5 Gründe, warum der SSV Jahn aufsteigt
Eine Stadt! Ein Team! Ein Traum! – so lautet das Motto des SSV Jahn Regensburg für die Relegation, das sich auf drei Säulen stützt um den Aufstieg zu schaffen. Gegner ist der Karlsruher SC, durch einen 1:0-Sieg gegen Frankfurt gerade noch in die Relegation gerettet, aber dennoch kein einfacher Gegner. Zwei Vereine, zwei Spiele, ein Ziel: Die 2. Bundesliga! Aber nur einer, entweder der SSV oder der KSC, wird dieses Ziel erreichen und in der kommenden Saison zweitklassig spielen. liga3-online.de kennt 5 Gründe, warum der Traum des SSV Jahn Regensburg wahr wird und die Jahnelf nach acht Jahren Abstinenz wieder in der Zweiten Liga spielen wird.
Grund 1: Eine Stadt!
Regenburg, eine Stadt im Ausnahmezustand. Die Stimmung ist seit Tagen elektrisierend, das Heimspiel schon nach zwei Tagen restlos ausverkauft. Für die Relegationsspiele gibt es in der Stadt sogar an zwei Stellen die Möglichkeit für Public Viewing, das Kulturtheater "Gloria" überträgt beide Spiele live auf einer großen Leinwand, das Hahn-Zelt auf der Regensburger Mai-Dult überträgt auf zehn (!) großen Flachbildschirmen das Spiel – wenn auch ohne Ton. Die Nachfragen für die Heimtickets waren zahlreich, aber auch für das Auswärtsspiel rechnet man mit zahlreichen Jahnfans.
Grund 2: Ein Team!
Die Jahnelf, vor der Saison als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt, mit Mannschaftsgeist und Zusammenhalt wurde das Wunder war – die Relegation! Alle Mitstreiter verloren die Nerven, nur der Jahn behielt einen klaren Kopf und holte aus der entscheidenden Saisonphase 10 Punkte aus vier Spielen. Die ganze Saison über musste das Team Ausfälle verkraften: Verletzungspech, Sperren… Bis auf eine kleine Phase nach Rückrundenbeginn, als die vielen Englischen Wochen der Mannschaft viel abverlangte und der Kräfteverschleiß spürbar war, konnte jeder ersetzt werden. Individuelle Klasse wurde bei Ausfällen durch mannschaftliche Geschlossenheit wett gemacht. "Einer für alle, alle für einen" steht groß im Regensburger Jahnstadion hinter dem Tor in der Prüfeninger Kurve. Und so spielte das Team auch, jeder kämpfte für jeden. Das war das Mittel, dass dem kleinsten Etat der Liga zu Platz 3 verholfen hat. Auch in der Relegation gibt es wieder ausfälle: Jimi Müller verpasst das Hinspiel wegen seiner 5. Gelben Karte, Ronny Philp ist verletzt. Hinter André Laurito und Tobias Schweinsteiger stehen Fragezeichen. Und wenn schon! Auch morgen und am Montag wird die Jahnelf durch Teamgeist diese Ausfälle kompensieren können. Und diese Eigenschaften werden auch gegen den KSC helfen. Die Mannschaft von Regensburg ist zudem in Top-Verfassung.
Grund 3: Ein Traum!
Ein Traum, der Zweitligaaufstieg. Der größte sportliche Erfolg an der Donau seit neun Jahren (Aufstieg 2003) beflügelt Stadt und Fans – und die Mannschaft. Ob ein 39-jähriger Michael Hofmann, der schon Champions League gespielt hat, aber noch nie mit einem Verein aufgestiegen ist, der unbedingt einen Aufstieg in seiner aktiven Karriere feiern möchte und dessen Traum es ist einmal gegen seinen Ex-Verein 1860 München in der Allianz-Arena zu spielen. Oder ein Tobias Schweinsteiger (30), der beim Jahn mit 14 Saisontoren seinen zweiten Frühling erleben durfte, der sich unbedingt mit dem Zweitligasufstieg in Richtung München verabschieden möchte. Oder ein Stefan Binder (33), der seit 2002 für den Jahn spielt, für seinen Verein, mit dem er in 252 Spielen so viel erlebt und erreicht hat, aber nun an seinem Profi-Karriereende angelangt ist. Für den der Aufstieg in die 2. Bundesliga das Größte Abschiedsgeschenk der Welt wäre, wenn er sich mit diesem Erfolg aus Regensburg, aus seiner Stadt verabschieden dürfte. Diese drei und alle anderen Spieler, für sie ist der Aufstieg ein absoluter Traum, den sie unbedingt erreichen wollen. Mit allen Mitteln wollen sie es wahr werden lassen, das Wunder. So ein Ziel vor Augen setzt Kräfte frei, gegen die sich der Zweitligist erst mal stämmen muss. Eine verkorkste Saison hinter sich, in der gerade so mit der Relegation (vorerst) der GAU verhindert werden konnte. Die Angst spielt mit, in Karlsruhe, die Angst vor dem Sturz in die Drittklassigkeit. Der Druck liegt beim KSC, der Traum beflügelt den SSV.
Grund 4: Die Ausgangsposition
Die Ausgangsposition zeigt ganz klar: Vorteil Jahn! Der SSV muss nicht aufsteigen, den Klassenerhalt als Ziel stand am Ende mit der Relegation ein Sahnehäubchen . Völlig befreit und mit Spielfreude geht Regensburg in die beiden Spiele, selbst wenn es nicht gelingen sollte, ist beim Jahn ob der tollen Saison Feierstimmung angesagt. Anders Karlsruhe, der Druck ist wahnsinnig groß, das Abstiegsgespenst geht um. Die Angst, abzusteigen, ist spürbar, jeder Fehler könnte bestraft werden. Der Jahn hat nichts zu verlieren, kann eigentlich nur gewinnen – und der KSC hat sehr viel zu verlieren. Diese Kopfsache hilft dem Jahn, befreit aufzuspielen, während der KSC Gefahr läuft zu verkrampfen. Euphorie gegen Angst – die Lage dürfte klar sein.
Grund 5: Der Trainer
Markus Weinzierl ist einer der besten Gründe, warum der SSV jetzt dort steht, wo er steht. Regensburg hat von Natur aus die geringsten Mittel der Liga. Aus seinen Spielern schafft er es immer das letzte Tröpfchen Leistung herauszuholen. Seine Teams strotzen vor Teamgeist. Egal welche Elf aufläuft, die Mannschaft ist top eingestellt und der Aufgabe gewachsen – so auch in der Relegation. Weinzierl wird die Jahnelf auf Karlsruhe optimal einstellen. Seine sensationelle Arbeit in Regensburg weckt natürlich Begehrlichkeiten, so wird er den SSV wohl in Richtung Bundesliga (FC Augsburg) verlassen. Aber bis Montag ist er noch Jahntrainer und wenn das Theater um seine Position für die 180 Minuten vergessen wird, ist der Jahn dem KSC der gefährlichste Relegationsgegner, den er hätte bekommen können. Auf der anderen Seite steht Markus Kauczinski, der Karlsruhe im März in akuter Abstiegsgefahr übernommen hat. Seine Mannschaft hat sich zweifellos verbessert – der freie Fall in die 3. Liga wurde aufgehalten – und vor allem zu Hause ist seine Mannschaft wieder stabiler. Aber ob er seine Mannschaft auf die beiden Finalspiele richtig einstellen kann? Vor allem in direkten Duellen gegen den Abstieg schwächelt der KSC enorm (siehe Niederlagen gegen Ingolstadt und Aachen). Wenn der Sportclub befreit aufspielen kann, kann er zeigen, was er drauf hat – zum Beispiel wenn es nicht gegen direkte Konkurrenten geht und der Druck geringer ist (wie gegen Paderborn und Dresden – das Spiel gegen die bereits aufgestiegene Eitnracht kann man nicht zählen). Aber in der Relegation geht es wieder gegen einen direkten Konkurrenten, der Druck ist riesig. Weinzierl wird sein Team auf den KSC bestens vorbereiten, ob es aber Kauczinski gelingt, bei seinem Team auch in solchen Duellen die richtigen Worte zu finden, ist eher nicht sicher…
Fazit
Es wird kein Spaziergang, aber der Jahn wird die Relegation für sich entscheiden. Die Euphorie, die aktuell in Regensburg und Umgebung zu fühlen ist, ist "jahnsinn". Spieler, Trainer und Fans werden in den beiden Spielen alles für das Wunder tun, den Zweitligaaufstieg. Auch wenn es nie ein Ziel war, aufsteigen wollen jetzt alle. Mit breiter Brust und freiem Kopf geht es gegen den KSC, der gerade noch (vorerst) den Kopf aus der Abstiegsschlinge ziehen konnte. Die Angst geht aber in Karlsruhe immernoch umher. Und wird morgen und am Montag die Relegation entscheiden, wenn sich die Badener verzweifelt, aber ohne gute Mittel gegen den Absteig zu stemmen versuchen….
Foto: Regensburg1889.de