstadt Maximilian Wolfram (Jena), Kaiserslautern schnappte sich Janik Bachmann für eine ordentliche sechsstellige Ablöse aus Würzburg, dazu Simon Skarlatidis (ebenfalls Würzburg) und Philipp Hercher aus Großaspach. Uerdingen warb Unterhachings Stammtorhüter Lukas Königshofer ab, musste dafür aber Maximilian Beister nach Ingolstadt ziehen lassen.
Der Transferkönig
Wie gewohnt sind die Absteiger Ingolstadt (12 Neue), Magdeburg (14) und insbesondere der MSV Duisburg (17) in dieser Kategorie vorne vertreten. Allerdings haben in diesem Sommer auch etablierte Drittligisten mächtig umgerüstet, beispielhaft dafür steht etwa der FC Hansa Rostock, der insgesamt 18 Spieler mit neuen Profiverträgen für die erste Mannschaft ausgestattet hat – nur einer von ihnen stammt aus der eigenen Jugend, sodass 17 externe Transfers zu vermelden waren. Auch Carl Zeiss Jena kommt auf 16 externe Spieler und hat damit einen großen Umbruch vollzogen, der sich bislang nicht in den Ergebnissen niedergeschlagen hat. Ebenso sind bei den Würzburger Kickers 16 Spieler neu vorgestellt worden.
Die zurückhaltenden Klubs
Wirklich zurückhaltend war in diesem Sommer keiner. Selbst der TSV 1860 München, der sich lange mangels finanzieller Mittel einen Transferstopp auferlegt hatte, holte immerhin noch vier Neue, darunter Dennis Erdmann und Timo Gebhart – teilweise finanziert von Investor Hasan Ismaik. Auch Waldhof Mannheim (6 Neue) und der SV Meppen (7) vertrauen zum Großteil den Akteuren aus der Vorsaison. Beim FC Bayern II wurden sogar nur drei Externe geholt, diese aber für hohe Summen. Allerdings wird der Kader dort traditionell Jahr für Jahr von zahlreichen U19-Spielern aufgefüllt – das bringt das Dasein als U23-Verein eben mit sich.
Die Last-Minute-Transfers
Was war da wieder los! Der 2. September hat uns neben zahllosen Gerüchten weitere neun finalisierte Transfers sowie sechs Abgänge geboten. Darunter ist mit Dennis Eckert der wie oben bereits angesprochen aktuell wertvollste Spieler der 3. Liga, geht es allein nach dem derzeit geschätzten Marktwert. Oder Philipp Hosiner, ein österreichischer Stürmer für den Chemnitzer FC, dessen beste Jahre zwar schon einige Zeit zurückliegen, aber der sich immerhin mit Einsätzen für die Ösi-Nationalelf schmücken kann. Zur schrägen Nummer wurde der Abgang von Andreas Maxsö, der den KFC Uerdingen nach nur wenigen Wochen wieder verlässt. Eigentlich war der erfahrene Innenverteidiger als absolute Stütze im Kader des rheinischen Vereins eingeplant.
Der Wandervogel
Zum Abschluss eine Kategorie, die uns besondere Freude bereitet – hier können wir die interessanteste Personalie präsentieren, die schon viele Umkleidekabinen und Länder gesehen hat und deren spielerisches Vermögen meist eine große Unbekannte ist. Nun: In diesem Jahr fällt die Wahl eindeutig aus – Kevin Koffi, 33 Jahre jung und Stürmer des SV Waldhof Mannheim, ist unser Gewinner. Koffi, 2017 zur SV Elversberg und damit erstmals nach Deutschland gekommen, hat zwar bislang "nur" in Italien und Belgien gespielt, wechselte aber inklusive aller Leihgeschäfte bereits stolze 16 (!) Mal den Verein. Unter anderem hat der Mann aus der Elfenbeinküste den SSC Neapel und den AS Rom als Arbeitgeber in der Vita stehen! Gespielt hat er in der Serie A zwar nie, aber sympathisch macht ihn sein Auftreten und seine Spielweise trotzdem. Einzig das Tor fehlt ihm bislang zum perfekten Einstand, die Chancen dafür waren da.
Hinweis: Die Daten und Fakten entstammen zum Großteil aus der Datenbank transfermarkt.de.