Eilers im Interview: "Gehe davon aus, dass ich in Dresden bleibe"
Nachdem Dynamo Dresden zur Winterpause auf Rang vier der Tabelle und nur einen Punkt hinter einem direkten Aufstiegsplatz stand, träumte der Zweitliga-Absteiger vom direkten Wiederaufstieg. Der unerwartet gute Saisonstart war vor allem mit einer Person verbunden: Justin Eilers. Der 26-Jährige, dem der Durchbruch im Fußball zuvor verwehrt blieb, war mit elf Toren in 22 Spielen sowie drei Treffern im DFB-Pokal der Erfolgsgarant der Sachsen. Nach der Winterpause wurde es um den ehemaligen Spieler von Eintracht Braunschweig jedoch ruhig. Bezeichnend, dass Dresden mit acht Pleiten aus den ersten neun Partien in das neue Jahr startete. Erst als Eilers beim Spiel in Regensburg ein Hattrick gelang, gewann Dresden auch wieder. Im Interview mit liga3-online.de spricht der Offensivspieler nun über den kuriosen Saisonverlauf, seine zwischenzeitliche Suspendierung, seine Zukunftspläne und über die kommende Saison.
liga3-online.de: Hallo Herr Eilers. Dresden ging als ambitioniertes Team in die Saison, spielte eine starke Vorrunde und stürzte danach völlig ab. Wie erklären Sie sich diesen Saisonverlauf?
Justin Eilers: Wir haben uns das natürlich nicht so vorgestellt. Im Fußball ist es aber nicht immer erklärbar, wie so etwas zusammenlaufen kann. Das Problem war natürlich, dass wir mit Misserfolgen schlecht in die Rückrunde gestartet sind. Uns hat in dieser Phase das Selbstvertrauen gefehlt, den Bock wieder umzustoßen – das kann man sich natürlich nicht erlauben. Zudem sind wir eine junge Mannschaft, die zwar eine enorme Qualität hat, aber noch nicht erfahren genug ist, um dauerhaft ganz oben mitzuspielen.
Hat sich die Mannschaft nach dem unerwartet guten Start vielleicht auch etwas gehen lassen?
Wir wussten natürlich, dass es schwer werden würde, wenn sich die Gegner besser auf uns einstellen. Vor der Saison kannte man uns noch nicht so gut, sodass wir vielleicht etwas unterschätzt wurden. Zudem gab es auch viele Spiele, die wir knapp, oft mit nur einem Tor Unterschied, verloren haben. In der 3. Liga sind Kleinigkeiten entscheidend. Uns fehlte das Quäntchen Glück. Vor allem bei den Tiefschlägen in den letzten Minuten war dies häufig der Fall, als uns viele wichtige Punkte abhandengekommen sind. Das hat sich dann wie ein roter Faden durch die Rückrunde gezogen.
Mit 11 Toren in 22 Spielen waren Sie in der Hinrunde der Shootingstar 3. Liga und wurden von unseren Lesern zum „Spieler der Hinserie“ gewählt. Im neuen Jahr lief es dann aber nicht mehr rund, zwischenzeitlich waren Sie sogar für ein Spiel suspendiert. Wie kam es dazu?
Ich habe natürlich nicht erwartet, dass ich in der Rückserie wieder elf Tore schieße. Fußball ist eben immer noch ein Mannschaftssport. Wenn der Erfolg der Mannschaft ausbleibt, ist es schwierig, als Einzelner zu brillieren.
Vor der Suspendierung haben wir uns in einer sensiblen Phase befunden, wo verschiedene Dinge etwas anders gesehen werden, als wenn wir erfolgreich sind. Die Suspendierung wurde intern behandelt und sofort nach dem Spiel auch aus der Welt geräumt.
Zu den Höhepunkten der laufenden Spielzeit zählen sicherlich die Auftritte im DFB-Pokal, bei denen Sie eine bedeutende Rolle spielten. Zählen die Tore gegen Schalke und Bochum zu den größten Momenten Ihrer Karriere?
Ja, das kann man so sagen. Wenn ein Spiel im Free-TV übertragen wird und man dann wichtige Tore schießt, ist das natürlich ein tolles Gefühl, was mit dem Weiterkommen abgerundet wurde. Es wäre nur halb so schön, wenn ich zwei Tore schieße und wir dann mit 2:3 ausscheiden. Aber so hat alles gepasst. Wir hatten mit Dortmund im Achtelfinale dann noch ein weiteres echtes Highlight, wo es aus unserer Sicht sehr ärgerlich war, dass wir ausgeschieden sind. In diesem Spiel war aus meiner Sicht viel mehr möglich.
Wie bitter ist es für Sie, nächstes Jahr nicht am DFB-Pokal teilnehmen zu können?
Sehr bitter natürlich. Allerdings haben wir uns das auch selbst zuzuschreiben, da wir im Sachsenpokal ausgeschieden sind. Danach war das Ziel, mindestens Platz vier zu erreichen. Bis zur Winterpause sah es auch gut aus, jedoch haben wir das Ziel nach und nach aus den Augen verloren. Es ist natürlich immer ein schönes Highlight, im DFB-Pokal mitwirken zu dürfen und vielleicht auch für die Sensation zu sorgen. Gerade vor unserer Kulisse spielt kein Bundesligist gerne. Allgemein ist in Dresden bei solchen Momenten immer viel möglich.
Sie haben in Ihrer Karriere bereits einige Stationen hinter sich und nun endet ihr erstes Jahr bei Dynamo. Sind Sie in Dresden heimisch geworden und können Sie sich einen Verbleib oder auch ihr Vertragsende 2016 hinaus vorstellen?
Das ist natürlich noch ein bisschen hin. Ich kann sagen, dass ich mich in Dresden derzeit sehr wohlfühle. Dynamo ist ein toller Verein mit einem tollen Umfeld. 2016 ist noch lange hin, wer weiß, was bis dahin passieren kann. Vielleicht will der Verein auch gar nicht mit mir verlängern. So weit in die Zukunft zu schauen, ist immer sehr schwierig.
In der Winterpause wurde auch über einen vorzeitigen Abgang spekuliert. Ist dieser mittlerweile vom Tisch?
Darüber mache ich mir derzeit keine Gedanken. Ich fahre Ende Mai in den Urlaub und dann schauen wir mal, was die Zeit bringt. Vom Kopf gehe ich aber davon aus, dass ich in Dresden bleibe.
Noch drei Spiele stehen in dieser Saison auf dem Plan. Wie gehen Sie die letzten Partien an? Welches Ziel hat sich der Verein für die tabellarisch eher bedeutungslosen Spiele gesetzt?
Dadurch, dass die Spiele zuletzt nicht so gut gelaufen sind, ist der Unmut der Fans natürlich groß. Wir müssen in den letzten Spielen ein anderes Gesicht zeigen und dürfen sie auf keinen Fall zu locker angehen und schon an den Urlaub denken. Besonders beim letzten Spiel gegen Rostock, das aufgrund der Rivalität für die Fans ein wichtiges Match ist, sollten wir noch einmal alles raushauen. Wir wollen aus den letzten drei Spielen drei Siege holen.
In der neuen Saison geht bekanntlich wieder alles von vorne los. Dynamo wird wohl automatisch zu den Favoriten um den Aufstieg zählen. Was erwarten Sie von der nächsten Saison? Was soll oder muss besser werden, um den Aufstieg anzupeilen?
Der Verein hat mit der Verpflichtung von Uwe Neuhaus ein gewisses Zeichen gesetzt, was in der nächsten Saison geplant ist. Wichtig ist auf jeden Fall, dass wir stabiler agieren müssen. Dass wir eine große Qualität innerhalb der Mannschaft aufweisen, haben wir bereits unter Beweis gestellt. Dennoch hat man auch Defizite gesehen, sodass wir gewillt sind, in der nächsten Saison ein besseres Resultat zu erzielen.
Zum Abschluss noch eine Frage zu den Fans: Trotz der Negativserie in diesem Jahren pilgern weiterhin im Schnitt 22.500 Zuschauer zu den Heimspielen. Wie lässt sich das erklären und wie fühlt sich das an?
Der Zuschauerzuspruch in Dresden ist einfach unglaublich und die Begeisterungsfähigkeit unserer Anhänger in der 3. Liga einmalig. Wir stehen auf Platz zehn in der Tabelle und haben mit großem Abstand die meisten Zuschauer der Liga. Das sagt doch schon alles. Es ist natürlich ein schönes Gefühl, vor so einer, in der 3. Liga einzigartigen, Kulisse auflaufen zu dürfen.