Aue nach Abstieg: Bekenntnisse der Fans – Abgang des Trainers

250 neue Mitglieder zählt der FC Erzgebirge Aue seit Sonntag, 17:30 Uhr. Nach dem Abstieg machte sich bei den Anhängern der Veilchen eine „Jetzt erst recht“-Stimmung breit. Diese erhielt am Mittwoch allerdings einen herben Dämpfer: Trotz vorheriger Bekenntnisse zum Verein trat Trainer Tomislav Stipic von seinem Posten zurück. Der 35-jährige Kroate hatte seinen Vertrag erst im Februar bis 2017 verlängert, gültig für die zweite und Dritte Liga. Auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz sagte er, er wolle zukünftig seiner Familie und seinem Glauben mehr Zeit widmen. Aues Präsident Helge Leonhardt, der gerne mit dem jungen Fußballlehrer weitergearbeitet hätte, bedauerte die Entscheidung. Innerhalb kurzer Zeit ist Leonhardt nun gefordert, einen neuen Coach zu finden, der eine schlagkräftige Truppe für die Dritte Liga zusammenstellen soll. Konkrete Namen sind zwar noch nicht bekannt, doch laut der "Bild" haben sich bisher schon 30 Trainer auf den Posten beworben. Der neue Mann soll bestmöglich eine regionale Verbundenheit haben und sich zudem in der 3. Liga auskennen, beschreibt Co-Trainer Steffen Ziffert das Anforderungsprofil.

 „Ein irrer Abstiegskampf mit dramatischem Ende“

Auch nach einigen Tagen Abstand ist davon auszugehen, dass die Art und Weise des Abstieges sowohl in den Köpfen der Spieler, als auch des scheidenden Trainers noch herumspukt. Als Torhüter Martin Männel in der 88. Minute des Spiels gegen Heidenheim das 2:2 köpfte, machte bei den Fans und Sympathisanten der Erzgebirger das Gefühl die Runde, hier könne eine dieser besonderen Geschichten entstehen, die nur der Fußball schreibt. Das entscheidende Tor zum Klassenerhalt sollte aber nicht mehr gelingen, das Fußballwunder blieb aus. "Wir haben den schlechten Saisonstart immer mit uns rumgetragen“, bilanziert Mittelfeldmann Patrick Schönfeld. "Heute hat ein irrer Abstiegskampf ein dramatisches Ende gefunden.“ Der kurzerhand als Torjäger agierende Männel berichtete dem "MDR“ unterdessen von einer schlaflosen Nacht nach der Enttäuschung vom Sonntag: "Ich habe wenig geschlafen, hatte stattdessen lange Gespräche mit meiner Frau.“

Neues Team um Torhüter Männel

In diesen wird auch die Zukunft des seit 2008 im Erzgebirge spielenden Keepers eine Rolle gespielt haben. Die Chancen, dass auch Männel den Veilchen treu bleibt, stehen offenbar nicht schlecht: "Natürlich habe ich als Sportler einen gewissen Ehrgeiz, in zweierlei Hinsicht. Zum einen gibt es die Möglichkeit, hier zu bleiben und etwas komplett Neues zu erschaffen. Oder bei einer sportlich interessanten Aufgabe ist ein Neuanfang irgendwo anders möglich. Aber dieser Verein ist mir ans Herz gewachsen, ich habe das Gefühl, ein Stück weit dazuzugehören. Es müsste eine extrem interessante Geschichte kommen, um mich aus Aue wegzutreiben.“ Um die Identifikationsfigur Männel herum könnte Stipics noch unbekannter Nachfolger versuchen, ein neues Team aufzubauen, um mittelfristig den Wiederaufstieg anzupeilen. Denn klar ist auch: Ein Umbruch im Kader wird sich nicht vermeiden lassen. Leihspieler wie Bobby Wood, Clemens Fandrich, Selcuk Alibaz oder Stefan Mugosa, die in der Rückrunde wichtige Stützen in der Stammelf ausmachten, werden nicht im Erzgebirge bleiben. Mit Sebastian Hertner soll hingegen über einen Verbleib bei den Auern verhandelt werden. "Mopo24" gehören Romario Kortzorg und Arvydas Novikovas zu den wenigen Spielern, deren Vertrag ohnehin bereits für die Dritte Liga gültig ist.

Etat von 6,5 Mio. Euro geplant – neues Stadion kommt

Gute Nachrichten gibt es aus wirtschaftlicher Sicht zu vermelden: Anders als frühere Zweitliga-Absteiger steht der FC Erzgebirge nicht vor einem finanziellen Scherbenhaufen. Der neue Hauptsponsor AOK wird trotz des Abstiegs einsteigen, geplant ist ein Etat in Höhe von 6,5 Millionen Euro. Aus Sicht der Fanseele ist die 3. Liga mit den vielen Konkurrenten aus den ostdeutschen Bundesländern eine attraktive Spielklasse, die DFL-Fernsehgelder aus der zweiten Liga wird die Finanzabteilung dennoch vermissen. Die Pläne zum Stadionausbau bleiben jedoch weiterhin bestehen. Von Seiten der Auer soll durch ein flexibles Mietmodell das Risiko für den Klub minimiert werden. Am 17. Juni stimmt der Kreistag des Erzgebirgskreises darüber ab, welcher Gestaltungsentwurf umgesetzt werden soll.

Wenn das neue Stadion dann eines Tages steht, wird vielleicht auch Hannah aus Stollberg dem FC Erzgebirge einen Besuch abstatten. Sie gehört zu den 250 neuen Mitgliedern, die seit dem Schlusspfiff in Heidenheim bei den Veilchen begrüßt wurden. Im Falle von Hannah wurde ihr diese Entscheidung großzügig von ihren Eltern abgenommen, denn: Zum Zeitpunkt ihres Vereinsbeitrittes war Hannah gerade einmal fünf Stunden alt.

   

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