120.000 Euro fehlen: RWE und der Wettlauf gegen die Zeit
Nachdem ein Massedarlehen überraschend zurückgezogen wurde, benötigt Drittliga-Absteiger Rot-Weiß Erfurt nach Angaben der "Bild"-Zeitung kurzfristig 120.000 Euro – sonst müssen die Thüringer den Spielbetrieb einstellen. Ein Wettlauf gegen die Zeit.
Verzichtet die Mannschaft auf ein Monatsgehalt?
Erst die Insolvenz, dann der Abstieg aus der 3. Liga und nun die drohende Einstellung des Spielbetriebs: Es ist ein Drama, das sich seit einigen Monaten um den FC Rot-Weiß Erfurt abspielt. Ganz dringend benötigt RWE nun Geld – sonst gehen am Steigerwaldstadion schon in Kürze die Lichter aus. Klar ist: Muss der Spielbetrieb tatsächlich eingestellt werden, wäre dies gleichbedeutend mit dem Abstieg aus der Regionalliga. Zudem droht RWE in diesem Fall die Abwicklung, sodass der Verein unter einem neuen Namen in der untersten Liga (Kreisklasse) neu beginnen müsste.
Wie ernst die Lage ist, zeigt sich auch daran, dass Insolvenzverwalter Volker Reinhardt laut der "Bild" nicht in der Lage sein soll, die nächsten Gehälter der Mannschaft zahlen zu können – diese sind am 15. November fällig. Nicht ausgeschlossen aber, dass Spieler und Mannschaft möglicherweise (zumindest vorerst) auf ein Monatsgehalt verzichten – das soll Sportdirektor Oliver Bornemann nach Angaben der Zeitung in der Gläubigerausschusssitzung am Dienstag vorgeschlagen haben. Darüber hinaus steht im Raum, sich in der Winterpause von einigen Spielern zu trennen, um die Kosten zu reduzieren. Außerdem sollen Sponsoren und Partner kontaktiert werden. Hauptsponsor "Autohaus König" hat nach "Bild"-Angaben jedoch bereits abgewunken, da das Unternehmen eine Basis für eine positive Fortführung offenbar nicht mehr gegeben sieht.
"Die Jungs arbeiten, als wenn nichts wäre"
Viel Zeit bleibt Rot-Weiß Erfurt nicht: Wenn das Massedarlehen in den kommenden Tagen nicht von anderer Seite gewährleistet wird, "ist Insolvenzverwalter Reinhardt aus insolvenzrechtlichen Gründen gezwungen, den Spielbetrieb einzustellen", machte RWE in einer Mitteilung am Mittwoch deutlich. Reinhardt gab sich daraufhin kämpferisch ("Ich gebe noch nicht auf und kämpfe weiter") betonte aber auch: "Die Zeit wird knapp!" Daher müssten sich die Anhänger nun auf "alles einstellen". Gemeint ist das endgültige Aus des Traditionsvereins – es wäre ein Horror-Szenario.
Die Mannschaft, die nach neun Spielen in Folge ohne Niederlage auf dem vierten Tabellenplatz steht, lässt sich unterdessen nicht hängen, wie Sportdirektor Oliver Bornemann dem "MDR" sagte: "Die Jungs arbeiten so weiter, als wenn nichts wäre. Sie kämpfen jeden Tag höchstmotiviert – im Training und beim Spiel. Solange man uns spielen lässt, werden wir versuchen, das Bestmögliche abzuliefern, alles andere ausblenden und uns auf den Sport konzentrieren." Wie lange das noch möglich ist, werden die nächsten Tage zeigen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.