4:0 gegen Bielefeld: SVWW ganz dicht vor Aufstieg in die 2. Liga
Der SV Wehen Wiesbaden hat das Hinspiel der Relegation zur 2. Bundesliga gegen Arminia Bielefeld am Freitagabend deutlich mit 4:0 für sich entschieden. Dank eines frühen Treffers von Ivan Prtajin (6.) sowie dreier Treffer nach dem Seitenwechsel verschaffte sich der Drittligist damit eine nahezu perfekte Ausgangslage für das Rückspiel. Überschattet wurde die Partie in Schlussphase von Ausschreitungen im Gästeblock, was zu einer 20-minütigen Unterbrechung führte.
SVWW überrennt die Gäste – Prtajin beweist Köpfchen
Groß war der Jubel bei den Hessen schon am vergangenen Wochenende, als Spieler und Fans sich des Aufstieges sicher waren – ehe der VfL Osnabrück in der Nachspielzeit aufdrehte und die aufkommende SVWW-Party im Keim erstickte. Nun mussten die Wiesbadener also in die Extrarunde und trafen im Heimspiel in der heimischen Brita-Arena auf den strauchelnden Zweitligisten Arminia Bielefeld. Im Vergleich zum 1:0-Sieg gegen den Halleschen FC setzte Wehen-Coach Markus Kauczinski lediglich auf eine neue Kraft in seiner Startelf: Schienenspieler Ezeh ersetzte Rieble auf dem rechten Flügel. Weniger euphorisch dagegen die Stimmung beim Gast aus Ostwestfalen. Mit einem satten 0:4 gegen Aufsteiger Magdeburg wurde am letzten Spieltag der 16. Rang für den Bundesliga-Absteiger besiegelt. DSC-Trainer Uwe Koschinat, der zu Anfang der Saison in der 3. Liga noch den 1. FC Saarbrücken coachte, brachte im Gegensatz zu der Pleite zwei Neue, sodass Rzatkowski und Serra für den gesperrten Consbruch und Routinier Klos starteten.
Von Beginn an machte der Drittligist im heimischen Rund das Spiel, auch wenn die erste Chance den Bielefeldern gehörte, welche Rzatkowski nach Vorlage von Lasme aber liegen ließ, da Fechner vor dem Kasten mit seinem Kopf klären konnte (3.). Immer wieder schalteten die Hausherren schnell und gingen so auch früh in Führung. So bekam Ezeh in der 6. Minute auf der rechten Seite viel zu viel Raum, den er für eine präzise Flanke an den Fünfer nutzte, wo Bielefelds Andrade wegrutschte, wodurch Prtajin relativ unbedrängt zum 1:0 für den SVWW einköpfen konnte. Auch in der Folge änderte sich nichts an der Spielrichtung. In der 12. Spielminute drang Heußer mal auf dem rechten Flügel in den DSC-Strafraum ein, wobei er zu Fall kam. Zu wenig jedoch für einen Pfiff. Kurz darauf kamen die Hausherren dann dem zweiten Treffer sehr nahe. Ein weiteres Mal schalteten die Wiesbadener schnell, sodass Ezeh mit hohem Tempo durchbrach. Vor dem Tor entschied er sich gegen das Abspiel und für den eigenen Abschluss, den er allerdings direkt in Keeper Fraisl setzte, der so den nächsten Einschlag verhinderte (20.). Der Zweitligist fand in dieser Phase kaum ein Mittel gegen die Offensivkraft der Gastgeber – und kam auch selbst kaum zur Geltung.
Wiederum zwei Minuten nach der vergangenen Großchance brach Hollerbach wieder einmal auf rechts durch, fand mit seiner scharfen Hereingabe Mitspieler Heußer jedoch nur über Umwege, sodass der Schuss des Mittelfeldmannes geblockt werden konnte. Jetzt wurden auch die Bielefelder etwas aktiver, was dazu führte, dass der Drittligist sich körperlicher zu Wehr setzte. Da die Grenzen des Erlaubten dabei nicht überschritten wurden, änderte sich auch nichts an der Gemengelage. Erst nach 34. Minuten, als Andrade sich vorne einschaltete und Lasme suchte, der knapp verpasste, entstand mal so etwas wie Gefahr von den Arminen. Ehe aber noch mehr Angriffe der Gäste initiiert werden konnten, konzentrierte sich Wiesbaden in der Schlussphase der Hälfte vermehrt auf die eigene Defensive und unterband jeden DSC-Versuch bereits im Aufbau. Entsprechend ging es ohne weitere Highlights zehn Minuten später mit einer knappen – aber durchaus verdienten – Führung für den Drittligisten in die Pause.
Drei weitere Treffer und 20-minütige Unterbrechung
Ohne Wechsel ging es in den zweiten Durchgang, dessen Start dem der ersten Halbzeit auffällig gleichen sollte. Die Gäste agierten nun mit Fünferkette, da Prietl sich nun in die letzte Reihe fallen ließ und agierten so in den ersten Augenblicken etwas aktiver – ehe erneut der frühe Schock folgen sollte. Nach einem Foul bekamen die Wiesbadener fünf Minuten nach dem Seitenwechsel einen Freistoß aus 22 Metern zugesprochen, den Ezeh wuchtig auf den Kasten setzte, sodass Keeper Fraisl etwas unglücklich nach vorne klatschen ließ, wo nun Wurtz lauerte und aus spitzem Winkel auf 2:0 stellte (50.). Der zweite war nun absoluter Wirkungstreffer. Die Gäste mussten nun anlaufen, verfingen sich aber immer wieder in Zweikämpfen, die die Hessen einfach besser annahmen. Dabei konnten sich die Gastgeber selbst immer wieder aufs eigene Umschaltspiel verlassen. Zunächst konnte Prietl eine Flanke von Ezeh noch in höchster Not klären (58.), doch kurz darauf kippte das Spiel endgültig in Richtung der Hausherren.
Wie schon häufig zuvor, zeigte der Noch-Zweitligst eine löchrige Restabsicherung, was Hollerbach mit einem Sprint von der Mittellinie nutzte. Nahezu ohne Gegenwehr zog der SVWW-Angreifer auf das Bielefelder Tor zu und versenkte unter Mithilfe des Innenpfostens zum 3:0 (60.). Die Arminia-Anhänger verloren nun endgültig die Geduld und forderten das eigene Team, welches auch reagierte. Nach einem hohen Ball flog Wehen-Verteidiger Mrowca die Kugel im Zweikampf mit Klos dabei an den Arm, was nach Ansicht des Video-Schiedsrichters aber nicht zu einem Strafstoß reichte (65.). Dennoch wurde es knapp, da Vasiliadis den Abpraller aufnahm und hauchdünn neben den Kasten setzte. Wenig später verpasste Hack ebenfalls knapp (67.). Wiederum eine Minute später setzte sich Serra wuchtig durch, schoss allerdings einen Meter am langen Pfosten vorbei. Die Gastgeber mussten nun vermehrt verteidigen. Beim Verteidigen übertrieb es Wiesbadens Ezeh ein wenig und sah für sein Halten Gelb. Bezeichnend: Die Verwarnung in der 71. Minute war die erste im Spiel.
Es folgten diverse Wechsel auf beiden Seiten, die den Spielfluss ein wenig lähmten. Dies kam natürlich vor allem den Wiesbadenern entgegen, die die deutliche Führung gerne ins Rückspiel am Dienstag transportieren wollten. Da half es auch wenig, dass die Bielefelder Fans die Fassung verloren und versuchten, in den Innenbereich zu stürmen. Der kurzzeitig aufgekeimte Sturmlauf der Arminia endete so abrupt. Stattdessen wieder der Drittligist: Nach erneut schnellem Umschalten zog Prtajin stark in die Mitte und zog ab, doch konnte der Schuss gerade noch abgefälscht werden, sodass er lediglich an den Außenpfosten klatschte (79.). Der vierte Treffer sollte dennoch folgen. Wieder konnte die Arminia durch einen langen Abwurf von Torhüter (!) Stritzel einfach überrumpelt werden, wodurch Joker Iredale durchbrach, Fraisl umkurvte und auf 4:0 stellte (82.). Die Gästefans verloren endgültig die Fassung. Das Spiel musste nun unterbrochen werden. Wieder versuchten Bielefelder Anhänger den Innenraum zu stürmen und warfen mit Rauchtöpfen und Böllern, während die Spieler nun das Feld verließen. Lediglich Fabian Klos blieb tränenüberströmt auf dem Feld zurück und versuchte zu deeskalieren.
Dies gelang, weswegen es nach über 20 Minuten Unterbrechung weitergehen konnte. Die erste Chance in den finalen Minuten sollte den Gästen gehören, doch landete der Dropkick von Vasiliadis direkt in den Armen von SVWW-Schlussmann Stritzel, der in der faktisch 84. Minute erstmals eingreifen musste. Die letzte Chance gehörte dann wieder den Hausherren, die erneut mit einem langen Ball alle Ketten überspielten, sodass Iredale durchbrach und zu Fall kam, was aber keinen Strafstoß zur Folge hatte (90.). Wenige Augenblicke später war Schluss. Am Ergebnis sollte sich somit nichts mehr ändern, sodass Wiesbaden sechs Tage nach dem verfrühten Jubel doch langsam für die 2. Liga planen kann. Arminia Bielefeld hingegen benötigt am kommenden Dienstag ein mittelgroßes Fußballwunder, um den zweiten Abstieg binnen zwei Jahren zu verhindern.