20 Vereine und ihre Ziele: Das bringt die Drittliga-Saison 2023/24
So schnell kann es gehen: In den kommenden Tagen starten etliche Drittligisten mit der Sommer-Vorbereitung, der Auftakt in die 16. Saison rückt näher. Wir freuen uns über ganz viel Tradition – und nicht minder große Ambitionen. Für genaue Prognosen ist es noch arg früh, doch wo ordnet sich das Teilnehmerfeld sportlich ein? Ein Überblick.
Das Favoritenfeld
Der SV Sandhausen. Und wer noch? Klar: Die ersten Transfers des Absteigers als auch die längst veröffentlichte Zielsetzung Wiederaufstieg lassen nur einen Schluss zu. Rouwen Hennings, Alexander Mühling, nun auch noch Tim Knipping – das liest sich exzellent. Aber wir erinnern uns, dass es der FC Ingolstadt im Vorjahr zumindest auf ähnlichem Weg versuchte und bitter scheiterte…zumal: Andere Klubs haben ein gesundes Spielerfundament, verstärken sich nun gezielt. Der 1. FC Saarbrücken als denkbar knapp gescheiterter Fünfter der Vorsaison etwa, auch Dynamo Dresden ist trotz einschneidender Abgänge (Arslan, Knipping) im Topf. Und dann? Klar, der FCI wird und muss einen neuen Anlauf wagen. Einige Neuverpflichtungen aus der 2. Bundesliga (Fröde, Guwara) zeigen deutlich auf, wohin der Weg führen soll.
Geheime Kandidaten und große Unsicherheiten
An das erste Quartett schließen sich ein bunter Haufen Klubs an, die das Zeug zum Zweitliga-Anwärter haben sollten und darüber hinaus auch Ansprüche in die Richtung hegen. Doch ist das auch umsetzbar? Die perfekten Beispiele sind Sandhausens Mitabsteiger: Jahn Regensburg und Arminia Bielefeld können derzeit kaum eine erste Elf stellen, müssen in den kommenden Tagen und Wochen noch massiv auf dem Transfermarkt tätig werden. Ob sie die Finanzkraft besitzen, um ganz oben anzugreifen, ist nach den ersten Verpflichtungen zumindest mit einem Fragezeichen zu versehen. Etwas zurückfahren mussten auf finanzieller Ebene auch Waldhof Mannheim und 1860 München, heißt es – und wurde durch schmerzvolle Abgänge verdeutlicht. Beide Klubs verpassten das Ziel Aufstieg 2022/23 deutlich, jetzt sind sie um niedrigere Erwartungen bemüht. Ob das gelingt?
Das Mittelfeld, das sich nicht sicher sein darf
Im Vorfeld zeichnet sich die 3. Liga auch in diesem Sommer durch ihr qualitativ besonders eng zusammenliegendes Starterfeld aus – womöglich geht es kommendes Jahr noch viel knapper zu als zuvor. Denn Klubs wie Viktoria Köln und Rot-Weiss Essen hegen zumindest im Verborgenen Ambitionen auf höhere Ziele, müssen allerdings ganz verschiedene Hürden beseitigen: Kölns Mäzen Franz-Josef Wernze ist im April verstorben, die langfristige Zukunft des Vereins muss auf anderen Schultern liegen. Essen hat ein ganz merkwürdiges erstes Jahr hinter sich und kämpft gegen immer wieder aufkeimende Unruhe von den Tribünen, denn die Erwartungen waren schon im Drittliga-Debütjahr höher als Platz 15.
Auch Erzgebirge Aue will sich nach einem ganz schwierigen Übergangsjahr stabilisieren, die Abgänge etwa von Nazarov, Jonjic und Schreck müssen aber aufgefangen werden. Und dann sind da ja noch der SC Verl, der seine eingeschworene Mannschaft weitestgehend zusammengehalten hat, aber ohne Erfolgstrainer Mitch Kniat (ging zu Bielefeld) arbeiten muss. Und der MSV Duisburg, der als graue Mittelfeld-Maus irgendwie Perspektive schaffen will, um 2025 den anvisierten Aufstieg zu schaffen, dafür aber finanziell keine Türen aus den Angeln heben kann. Sie alle haben Potenzial für die obere Hälfte, doch das starke Teilnehmerfeld wird dafür sorgen, dass sich niemand ein unterdurchschnittliches Jahr erlauben darf.
Außer Konkurrenz – zumindest teilweise
Auch sie sollen Erwähnung finden: die beiden zweiten Mannschaften, mit denen sich das Drittliga-Teilnehmerfeld arrangiert hat. Der SC Freiburg II und Borussia Dortmund II bringen ja immerhin traditionsreiche Spielstätten und ansehnlichen Fußball in die Liga hinein. Und fast vergessen wurde ja inmitten des Osnabrücker Wahnsinns-Aufstiegs, das sich rein sportlich der Freiburger Nachwuchs für die 2. Bundesliga qualifiziert hätte. Währenddessen kam der BVB deutlich später auf Touren, dann setzte sich die immense Qualität der Talente aber im Abstiegskampf frühzeitig durch. Beide können auf die Väter des Erfolgs, die Trainer Thomas Stamm (SCF II) und Jan Zimmermann (BVB II) weiter setzen. Kurzum: Von beiden darf mindestens die obere Tabellenhälfte erwartet werden. Die Kandidaten für die Abstiegsplätze werden andere sein.
Außenseiter ja, chancenlos? Nein!
Bayreuth, Zwickau, Oldenburg: Klubs, die sich vergangenen Saison lange abmühten und wo es doch an Substanz für die 3. Liga fehlte. Entsprechend war der Kampf um den Ligaverbleib ein aussichtsloser, nur beim SV Meppen fühlte sich der Abstieg im Nachhinein ziemlich unnötig an. Jetzt aber kommen knackige Aufsteiger nach: Preußen Münster machte die 3. Liga als Erstes dingfest, hat eine erfahrene Truppe beisammen und klopfte in den Vergangenheit schon öfter an der Zweitliga-Rückkehr. Entsprechend heißt es für die Westfalen: Sie sind kein klarer Abstiegskandidat.
Der VfB Lübeck will vieles besser machen als beim kurzen Intermezzo in der Saison 2020/21, worauf der Transfercoup Hanno Behrens klar hindeutet. Der SSV Ulm hat die starke Südwest-Staffel der Regionalliga ein Jahr nach dem Aufstieg der SV Elversberg angeführt, definiert sich vor allem über eine hochkonsequente Abwehrarbeit. Und die SpVgg Unterhaching war in der 3. Liga schon immer ein spielstarker, unangenehmer Gegner – sie wird auch mit wenig Geld gute kreative Lösungen finden. Auch wenn den Aufsteigern mehrheitlich noch echte Verstärkungen fehlen, so wirken sie reif genug für die Liga. So wird sich auch der Vorjahres-16., der Hallesche FC, sputen müssen. Aber auch der HFC, dem Tom Zimmerschied bitter fehlen wird, hat schon einige spannende Leute unter Vertrag genommen (Dominic Baumann, Tom Baumgart) – und unter Sreto Ristic eine sehr ordentliche Bilanz. Jeder aus diesem Quintett kann ins breite Mittelfeld vorstoßen.