Der erwartet uns am 10. Spieltag
Für die Einen ein spektakuläres Flutlichtspiel, für die Anderen elendig lange Reisen unter der Woche: Teil zwei der englischen Woche steht am zehnten Spieltag an. Für unsere 20 Drittliga-Vereine bedeutet dies, konditionell auf dem Zahnfleisch zu gehen, denn nur knapp 75 Stunden trennen die Mannschaften vom letzten Spieltag. Vor allem die Clubs, die 90 Minuten anrennen mussten, werden vor schweren Aufgaben stehen – so beispielsweise auch Dynamo Dresden, die ein schweres Auswärtsspiel bei den Stuttgarter Kickers bestreiten müssen. In Osnabrück steigt derweil das Derby zwischen dem VfL und dem SC Preußen Münster. Doch ist dies überhaupt ein richtiges Derby? Ohne Gästefans und mit Stimmungsboykott der Lila-Weißen kann trotz zahlreicher Anhänger ein akustisches Geisterspiel erwartet werden…
Aue gegen Mainz 05 II – ein Spitzenspiel? Nun, das kommt doch etwas überraschend daher. Doch weil der Vierte beim Dritten gastiert, hat sich der Kick dieses Prädikat im Vorfeld durchaus verdient. Erzgebirge Aue um Trainer Pavel Dotchev steht weiterhin für konzentrierte Defensivarbeit und knappe Erfolge, auch das jüngste Heimspiel gegen Energie Cottbus wurde mit dem knappsten aller Resultate gewonnen. Beim 1:0-Sieg avancierte Nicky Adler zum Matchwinner. Die Mainzer mussten hingegen bei RW Erfurt die erste Saisonniederlage hinnehmen. 0:3 hieß es am Ende – das hätte auch ganz anders lauten können, hätte die Truppe von Sandro Schwarz ihre gegebenen Chancen kaltschnäuzig verwandelt. Das wird gegen die Veilchen nicht leichter, denn die stellen mit vier Gegentreffern weiter die beste Defensive der Liga.
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Ein Ostderby gibt es ebenfalls zu bestaunen, zumindest im weiteren Sinne: Halle und Erfurt liegen zwar in verschiedenen Bundesländern, sind jedoch lediglich gut 120 Kilometer Fahrtstrecke voneinander entfernt. Dementsprechend darf eine hohe Gästekulisse erwartet werden, die die Rot-Weißen um Christian Preußer zum ersten Auswärtssieg der Spielzeit peitschen wollen. Den „Heimfluch“ der vergangenen Spielzeit hat der Hallesche FC jedoch bereits besiegt und immerhin zwei der ersten vier Heimspiele siegreich gestalten können. Richtig wichtig war der jüngste Last-Minute-Sieg bei den Würzburger Kickers, der das Punktekonto von Stefan Böger auf stolze sieben Punkte in drei Spielen anwachsen ließ. Hält die Serie des neuen HFC-Trainers?
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Ob diese Spielansetzung für den Chemnitzer FC zur rechten Zeit kommt? Drunter und drüber liefen die letzten Wochen in Sachsen, denn die Himmelblauen verloren gleich drei Spiele in Serie und verabschiedeten sich so vorerst von den oberen Plätzen. Mit dem VfB Stuttgart II kommt nun eines der beiden Schlusslichter der Liga an die Gellertstraße gereist, erst fünf Punkte haben die Schwaben erzielt. Karsten Heine sieht sich dennoch einer unangenehmen Aufgabe gegenüber, spielt man doch nach einer Negativserie lieber gegen eine Mannschaft, gegen die es wenig zu verlieren gibt. Sollte erneut kein Heimsieg erzielt werden, wird es zumindest in der Tabelle langsam brenzlig – schließlich soll nicht wieder ein guter Saisonstart verspielt werden, wie es bereits im letzten Jahr der Fall war.
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Geht es nach den letzten Auswärtsauftritten des SV Wehen Wiesbaden, dürfte der VfR Aalen eigentlich ein leichtes Spiel haben. 0:4 in Osnabrück, 0:1 in Chemnitz, 0:3 in Halle – das klingt nicht sonderlich einschüchternd. Wie ein roter Faden durch den Saisonstart zieht sich die chronische Harmlosigkeit vor des Gegners Tor, zumindest auf fremden Plätzen. Null Tore in vier Begegnungen ist das Ausmaß dieser Fehlentwicklung unter Sven Demandt. Immerhin wurde beim jüngsten 3:3-Remis gegen die Kickers aus Stuttgart Moral gezeigt und ein Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt. Die Aalener klettern derweil heimlich, still und leise in der Tabelle nach oben und machten dabei auch vor dem 1. FC Magdeburg nicht halten: Mit einem 2:1-Erfolg wurde die Heimserie der Blau-Weißen am letzten Freitag beendet. Stürmt der VfR mit einem weiteren Erfolg die Spitzengruppe?
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Das wird für die Mannschaft von Bernd Hollerbach interessant! Vier Tore, vier Gegentore – geht dies so weiter, könnten die Würzburger Kickers Historisches erreichen, denn so wenig Treffer sind auch für Drittliga-Verhältnisse unüblich. Nun geht es jedoch auf die weite Reise gen Norden, die Reserve des SV Werder Bremen wartet. Das bedeutet einen Zwiespalt: Wird von der defensiven Grundhaltung abgerückt? Bremen ist eine Schießbude der Liga, hat bisher mehr als zwei Treffer pro Spiel kassiert. Als Schlusslicht müssen Alexander Nouri und Co. allerdings ebenfalls auf Sieg spielen, soll der Kontakt zum hinteren Mittelfeld nicht frühzeitig abreißen. Das Standardergebnis wäre ein 0:0, dies würde jedoch beiden Teams nicht genügen.
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Auf die merkwürdige Ansetzung des Derbys, das eine Stunde vorverlegt wurde, folgte dann der Ausschluss von Gästefans für Hin- und Rückrundenduell der Vereine. Ist dies noch ein wirkliches Derby? Lila-Weiß und Schwarz-Weiß-Grün – das hat Tradition, das klingt nach Stimmung. Diese ist jedoch auf beiden Seiten nicht zu erwarten, eine traurige Vorstellung. Zu einer aus Osnabrücker Sicht traurigen Tradition hat es sich derweil entwickelt, gegen den SCP nicht mehr zu gewinnen: Sieben Spiele in Folge durften die Niedersachsen nicht mehr jubeln. Die letzten Derbys gingen beide an die Preußen aus Münster, die sich mit vier Siegen in Folge bereits ein ordentliches Punktepolster und eine breite Brust für das Match an der Bremer Brücke erarbeitet haben. Doch egal, wie es ausgeht – verloren haben bei diesem Duell schon lange vor Anpfiff alle Beteiligten.
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Fußball-Feinschmecker, aufgepasst! Dieses Spiel hat es in sich. Mit den Stuttgarter Kickers und Dynamo Dresden begegnen sich zwei Vereine, die in der Dritten Liga zum absoluten Favoritenkreis zählen. Beide Teams wurden ihren Erwartungen bisher absolut gerecht, denn Dynamo ist unangefochten an der Spitze der Tabelle und bleibt dies auch, egal wie das Auswärtsspiel ausgeht. Horst Steffen hat auf der Waldau aber ebenso ein homogenes Team vor sich, das einen mehr als zufriedenstellenden Saisonstart erzielte. Einzig das vermeidbare 3:3-Remis in Wiesbaden wirkt noch etwas nach. Fest steht aber: zwei Teams mit gewaltigem offensiven Potenzial begegnen sich – eine ganz heiße Kiste am Mittwochabend.
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Die Krise macht vor Energie Cottbus und Holstein Kiel derzeit nicht halt. Cottbus ist dabei noch deutlich stärker betroffen, sodass jüngst der klassische erste Schuldige seinen Hut nehmen musste: Trainer Stefan Krämer wurde entlassen – ein in der Fanszene umstrittener Stritt, der den Verantwortlichen auch viel Kritik einbrachte. Krämer war sympathisch und beliebt in der Lausitz, weil er den Fußball lebte. Karsten Neitzel sitzt bei Holstein Kiel währenddessen fest im Sattel, auch wenn die Ergebnisse derzeit ausbleiben. Die im Vergleich zur Vorsaison auf einigen Positionen veränderte Mannschaft muss sich finden, und dieser Prozess benötigt mehr Zeit, als erwartet. Zumindest ein Punkt sollte es in Cottbus für die Störche aber doch sein.
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Das Duell der Fußballzwerge – so könnte die Überschrift der Begegnung von Fortuna Köln und der SG Sonnenhof Großaspach lauten. Abgesehen von den Reservemannschaften hat kein Verein der Dritten Liga weniger Zuschauer als Fortuna oder die SGS, dementsprechend ist auch der Etat der Clubs im Ligadurchschnitt weit unten angesiedelt. Umso überraschend war der souveräne Klassenerhalt der letztjährigen Aufsteiger, und zumindest die Gäste sammeln bisher fröhlich Zähler, um das kleine Wunder erneut zu schaffen. 15 sind es nach neun Spieltagen schon! Die Fortunen stecken derweil in der Krise und sind erstmalig auf einen Abstiegsplatz gerutscht. Doch schon mit einem Sieg winkt der Sprung ins erweiterte Mittelfeld, der alle mahnenden Stimmen verstummen lassen würde.
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Wer sich statt dem Stadion lieber vor den Computer setzt, wird abschließend ebenfalls verwöhnt. Gut 14.000 Tickets hat Hansa Rostock schon abgesetzt für ein stimmungsvolles Ostduell mit dem 1. FC Magdeburg, der sich trotz Heimniederlage weiterhin voll im Soll befindet. In Rostock herrscht weiter Euphorie – doch nur durch Unentschieden wird der Sprung nach oben zunächst nicht gelingen. So hoffen viele Anhänger an der Warnow auf den zweiten Heimsieg der jungen Saison – nur so kann der Anschluss nach oben gehalten werden, und damit auch die Euphorie.