Strittige Szenen am 7. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Nun hat Rafati eine neue Aufgabe: Für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab und erklärt bei falschen Entscheidungen zudem, wie die Unparteiischen auf dem Platz hätten reagieren müssen. Am 7. Spieltag hat er sich fünf Szenen einmal genauer angeschaut.

Szene 1: Richard Sukuta-Pasu trifft für Energie Cottbus, Schiedsrichter Timo Gerach gibt den Treffer jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 3:20]

Babak Rafati: Die entscheidende Frage bei der Abseitsentscheidung ist der Zeitpunkt des Abspiels und hier liegt das Schiedsrichtergespann richtig, denn in diesem Moment stand der Cottbuser Angreifer Sukuta-Pasu im Abseits.

Szene 2: Oliver Barth (Aalen) trifft Richard Sukuta-Pasu (Cottbus) am Kopf, Elfmeter für Cottbus. [TV-Bilder – ab Minute 4:30]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf sieht man keine aktive Bewegung des Verteidigers Barth mit dem Arm in Richtung von Sukuta-Pasu. Selbst wenn der Angreifer getroffen worden ist, liegt keine Absicht vor – es passiert alles im normalen Ablauf. Somit liegt kein Foulspiel vor. Man sieht auch im Nachhinein die fragwürdigen Blicke der beiden Verteidiger, die sich gegenseitig (glaubwürdig) anschauen und nicht so richtig wissen, was der Schiedsrichter soeben entschieden hat. Hier stellt sich auch die Frage, ob der Schiedsrichter beim Stande von 0:0 genauso entschieden hätte. Hier liegt für mich eine Fehlentscheidung vor – weiterspielen wäre richtig gewesen.

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Szene 3: Sebastian Szimayer bringt Rot-Weiß Erfurt trifft in Führung, Schiedsrichter Marcel Schütz gibt den Treffer jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 5:50]

Babak Rafati: Bei dieser Szene stellt sich die Frage, ob Szimayer zum Zeitpunkt des Torschusses im Abseits steht oder nicht. Anhand der vorliegenden Fernsehbilder kann man es nicht zu 100 Prozent auflösen und zu einem endgültigen Urteil kommen. Man kann hier nur spekulieren, ob der Angreifer mit irgendeinem Körperteil im Abseits steht oder nicht.

Szene 4: Clemens Schoppenhauer (Würzburg) trifft Carsten Kammlott (Erfurt) in die Beine, Schütz lässt weiterspielen. [TV-Bilder – ab Minute 9:10]

Babak Rafati: Kammlott läuft im gegnerischen Strafraum auf den Verteidiger zu und spielt den Ball rechts an ihm vorbei und läuft links an ihm vorbei. Schoppenhauer sieht, dass er seinen Gegenspieler nicht mehr stoppen kann und wirft sich ihm einfach in den Weg, um ihn am Weiterlaufen zu hindern. Dadurch kommt der Angreifer zu Fall. Der Schiedsrichter hat eigentlich eine optimale Sicht, warum er aber auf Stürmerfoul entscheidet, kann man nicht ergründen. Selbst der Verteidiger ist über den Pfiff nicht überrascht, da er von einem Pfiff gegen sich selbst ausgeht. Als er jedoch sieht, dass für ihn statt gegen ihn entschieden wurde, steht ihm der "Schmerz" ins Gesicht geschrieben und hat dadurch plötzlich Schmerzen am Knöchel und fällt blitzartig zu Boden. An der Stelle, an der er definitiv nicht getroffen wurde (in der Slowmotion gut zu sehen). Hier hätte es Strafstoß für Erfurt geben müssen, somit liegt eine Fehlentscheidung vor.

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Szene 5: Kevin Kunz (Chemnitzer FC) sieht nach einer Tätlichkeit im Strafraum Rot, Elfmeter für Dresden gibt es aber nicht. [TV-Bilder – ab Minute 9:10]

Babak Rafati: Tekerci läuft auf den Torhüter zu und rempelt ihn dabei, ohne den Ball spielen zu können, an. Daraufhin revanchiert sich Kunz und versetzt diesem mit dem Arm einen Stoß ins Gesicht. Folglich entscheidet der Schiedsrichter für das Anrempeln an den Torhüter wegen Unsportlichkeit auf Gelb und für das Stoßen des Torhüters auf Rot. Die erste Aktion geht vom Dresdner Angreifer aus. Immer wenn Vergehen von zwei verschiedenen Mannschaften ausgehen, wird bei der Spielstrafe (Spielfortsetzung) das erste Vergehen geahndet. Die persönlichen Strafen (Gelb oder Rot) sind separat und unabhängig von der zeitlichen Abfolge zu bewerten. Daher hat der Schiedsrichter völlig richtig entschieden. Freistoß für den Torwart, Gelb gegen den Angreifer und Rot gegen den Torwart.

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