Holstein Kiel, das Team mit den zwei Gesichtern
Eine turbulente Woche liegt hinter den Störchen, die aus den Spielen gegen Fortuna Köln (2:2) und beim VfL Osnabrück (2:3) lediglich einen Punkt holten und damit unterstrichen, was sich seit Saisonbeginn angedeutet hatte: Holstein Kiel steht derzeit für Spektakel, für viele Tore – aber auch für grobe Schnitzer in der Abwehr.
Bedenkliche Abwehrfehler gegen Köln und Osnabrück
Die Mannschaft von Trainer Karsten Neitzel stellt mit elf erzielten Toren zwar gemeinsam mit der Reserve von Mainz 05 und Fortuna Köln die zweitbeste Offensive der 3. Liga, 13 Gegentore aber bedeuten gleichzeitig den zweitschlechtesten Wert der gesamten Liga. Unterm Strich steht nach sechs absolvierten Spielen Rang 14 – eine Platzierung, mit der Neitzel nicht zufrieden sein wird. Das dürfte auch für die Auftritte seiner Elf gegen Fortuna Köln und in Osnabrück gelten. In beiden Spielen leistete sich die Defensive bedenkliche individuelle Fehler, die zu Toren führten. Als Beispiel lassen sich hier die Treffer des VfL Osnabrück am Wochenende anführen. Marlon Krauses ungestümes Einsteigen gegen Marcos Alvarez zog einen Elfmeter nach sich, den David Pisot sicher verwandelte (12.). Kurz vor der Pause dann durften Halil Savran (40.) und Simon Tüting (43.) relativ freistehend die Führung ausbauen – zur Pause lagen die Störche so mit 0:3 zurück. Im zweiten Durchgang aber zeigte die Neitzel-Elf ihr zweites Gesicht, jenes nämlich, das für Offensive und Spektakel steht. Kiel schnürte Osnabrück in deren Hälfte ein, der VfL konnte sich kaum einmal wirklich befreien. Die KSV dagegen spielte zielstrebig und clever nach vorne und belohnte sich durch den 1:3-Anschlusstreffer von Fabian Schnellhardt (67.). Als wenig später der eingewechselte Evans Nyarko auf 2:3 verkürzte (74.), schien es, als würden sich die Störche für eine starke zweite Hälfte belohnen können. Der dritte Treffer aber gelang den Kielern nicht mehr, die sich deshalb trotz einer bockstarken zweiten Hälfte und zweier Treffer ohne Punkte auf den Heimweg gen Norden machen mussten.
Keine Freude über Punkt gegen Köln
Auch die Freude über das 2:2-Unentschieden unter der Woche gegen die Fortuna aus Köln hielt sich auf Seiten der Holstein-Akteure arg in Grenzen. Zu groß war der Frust über den späten Ausgleich durch Michael Kessel (77.), der einen Heimsieg der eigentlich feldüberlegen KSV-Elf verhinderte. Doch auch gegen die Gäste aus der Domstadt musste Kiel einem frühen Rückstand hinterherlaufen, Marco Königs hatte Köln überraschend in Führung gebracht (25.). Anschließend aber bewies die Kicker von der Förde wieder einmal Moral und drehte die Partie durch Treffer von Fabian Schnellhardt (28.) und Rafael Czichos (66.). Holstein Kiel, das Team mit den zwei Gesichtern!
Automatismen fehlen
Derzeit ist kaum noch etwas von dem Geist der Mannschaft zu spüren, die es in der vergangenen Spielzeit wie kaum eine andere Mannschaft verstand, im Verbund erfolgreich gegen den Ball zu arbeiten und so die eigenen Reihen zu schließen. Individuelle Fehler sah man von Kiel selten bis nie – diese Automatismen aber scheinen den Störchen derzeit zu fehlen und sie der eigenen Stärke zu berauben. Gelingt es Karsten Neitzel und seinen Jungs, dieses Manko nach und nach abzustellen, dann werden die Störche auch wieder für die Auftritte ihrer starken Offensivabteilung belohnt werden. Denn die ist, auch das ist eine Erkenntnis der vergangenen Wochen, immer für mindestens ein Tor gut.