Der 11. Spieltag: Das erwartet uns
Eigentlich bot die Englische Woche Gesprächsstoff für mehrere Wochen: Ein stimmungsloses Derby in Osnabrück, das bis zur 88. Minute auf dem Platz ebenso unspektakulär verlief wie auf den Rängen. Über die Geschehnisse ab dem 2:2-Ausgleichstreffer wird wohl noch geredet werden. Ebenso zeigten sich Anhänger von Hansa Rostock und dem 1. FC Magdeburg von ihrer schlechten Seite, sorgten für Spielunterbrechungen und gefährdeten mutwillig die Gesundheit von friedlichen Stadionbesuchern. Aber bleibt noch Zeit, die Vorkommnisse aufzuarbeiten? Nein, denn schon heute geht es in die elfte Runde. Zwar verzichtet der Spielplan an diesem Wochenende auf hitzige Derbys, aber zahlreiche Spiele haben es trotzdem in sich…
Eröffnen werden den Spieltag die Delegationen aus Mainz und Halle. Die Mainzer profitieren von einem tollen Saisonstart, haben aber die letzten drei Spiele nicht mehr gewonnen und rutschen allmählich in der Tabelle etwas ab. Dem Halleschen FC geht es genau umgekehrt: Seit Stefan Böger das Traineramt von Sven Köhler übernommen hat, führt der Weg in Sachsen-Anhalt steil nach oben: Schon bis auf Rang 10 haben sich die Rot-Weißen vorgearbeitet und wollen sich ihre Serie von vier ungeschlagenen Spielen auch nicht von der Reserve des FSV zerstören lassen. Eine Begegnung, in der Spannung garantiert sein dürfte!
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Die Braut, die sich nicht traut – diese schüchterne Rolle ist den Würzburger Kickers in der Dritten Liga ans Herz gewachsen. Die Elf von Bernd Hollerbach hat sich zwar in der Liga etabliert, aber schön anzuschauen sind die Spiele nicht. Acht Tore sind in zehn Spielen insgesamt gefallen – Buchmacher wie Fans verzweifeln an der chronischen Torarmut, die bald historische Züge annimmt. Zumal auch der Chemnitzer FC, der an diesem Freitag in Nordbayern gastiert, auswärts wahrlich noch keine Bäume ausgerissen hat, wird der Großteil an Experten auf ein erneut tristes 0:0 tippen. Aber wer weiß, vielleicht überraschen uns die Kickers vom Dallenberg heute mit einem furiosen und mitreißenden Offensivspektakel? Allein der Glaube daran ist (noch) nicht vorhanden.
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Ein traditionsreicher Kick erwartet allerdings die Zuschauer in der MDCC-Arena zu Magdeburg, wo der heimische FCM auf den Lausitzer FC Energie trifft. Auch in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts sitzt der Schock noch tief, auch die gut 2000 mitgereisten Anhänger des Fußballclubs haben einige negative Schlagzeilen in Rostock geschrieben und müssen mit Konsequenzen rechnen. Sportlich läuft es dagegen für Trainer Jens Härtel und seine Spieler weiterhin mehr als zufriedenstellend, der befürchtete Einbruch bleibt bisher aus. Energie Cottbus hat seine unglaubliche Negativserie auf nunmehr einen erzielten Punkt aus acht Ligaspielen ausgeweitet – was für eine Misere. Vielleicht kann ja Vasile Miriuta helfen: Der Rumäne, der schon zu Bundesligazeiten als Spieler für die Rot-Weißen aktiv war, übernimmt nun das Traineramt und soll für bessere Zeiten in Brandenburg sorgen.
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Auch Erzgebirge Aue besticht regelmäßig durch Minimalismus, beim Gastspiel in Mainz ging dies jedoch nur bedingt auf: 1:1 trennten sich Pavel Dotchev und Co. von der Überraschungsmannschaft – kein schlechtes Ergebnis, die Veilchen befinden sich weiterhin voll im Soll. Holstein Kiel ist davon noch ein gutes Stück entfernt, durch einen 2:1-Sieg im Auswärtsspiel bei Energie Cottbus wurde jedoch ein erster Schritt getan. Nach dem Lausitz-Gastspiel geht es für Karsten Neitzel und seine Mannen nun noch ein Stück weiter gen Süden ins Erzgebirge – schon ein weiterer Sieg könnte die Euphorie vergangener Tage zurück an die Kieler Förde tragen. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan: Zuhause hat Erzgebirge Aue weiterhin noch keinen einzigen Gegentreffer kassiert.
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Ja, besonders in Rostock muss nach dem Mittwochabend noch eine ganze Weile durchgeatmet werden. Was sich einige Hitzköpfe dort auf den Rängen leisteten, ist schlichtweg nicht zu tolerieren. Der Verein hat mit der Sperrung der Südtribüne gegen Dynamo Dresden bereits präventive Maßnahmen getroffen – es ist schade um die einzigartige Stimmung, die dort sonst erzeugt werden kann. In Wiesbaden dürfte Karsten Baumann dagegen ein akustisches Heimspiel erwarten, denn die Gastgeber haben momentan deutlich größere Probleme: Vier Sieglos-Spiele haben den SVWW nah an die Abstiegszone gebracht, 13 Gegentore in diesen vier Spielen sprechen Bände. Vielleicht eine Möglichkeit für Soufian Benyamina und seine Kollegen, nach unglaublichen fünf Unentschieden in Serie wieder dreifach zu punkten?
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Eine so energische Schlichtung kannte man in Münster bis dato nicht – daher gab es nach Abpfiff in Osnabrück noch reichlich Tumulte auf dem Rasen. Fest steht: Ein durch ein Eigentor geschenkter Derbysieg wurde fahrlässig hergegeben, zwei Punkte fehlen den Preußen um Ralf Loose auf dem Konto. Diese sollen im anstehenden Heimspiel eingefahren werden, doch auch die Stuttgarter Kickers, die aus Baden-Württemberg anreisen, kommen mit Ambitionen. Schließlich hatten sie gegen Dynamo Dresden kein schlechtes Spiel abgeliefert, aber mit 1:2 verloren. Im Verfolgerduell wird sich zeigen, wer momentan die Nase vorn hat und sich berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg machen darf.
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Auch das zweite Überraschungsteam der Liga hat erneut zugeschlagen: Die SG Sonnenhof Großaspach sammelte bereits ihren nunmehr 16. Saisonzähler bei Fortuna Köln und bewies dabei eine hervorragende Moral: Noch in der 85. Minute stand es 2:0 für die Hausherren, ehe zwei späte Tore einen Auswärtspunkt für Rüdiger Rehm und Co. besorgten. Das sollte Auftrieb für die kommenden Spiele geben! Der VfL Osnabrück erkämpfte sich derweil durch einen Last-Minute-Treffer Halil Savrans ein 2:2 gegen den SC Preußen Münster. Sportlich sollte dennoch bald der nächste Sieg folgen – drei Spiele in Folge hat der VfL nicht mehr gewonnen und verfestigt sich damit immer mehr im tristen Mittelfeld.
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Es ist schon eine merkwürdige Bilanz, über die Erfurt verfügt: Zwei von zehn Saisonspielen wurden bisher gewonnen, bei beiden Siegen gastierte eine zweite Mannschaft im Steigerwaldstadion. Erst wurde der VfB Stuttgart II, dann der FSV Mainz 05 II mit 3:0 nach Hause geschickt – geht es nach dem Gesetz der Serie, darf sich Werder Bremen II keine allzu großen Hoffnungen auf Punkte machen. Dabei braucht der SVWW diese doch dringend, denn während sich die Mittelfeldteams allmählich von der Werder-Reserve absetzen, gelingt den Grünen seit nunmehr neun Spielen kein Sieg mehr. Immerhin wurde gegen die Würzburger Kickers in der Defensive die Null gehalten. Mehr als ein Anfang ist das jedoch nicht.
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Eine eher ruhige Saison dürfte Dynamo Dresden in diesem Jahr erwarten. Zumindest, wenn es ergebnistechnisch für die Mannschaft von Trainer Uwe Neuhaus so weitergeht, denn schon jetzt weist Dynamo unglaubliche acht Punkte Vorsprung auf den Dritten auf. Wer soll Dynamo stoppen, die bisher jedes Heimspiel gewonnen haben? Der VfR Aalen bietet sich zumindest an. Denn die Elf von Peter Vollmann ist nicht nur fünf Spiele unbesiegt, sondern hat sich zudem zuletzt beim 1. FC Magdeburg unangenehm vorstellig gemacht. Auch die hatten zuvor alle Auftritte vor heimischem Publikum siegreich gestaltet – bis Aalen kam und drei Punkte mitnahm.
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Krisengipfel? Das Schlusslicht empfängt den Siebzehnten. Fortuna wartet seit vier Spielen, der VfB Stuttgart II gar seit sieben Spielen auf einen Erfolg. Jürgen Kramnys Heimelf benötigt die Punkte allerdings noch deutlich dringender: Fünf erzielte Zähler nach zehn Spieltagen sind deutlich zu wenig, um realistische Ansprüche auf einen Klassenerhalt stellen zu dürfen. Auch die Domstädter müssen aufpassen, zumal diese erst am vergangenen Mittwoch ein moralischer Tiefschlag ereilte, als Großaspach spät zwei Punkte und den sicher geglaubten Heimsieg stahl. Zwar kletterte der SCF damit über den roten Strich – es braucht jedoch am Rhein dringend Siege, um sich aus der prekären Lage zu befreien.