1:6! Hallescher FC erlebt Debakel bei Bayern II
Der Hallesche FC musste am Montagabend eine echte Packung hinnehmen, 1:6 für Bayern II stand es am Ende einer äußerst einseitigen Partie. Der HFC konnte im ersten Durchgang zwar noch ansatzweise mithalten, gab sich nach Wiederanpfiff allerdings völlig auf. Die Krise bei den Saalestädtern nimmt nach der sechsten Pleite aus den letzten sieben Partien und der höchste Pleite der eigenen Drittliga-Geschichte immer bedrohlichere Ausmaße an. Die Zukunft von Trainer Torsten Ziegner scheint ungewiss.
Wriedts Torriecher macht den Unterschied
Vor einigen Wochen war das folgende Szenario noch gänzlich undenkbar: Der FC Bayern München II überholt den Halleschen FC in der Tabelle. Mit einem Sieg konnten die jungen Bayern am Montagabend allerdings genau das realisieren, das bisherige Topteam der Rückserie (zehn Punkte) hatte gegen das Schlusslicht der Rückrundentabelle (ein Punkt) eindeutig die Favoritenrolle inne. Der Hallesche FC befindet sich seit Wochen in einer handfesten Krise, die Aufstiegsambitionen weichen zunehmend der Abstiegsangst. Besonders bitter daher, dass HFC-Trainer Ziegner in München auf den gelbgesperrten Topscorer Boyd verzichten musste. Etwas Hoffnung machte dagegen die Rückkehr der zuletzt angeschlagenen Stammspieler Bahn und Landgraf. Münchens Übungsleiter Hoeneß veränderte seine Startelf nach dem 4:2-Erfolg gegen die Kölner Viktoria auf drei Positionen: Für Jeong, Dajaku und Batista Meier rückten Zirkzee, Singh und Kern in die Mannschaft.
Die jungen Bayern präsentierten sich von Beginn an äußerst selbstbewusst, nach nur sechs Spielminuten setzte es den ersten Nackenschlag für den Gast aus Sachsen-Anhalt. Köhn fand mit einem zielgenauen Seitenwechsel Yilmaz, dieser flankte umgehend in das Zentrum. Dort schlich sich Angreifer Wriedt davon, tauchte plötzlich frei vor HFC-Schlussmann Eisele auf und drückte das Leder ins lange Eck. Halle brauchte etwas, um sich von dem frühen Schock zu erholen, Bahn verhinderte mit beherztem Einsatz das 2:0 durch Münchens Welzmüller (9.). Dann jedoch erstmals der HFC: Nach einer sehenswerten Passstafette kam Bahn rund 20 Meter vor dem Tor an die Kugel und prüfte Bayern-Keeper Früchtl mit einem Schuss in Richtung rechtes oberes Eck (13.). Im Anschluss verlagerte sich das Spielgeschehen erst einmal in das Mittelfeld, beide Mannschaften legten das Hauptaugenmerk auf die Abwehrarbeit.
Und so ereignete sich eine gute Viertelstunde lang herzlich wenig in den Sechzehnern beider Teams. Erst als Halles Nietfeld am Fünfmeterraum eine halbhohe Flanke herunterpflückte, im letzten Moment jedoch von FCB-Verteidiger Mai abgegrätscht wurde, schien das Signal für etwas mehr Angriffsfußball gegeben. Besonders die Gäste traten nun deutlich dominanter auf. Das zahlte sich aus: Hilßner suchte Nietfeld ein weiteres Mal per Flanke, der Angreifer nickte unbedrängt zum Ausgleich ein (36.). Die Freude über den Treffer währte allerdings nicht einmal zwei Minuten. Bayerns Welzmüller zog eine Ecke von rechts scharf vor das HFC-Gehäuse, Kern verlängerte gekonnt per Hacke, Wriedt streichelte den Ball schließlich zur erneuten Führung über die Linie (38.). Die Gäste-Profis haderten im Anschluss offenbar mit dem Fußballgott – und sich selbst: Torhüter Eisele agierte nach einer Kern-Flanke äußerst unglücklich, Singh konnte die Steilvorlage nicht nutzen (43.).
Bayern gierig, Halle-Abwehr desolat
Die schlechten Nachrichten für Halle rissen auch mit Wiederanpfiff nicht ab: Hilßner, unter der Woche von Schüttelfrost geplagt, konnte nicht weitermachen und musste durch Drinkuth ersetzt werden (46.). Auch auf dem Grün änderte sich zunächst wenig – Bayern blieb gefährlicher. Den Beweis dafür lieferte die Hoeneß-Elf in der 50. Spielminute, einen Richards-Kopfball lenkte Eisele mit den Fingerspitzen über den Querbalken. Reaktion der Halle-Profis? Fehlanzeige! Die HFC-Abwehr leistete Kern lediglich Geleitschutz, von rechts kommend zog der Münchener in den Sechzehner und versenkte das Leder wohlüberlegt im linken Eck (57.). Bayern bog damit bereits frühzeitig auf die Siegerstraße ein, angesichts der aktuellen Misere schien eine HFC-Aufholjagd kaum im Bereich des Möglichen.
Auch die Körpersprache der Gäste machte erst einmal wenig Hoffnung auf eine Trendwende. Bayern allerdings dachte gar nicht daran, einen Gang runterzuschalten und spielte konsequent auf den nächsten Treffer. Nur wenig später war es soweit: Stiller überraschte die schläfrige HFC-Abwehr indem er einen Freistoß hinter die Kette chippte, Zirkzee drosch den Ball volley in die Maschen (68.) – 4:1. Der HFC drohte nun völlig unterzugehen, ein Landgraf-Schuss über das Tor war das einzige Lebenszeichen im zweiten Durchgang (73.). Halle reagierte nur noch, die Kugel schoben sich die Bayern zu. Spannung war so auch mit Anbruch der Schlussphase nicht zu erwarten, lediglich die Höhe des Bayern-Sieges blieb unklar.
FCB-Trainer Hoeneß nutzte die komfortable Führung gar, um Fiete Arp zu der einen oder anderen Einsatzminute zu verhelfen. Der Angreifer aus dem Kader der Bundesligamannschaft ersetzte Torschütze Zirkzee (81.). Der Neue fügte sich nahtlos ein und stieß nach einem Fehlpass von Halles Mai bis zur Grundlinie durch – Kühn verwertete den folgenden Querpass mühelos (83.). Damit aber noch nicht genug: Jeong lief nach Welzmüller-Steilpass allein auf Schlussmann Eisele zu und stellte per Lupfer auf 6:1 (89.). Dabei blieb es! Die Krise beim Halleschen FC nach der vierten Pleite in Folge nimmt immer bedrohliche Ausmaße an, nicht zuletzt Cheftrainer Ziegner steht eine ungemütliche Woche bevor. Unklar, ob der Übungsleiter beim kommenden Heimspiel gegen Unterhaching noch an der Seitenlinie steht. Bayern setzt seinen Lauf hingegen fort und zieht nach dem vierten Sieg in Folge dank des besseren Torverhältnisses sogar an Lokalrivale 1860 München vorbei (Platz neun). Auch in der kommenden Woche werden die jungen Bayern erst am Montag in Chemnitz gefordert sein.