3. Liga in der Saison 2023/24 "finanziell so stabil wie noch nie"
Am Donnerstag hat der DFB seinen Saisonreport für die Spielzeit 2023/24 vorgestellt. Die wichtige Erkenntnis: Finanziell habe sich die 3. Liga "so stabil wie noch nie in ihrer 16-jährigen Geschichte" präsentiert, wie der Verband betont. Sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben der Drittligisten sind auf neue Rekordwerte angestiegen. Neun Klubs verbuchten einen Gewinn, neun Klubs schrieben rote Zahlen. Das wirtschaftliche Saisonergebnis hat sich im Schnitt um rund 32,5 Prozent verbessert.
Einnahmen im Schnitt bei 16,2 Millionen Euro
292 Millionen Euro! In der vergangenen Saison haben die Drittligisten so viel Geld umgesetzt wie nie zuvor in der Geschichte der 3. Liga. Allein gegenüber der Spielzeit 2022/23, die diesbezüglich ebenfalls eine Rekordsaison war, sind die Erträge um über 20 Prozent gestiegen. Im Vergleich zur Saison 2017/18 haben sich die Erlöse sogar nahezu verdoppelt. Durchschnittlich lagen die Erträge der Klubs (ohne U23-Teams) bei 16,2 Millionen Euro. "Die 3. Liga ist wirtschaftlich auf einem guten Niveau angekommen und hat sich einen Namen erarbeitet", sagte DFB-Geschäftsführer Manuel Hartmann bei einer Medienrunde am Donnerstag und verwies auf die verbesserte Infrastruktur in den letzten Jahren.
Hauptgrund für den Rekordwert sind die deutlich gestiegenen Erträge aus der medialen Verwertung (im Schnitt von 1,2 auf 2,0 Millionen Euro pro Klub gegenüber der Vorsaison), was dem DFB zufolge hauptsächlich mit dem neuen TV-Vertrag (trat zur Saison 2023/24 in Kraft) und den Erfolgen der Drittligisten im DFB-Pokal zusammenhänge. Aber auch die Einnahmen aus Ticketverkäufen (von 2,4 auf 3,0 Millionen Euro) und Sponsoring (von 5,2 auf 5,8 Millionen Euro) sind gestiegen. Nie zuvor haben die Klubs mit Werbung so viel Geld umgesetzt. Mit einem Anteil von knapp 36 Prozent am Gesamtertrag ist das Sponsoring zudem die größte Einnahmequelle. Für die laufende Saison geht der DFB davon aus, dass die Einnahmen gegenüber 23/24 nochmal ansteigen werden.
Entwicklung Gesamtertrag in Mio. Euro
Grafik: DFB
Ausgaben deutlich gestiegen
Gleichzeitig sind allerdings auch die Ausgaben der Klubs deutlich um 20 Prozent im Vergleich zur Vorsaison gestiegen und haben mit insgesamt 302,7 Millionen Euro einen Höchststand in der Geschichte der 3. Liga erreicht. Im Schnitt gab jeder Verein 16,82 Millionen Euro aus.
Gestiegen sind die Ausgaben in allen Bereichen. Der größte Posten (32,7 Prozent) stellt nach wie vor der Personalaufwand Profis dar. Im Schnitt gaben die Klubs hierfür 5,47 Millionen Euro aus – und damit so viel wie noch nie in der Drittliga-Historie. Die Steigerung fiel in diesem Bereich mit knapp vier Prozent allerdings deutlich geringer aus als in anderen Bereichen. Der Aufwand im Bereich Handel und Verwaltung beispielsweise legte gegenüber der Vorsaison um fast 37 Prozent zu und lag bei 1,38 Millionen Euro. Einen deutlichen Sprung nach oben gab es auch bei den Aufwendungen für Jugend und andere Fußballmannschaften. Im Schnitt lagen diese pro Klub bei 1,32 Millionen Euro – Rekord (Vorsaison: 1,1 Millionen Euro).
Entwicklung Personalaufwand Spielbetrieb pro Klub in Mio. Euro
Grafik: DFB
Geringere Verluste
Trotz der Rekordausgaben ist die Anzahl der Klubs, die einen Gewinn verbucht haben, gegenüber der Vorsaison von vier auf neun gestiegen. Erstmals seit der Spielzeit 2018/2019 haben damit genauso viele Vereine einen Jahresüberschuss wie einen Fehlbetrag verzeichnet. Ebenfalls positiv: Zum ersten Mal überhaupt seit Gründung der Liga im Jahr 2008 tat sich bei der Überprüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit während der Saison bei keinem einzigen Klub eine Liquiditätslücke auf. Hartmann sprach von einer "Entwicklung in die richtige Richtung" und betonte: "Das lässt uns im Hinblick auf eine wirtschaftliche Stabilität positiv in die Zukunft schauen."
Im Schnitt lag der Verlust pro Klub bei 0,6 Millionen Euro – eine deutliche Verbesserung von 33 Prozent gegenüber der Vorsaison. Zudem war zum fünften Mal in Folge das durchschnittliche Eigenkapital der Klubs positiv (im Schnitt 1,19 Millionen Euro pro Verein). Außerdem wiesen erstmals seit drei Jahren wieder mehr Klubs (10:8) ein positives Eigenkapital aus als ein negatives. Allerdings sind die Verbindlichkeiten der Klubs im Schnitt auf 6,2 Millionen Euro gestiegen – ein neuer Höchstwert.
Anzahl Klubs mit Saisonüberschuss bzw. Fehlbetrag
Grafik: DFB
Free-TV-Reichweite gestiegen
Die Reichweite der Free-TV-Spiele ist in der vergangenen Saison indes um 20 Prozent gestiegen. Schalteten in der Spielzeit 2022/23 im Schnitt "nur" 220.000 Zuschauer ein, waren es in der zurückliegenden Serie nun 270.000. Der Marktanteil nahm sogar um 25 Prozent zu.
Die Partie mit der höchsten TV-Resonanz war Dynamo Dresden gegen Arminia Bielefeld, die am 1. Spieltag live in der ARD übertragen und von knapp 1,38 Millionen Zuschauern verfolgt wurde. Auch auf den Plätzen zwei bis vier folgen jeweils Partien mit Dynamo-Beteiligung. Auffällig: Die vier Spiele, die sonntags live im Free-TV übertragen wurden, erzielten mit einem Schnitt von 0,43 Millionen eine signifikant höhere Reichweite als die Übertragungen am Samstag.
Zuschauerinteresse weiter auf Rekordkurs
Auch das Zuschauerinteresse in den Stadien ist erneut gestiegen, mit einem Schnitt von 9.700 Fans konnte zum zweiten Mal ein Rekord aufgestellt werden. In der Gesamtbetrachtung aller europäischen Profiligen kletterte die 3. Liga dadurch auf Platz 19 – und liegt damit deutlich vor der österreichischen Bundesliga sowie den ersten Ligen in Norwegen, Rumänien, Tschechien und Kroatien.
Von den zweiten Ligen in Europa hatten neben der 2. Bundesliga nur die Championship in England und die spanische Segunda División einen höheren Zuschauerschnitt als die deutsche 3. Liga. Die zweiten Ligen aus Frankreich und Italien wurden erstmals überholt. Momentan liegt der Zuschauerschnitt bei 11.700, wodurch die 3. Liga aller Voraussicht nach zum dritten Mal in Folge einen Rekord aufstellen und sich im europäischen Vergleich der dritten Liga endgültig an die Spitze setzen wird.
Zuschauerentwicklung 3. Liga
Grafik: DFB
27 Prozent der Einsatzzeiten entfielen auf deutsche U23-Spieler
In der letzten Saison entfielen zudem fast 27 Prozent der Gesamteinsatzzeiten auf Spieler mit deutscher Staatsangehörigkeit im U23-Alter. In der Bundesliga waren es im selben Zeitraum 6,5 Prozent, in der 2. Bundesliga 19 Prozent. Durchschnittlich wurden in der 3. Liga in jedem Spiel pro Mannschaft fünf Akteure unter 23 Jahren eingesetzt (Bundesliga: 3,7; 2. Bundesliga: 3,3). "Das allgemein gestiegene Niveau der 3. Liga auf allen Ebenen bildet eine gute Basis, um sich zu entwickeln und durchzubeißen – nicht zuletzt bei Spielern, deren Förderweg nicht wie am Reißbrett verläuft, sondern auch mal Umwege nimmt", wie DFB-Vizepräsident Peter Frymuth betont. "Die jüngsten Beispiele unterstreichen, welchen sportlichen Mehrwert die 3. Liga liefert – und dass sich eine Intensivierung der Fördermaßnahmen im Sinne des deutschen Fußballs lohnen würde."
Dem entgegen steht jedoch die Tatsache, dass der Nachwuchsfördertopf für die laufende Saison von 2,9 auf 2,36 Millionen Euro reduziert worden ist. Dafür können die ausgeschütteten Gelder auch im wirtschaftlichen Geschäftsbereich für die Talentförderung genutzt werden und nicht wie bislang nur im Nachwuchs. Ob es in der kommenden Saison wieder einen einheitlichen Liga-Partner gibt – "bwin" war vor dieser Spielzeit ausgestiegen – soll sich Hartmann zufolge in den nächsten vier bis fünf Wochen klären.