1860 München: Holzhauser-Transfer wird zur Hängepartie
Eigentlich schien bereits alles klar: Am vergangenen Donnerstag sollte Raphael Holzhauser ins Trainingslager von 1860 München nachreisen, die entsprechenden Verträge waren bereits ausgehandelt. Doch vollzogen ist der Transfer nach wie vor nicht, vielmehr entwickelt er sich zu einer Hängepartie. Womöglich haben die Löwen aber einen juristischen Trumpf im Ärmel.
Schriftliche Einigung lag vor
Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel dürfte am Sonntagabend nicht schlecht gestaunt haben: Plötzlich stand Raphael Holzhauser bei seinem aktuellen Klub, dem belgischen Erstligisten Oud-Heverlee Leuven, in der Partie gegen KV Kortrijk in der Startelf und spielte sogar 90 Minuten durch. Überraschend kam das zum einen deswegen, weil der 28-Jährige bei den Belgiern zuletzt kaum berücksichtigt worden war, und zum anderen, weil die Löwen für Holzhausers eine Gastspiel-Genehmigung für die Generalprobe gegen den 1. FC Kaiserslautern hatten.
Wie Gorenzel laut "dieblaue24" bei einer Medienrunde am Sonntagabend erklärte, sei der finanzielle Rahmen für den Transfer – ein Leihgeschäft bis zum Ende der Saison – bereits schriftlich fixiert worden. "Von meiner Seite gibt es Einigung – sowohl mit dem Spieler als auch mit dem Verein. Das ist auch schriftlich bestätigt." Der Knackpunkt: "Bei einem Leihgeschäft brauche ich einen Aussetzungsvertrag und auf diesen Aussetzungsvertrag warte ich seit Dienstag." Es sei alles vorbereitet gewesen, nur Leuven-Boss Peter Willems habe den Aussetzungsvertrag bislang nicht unterschrieben. "Mit Argumenten, die nicht nachzuvollziehen sind", so Gorenzel.
Hätte Holzhauser nicht spielen dürfen?
Bereits zweimal habe 1860 einen Flug gebucht, damit Holzhauser ins Trainingslager in Belek nachreisen konnte. "Rapha wollte zweimal zu uns fliegen, aber er hat zweimal die Freigabe nicht bekommen. Er hatte am Donnerstagabend sogar ein Belastungs-EKG in Belgien gemacht." Doch plötzlich war Trainer Marc Brys in die Offensive gegangen und hatte gesagt, dass jeder Spieler seinen Preis habe. Dabei sei der Preis laut dem 1860-Sportchef bereits festgelegt worden. Angedacht ist, dass Leuven zwei Drittel des Holzhauser-Gehalts übernimmt. "Das habe ich schriftlich von seinem CEO bestätigt bekommen. Entweder sprechen die beiden nicht miteinander oder zu wenig. Aus meiner Sicht ist alles geklärt", betont Gorenzel und sagt: "Ich habe inhaltlich und rechtlich gute Karten. Aber das hilft uns nicht weiter. Wir brauchen jetzt eine Lösung."
Helfen könnte womöglich die Tatsache, dass Holzhauser aufgrund der von den Belgiern ausgehändigten Gastspielgenehmigung am Sonntagabend nicht im Spiel gegen KV Kortrijk hätte eingesetzt werden dürfen und sich Leuven damit schadenersatzpflichtig gemacht hat. Ein juristischer Trumpf für den TSV also? “Das Ganze ist rechtlich sehr brisant. Dazu habe ich mich auch mit zwei Anwälten ausgetauscht", berichtet Gorenzel und hofft, dass der Wechsel bis zum Auswärtsspiel in Mannheim am kommenden Samstag über die Bühne geht. "Rapha will zu uns – und wir wollen ihn." Einen Plan B gibt es bislang offenbar nicht, der frühere Bundesliga-Spieler (36 Einsätze für Augsburg und Stuttgart) ist die auserkorene Lösung für das Mittelfeld. Die Entscheidung liegt nun bei Leicester City, dem Mutterverein von Leuven, wie Gorenzel am Montag nach einem Gespräch mit Willems erklärte. Bis spätestens Dienstag soll in der Personalie Klarheit herrschen.