2:2 beim Spitzenreiter: Hansa Rostock feiert gefühlten Sieg
Was war das nur für ein verrückter Endspurt in der Begegnung der SG Dynamo Dresden und des F.C. Hansa Rostock. Zwar teilten sich beide Teams die Punkte, doch fühlte sich das 2:2 (1:0) nach neunzig Minuten wie ein kleiner Sieg für die Hanseaten an.
Rostock hält stark dagegen
In dem seit Tagen ausverkauften und elektrisierenden Ost-Klassiker trafen am 31. Spieltag der letzte DDR-Meister und der letzte DDR-Vizemeister im DVV-Stadion aufeinander. Hansa-Trainer Christian Brand, der hier am liebsten selbst aufgelaufen wäre („Was gibt es schöneres, als vor 30.000 zu spielen. Da lasse ich mir die Haare implantieren, mache ein Facelifting und ziehe die Fußballschuhe nochmal selber an“), reiste mit zwölf Punkten im Gepäck aus den vergangenen sechs Partien an – genauso viel wie Dresden. Tabellarisch trennten beide Clubs Welten (Spitzenreiter gegen 14.), was das Selbstvertrauen und die Motivation anging, war die Kogge genauso heiß wie die Sachsen. Hansa begann frech und prüfte schon nach drei Spielminuten das Aluminium. Stephan Andrist hämmerte aus kurzer Distanz die Kugel an das Lattenkreuz. Beide Teams schenkten sich nichts und boten von Beginn an einen offenen Schlagabtausch. Hansa stand defensiv sehr kompakt und setzte immer wieder Nadelstiche über schnelle Konter. Auch ein abgezocktes Tor, der Marke „Tor des Monats“, von Eilers mit der Hacke aus spitzem Winkel in der 28. Minute dämpfte keineswegs den Vorwärtsdrang der Rostocker. Die Gäste versteckten sich nicht, spielten immer wieder schnell und flexibel nach vorne und blieben bis zum Pausenpfiff gefährlich.
Verrückte Schlussphase entscheidet Spiel
In der zweiten Hälfte verlor die Partie etwas an Tempo. Die Rostocker waren weiterhin bemüht, jedoch fehlte ihnen der Punch, der in der ersten Halbzeit noch vorhanden war. Der Doppelwechsel in der 67. Minute war sogleich ein Ausrufezeichen und die Ansage, dass sich Hansa nicht so schnell mit der Niederlage abfinden wollte. Die beiden Offensivkräfte Maik Lukowicz und Christer Youssef ersetzten Ronny Garbuschewski und Melvin Platje. Brand trieb zu diesem Zeitpunkt wild gestikulierend an der Seitenlinie sein Team immer weiter voran. Und mehr als 2.000 mitgereiste Hansa-Fans spürten, dass diese Partie noch nicht verloren war. In einer völlig verrückten Schlussphase brachte ein Eigentor von Hartmann in der 82. Minute nach einer Ecke die Kogge wieder ins Spiel. Fast im Gegenzug erzielte Andrich fünf Minuten später den Führungstreffer der Sachsen – 2:1!
Ahlschwede wird zum Matchwinner
Aber auch nach dem 2:1 steckte Rostock nicht auf. Schlussmann Marcel Schuhen schien nach dem Führungstreffer der Gastgeber sein Team wachrütteln zu wollen. Und dass ein Fußballspiel neunzig Minuten dauert, bewiesen an diesem Nachmittag die Hanseaten. Ein Freistoß in der 90. Spielminute schnappte sich Ersatzkapitän Maximilian Ahlschwede, der bis zum Strafraum durchlief und einfach mal drauf hielt – Ausgleich! Der 26-jährige Rechtsverteidiger nutzte die Unaufmerksamkeit der kompletten Dresdner Abwehr, erzielte sein zweites Saisontor und sorgte damit für den 2:2-Endstand. "Ich denke man kann ihn noch etwas platzierter schießen. Irgendein Bein hat da noch geholfen, aber was soll‘s", freute sich der überglückliche Torschütze, der einmal mehr mit einem bärenstarken Auftritt in dieser Saison glänzte. Die Verantwortlichen im Verein wären gut beraten, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag zu verlängern.
Zweimal in Rückstand – Hansa gab sich nie auf
Ein Punkt, der sich anfühlte wie ein kleiner Sieg, hatte Rostock sich nach zwei Rückständen doch nie aufgegeben und sich immer wieder zurückgekämpft. “Es zeigt die Moral der Truppe, dass wir das Tor gemacht hatten, als schon niemand mehr damit gerechnet hat“, so Brand, der mit dem Punkt und dem Auftritt in Dresden sehr zufrieden war. Hansa machte mit dem Punkt beim Spitzenreiter den nächsten kleinen Schritt in Richtung Klassenerhalt und rutschte mit nunmehr 36 Punkten auf den 13. Tabellenrang. Wie wichtig dieser Punktgewinn war belegen die engen Abstände in der Tabelle. Gerade mal vier Punkte trennen die Rostocker von einem Abstiegsplatz. Es wird ein harter Endspurt in der Liga für alle Beteiligten und dennoch: an der Ostsee, wo vor Wochen nur noch Trübsinn und Ratlosigkeit vorhanden waren, herrscht wieder Zuversicht und Hoffnung…