FCM: Jens Härtel freut sich auf DDR-Oberliga-Nostalgie
Noch acht Tage bis zum Eröffnungsspiel der Dritten Liga zwischen dem Regionalliga-Aufsteiger 1. FC Magdeburg und Rot-Weiß Erfurt und dem damit ersten Auftritt des 1. FCM im gesamtdeutschen Profifußball. Beim Training am Dienstagnachmittag war die Stimmung gelöst und die Spieler von Trainer Jens Härtel pushten sich gegenseitig. Christian Beck und Manuel Farrona-Pulido absolvierten eine individuelle Laufeinheit, während Matthias Tischer, Niklas Brandt, Manuel Schlosser und Steffen Puttkammer die Einheit ausließen. Zwischen Training und Fototermin fand Jens Härtel Zeit für liga3-online.de, um über die aktuelle Vorbereitung zu sprechen und einen kleinen Ausblick auf die Saison zu geben. Nachdem man keine Testspiele gegen höherklassige Vereine bestritt, gegen die Regionalligisten Berliner AK und Viktoria Köln eine knappe Niederlage hinnehmen musste, war der deutliche 5:1-Sieg gegen den französischen Erstliga-Aufsteiger ES Troyes AC ein ordentlicher Push für das Selbstbewusstsein.
"Wir müssen immer am Limit spielen"
"Wir sind schon auf einem guten Stand. Wir kommen aus der Regionalliga, wo es auch einige Mannschaften gibt, die gut Fußball spielen können. Wenn wir nicht 100 Prozent geben, können wir auch gegen einen Oberligisten verlieren“, verdeutlicht Härtel und findet in den Niederlagen viel Positives: "Es ist die Quintessenz, die wir aus diesen Niederlagen mitnehmen müssen. Wir müssen immer am Limit spielen. Wir haben gegen Troyes gezeigt, dass wir in der Lage sind, gegen gute Mannschaften gute Ergebnisse zu erzielen – sprich: Spiele zu gewinnen.“
Was dem Traditionsverein in seiner ersten Drittliga-Saison helfen wird, ist die Tatsache, dass die Mannschaft kaum Veränderungen hinnehmen musste. Die sechs externen Neuzugänge sind nach drei Trainingswochen und acht Testspielen voll in die Mannschaft integriert, wenn auch mit kleineren Schwierigkeiten, wie Härtel berichtet: "Für den einen oder anderen gibt es noch Anpassungsprobleme, weil wir einen anderen Fußball spielen als die Vereine, wo die Spieler zuletzt spielten. Daran müssen sie sich gewöhnen, was aber natürlich nicht von heute auf morgen geht. Die Jungs lernen jeden Tag und in der Videoauswertung sehen sie, wo es noch Defizite gibt.“
Härtel über die Unterschiede zur 4. Liga
Eine besonders interessante Neuverpflichtung ist Rechtsverteidiger Lukás Novy. Der Tscheche spielte in der letzten Saison bei BFC Dynamo und besetzt die Position des zum SV Sandhausen gewechselten Vereinsliebling Nico Hammann. Von einem Ersatz will Jens Härtel nicht sprechen. "Niemand ist als Ersatz verpflichtet worden. Nico ist so in der Art nicht zu ersetzen. Wir müssen das mit mehreren Spielern auffangen.“ Zu den größten Stärken des beidfüßigen 27-Jährigen zählen seine Freistöße. "Mit seiner Schlagtechnik – vor allem bei Standards – war er extrem wichtig für uns, aber wir werden ein paar geeignete Standardschützen finden. Am Sonnabend gegen Troyes haben wir bereits vier Standardtore erzielt.“
Im Vergleich zur Regionalliga rechnet Härtel in der kommenden Drittliga-Saison mit einigen Unterschieden. "Ich denke, dass wird physisch noch viel robuster werden, als das in der Regionalliga der Fall war.“ Aber auch auf die Feinheiten wird es angekommen: "Die individuelle Qualität ist deutlich höher, wenn man ein paar Sachen zulässt, dann kassiert man meistens auch ein Tor.“ Der ehemalige Abwehrspieler schaut vor allem skeptisch auf seine Defensivabteilung, gerade nach der Verletzung von Routinier Steffen Puttkammer: „In der Luft sind die meisten Mannschaften so gut bestückt, dass man zusehen muss, bei Standards stabiler zu sein und nicht schnell in Rückstand zu geraten.“
Eine Prognose zum Saisonverlauf wollte Jens Härtel nicht riskieren, die Vorfreude auf ein stark besetztes Teilnehmerfeld ist jedoch spürbar. "Die Liga ist sehr ausgeglichen, gut besetzt und eng. Von der Seite her wird es in jeder Woche ein schweres Spiel für uns. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass man mit Prognosen schnell falsch liegen kann, was die Einordnung der Mannschaften betrifft.“
Vorfreude auf die neue Liga
Mit Blick auf den Spielplan sorgt vor allem die Vielzahl der Ost-Derbys für Vorfreude: "Es gibt schon Spiele, worauf sich die Jungs freuen. Ich denke, wenn man in Dresden spielt und das Stadion mit 30.000 Zuschauern ausverkauft ist, ist das was ganz besonderes“, schildert der Trainer seinen Eindruck. Natürlich darf man die Heimspiele in der MDCC-Arena nicht vergessen. "Wenn wir Zuhause gegen Halle, Dresden oder jetzt auch im Eröffnungsspiel gegen Erfurt spielen, sind das alles Spiele, wo viele Zuschauer kommen. Dann ist bei den Jungs auch immer eine gewisse extra Anspannung da.“ Die Dritte Liga ist für den 1. FC Magdeburg, wie auch für alle Vereine aus dem Osten der Republik, im ganzen Rahmen etwas besonders. Auch für die Anhänger, wie Jens Härtel vermittelt: "Es ist gut, dass in der Liga so viele Derbys auf uns warten. Bei den Fans kommen sicherlich viele Erinnerungen an die alte DDR-Oberliga hoch.“