1860 München: Saison-Fortsetzung "essenziell wichtig"

Zum 30. Juni dieses Jahres zieht sich Geschäftsführer Michael Scharold beim TSV 1860 München zurück. Dass seine letzten Monate bei den Löwen von einer nie dagewesenen Krise geprägt sein würden, ahnte der 39-Jährige bei der Bekanntgabe seiner Entscheidung noch nicht. Auf der vereinseigenen Website äußerte sich Scharold nun zu der aktuellen wirtschaftlichen Situation des TSV 1860 – und zeichnete ein Zukunftsszenario für die komplette Liga.

"Die richtigen Maßnahmen ergriffen"

Die Auswirkungen der Corona-Krise betreffen nahezu das ganze Land, auch in München steht man vor besonderen Aufgaben. "Was in den letzten drei Monaten passiert ist, war alles andere als geplant", blickt Michael Scharold zurück und erklärt sogleich: "Wir haben die richtigen Maßnahmen ergriffen." Möglich sei die schnelle Reaktion auf zuvor kaum vorstellbare Einschnitte nur aufgrund eines glücklichen Zufalls gewesen. Schon bevor eine Aussetzung des Spielbetriebs oder Geisterspiele überhaupt Thema waren, hatte der TSV 1860 eine detaillierte Analyse der eigenen wirtschaftlichen Situation aufgestellt.

So ist es Scharold auch schon jetzt möglich, die Verluste für die laufende Saison zu kalkulieren. "Im mittleren sechsstelligen Bereich" sollen diese liegen. Als regelrechten Segen empfindet der Löwen-Finanzchef daher die angelaufene Aktion "Macht das Sechzger voll". Jeder Verzicht auf die Rückerstattung einer Dauerkarte, jeder Kauf eines sogenannten Geistertickets komme dem Verein in direkter Weise zugute. Vor einer Woche waren bereits 280.000 Euro zusammengekommen. Über eines ist sich Scharold dabei im Klaren: Aktionen wie diese helfen kurzfristig zwar enorm, auf längere Sicht sind jedoch Maßnahmen auf struktureller Ebene unabdinglich – und zwar für die komplette Liga. Diesbezüglich schweben Münchens Geschäftsführer konkrete Visionen vor. Die Stichworte? Gemeinsame Vermarktung und Verlässlichkeit. 

Scharold beschwört ligainternen Zusammenhalt

Die 3. Liga könne ihre Glaubwürdigkeit – und damit auch ihre Attraktivität für Sponsoren – nur wahren, wenn sie als verlässlicher Partner auftrete. Uneinigkeiten, wie sie momentan an der Tagesordnung sind, dürften dabei kaum förderlich sein. Andere, mitunter bereits eingeleitete Schritte hingegen schon. Ein erster sei der Beschluss zur Fortsetzung des Spielbetriebs. Eine Entscheidung, die für 1860, "essenziell wichtig" sei. "Die DFL muss sich sonst auch überlegen: Kann ich jemanden aus der 2. Liga absteigen lassen, wenn dort die Existenz des Klubs nicht garantiert ist?" Überhaupt sieht Scharold die Vereine gegenüber der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in der Bringschuld. Für die Finanzspritze von 7,5 Millionen Euro an die Drittligisten "müssen wir sehr dankbar sein". 

Künftig gebe es für die 3. Liga nur einen Weg: "Wir gewinnen mehr, wenn wir das Produkt 3. Liga und die Vermarktung in den Mittelpunkt stellen." Bedeutet: Langfristige, gemeinsame Finanzlösungen, statt ligainterne Alleingänge. Die Finanznöte beträfen immerhin alle Vereine – die Rechnung dahinter ganz einfach: "Wir erlösen aus der Zentralvermarktung rund eine Million Euro, geben aber etwa 2,5 Millionen Euro für die Mannschaft aus und das bei sehr hohen Abgaben an die Berufsgenossenschaft." Für Scharold ist damit klar, dass nur beständige Erlösmodelle auf Dauer helfen. Denn "eine Prognose für die kommende Saison wäre wie in eine Glaskugel auf dem Jahrmarkt schauen." 

   

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