Amir Shapourzadeh: "Der Tritt hat mich wochenlang begleitet"
Amir Shapourzadeh, Kapitän der Würzburger Kickers, spricht im Interview mit liga3-online.de über die Sperre von fünf Spiele, seine anschließende Leidenszeit und über seine Zukunftspläne.
[box type="info"]Der 33-jährige Mittelfeldspieler kam im Juli 2014 aus Lotte nach Würzburg und bestritt in dieser Saison bisher sechs Spiele. Nach einer rüden Tätlichkeit beim Spiel gegen Erfurt wurde Shapourzadeh für fünf Spiele gesperrt – nun ist er zurück. Beim BFV-Verbandspokalspiel gegen Eintracht Bamberg meldete sich der 33-Jährige mit einem Doppelschlag beim 3:2-Sieg des FWK zurück. [/box]
Herr Shapourzadeh, Sie haben sich mit zwei Toren im BFV-Toto-Pokal gegen Bamberg nach Ihrer Fünf-Spiele-Sperre in der Liga eindrucksvoll zurückgemeldet. Wie ist es, zurück auf dem Platz zu sein?
Shapourzadeh: Die Sperre war natürlich eine Leidenszeit für mich. Was damals im Spiel gegen Erfurt passiert ist, war sehr ärgerlich und hat mich wochenlang begleitet. Deswegen bin ich froh, dass ich jetzt wieder spielen kann und dass ich gegen Bamberg gleich etwas Selbstvertrauen tanken konnte.
Können Sie sich Ihren Aussetzer gegen Erfurt im Nachhinein erklären, oder ist das für Sie mittlerweile abgehakt?
Das ist für mich abgehakt. Fehler passieren im Leben und man sollte daraus lernen. Ich schaue nach vorne und hoffe, dass mir so etwas nicht noch einmal passiert.
Die vergangenen Wochen waren sicherlich Ihre schwerste Zeit bei den Würzburger Kickers…
Ja, aber ich bin froh dass die Leute während meiner Leidenszeit zu mir standen und mich wieder aufgebaut haben. Ich bin sehr glücklich über das gute Umfeld, dass ich hier in Würzburg habe. Ich werde jetzt versuchen, das Vertrauen auf dem Platz zurückzuzahlen.
Die aktuelle Saison hatte für Sie nach wenigen Monaten schon nahezu alle Höhen und Tiefen parat. Unter anderem waren Sie am 2. Spieltag der erste Drittliga-Torschütze der Vereinsgeschichte. Wie erleben Sie die Würzburger Kickers in der neuen Liga?
Allen war klar, dass es als Aufsteiger eine schwierige Saison wird. Es sind sehr viele Traditionsvereine in der Liga und man sieht Woche für Woche, wie eng die Spiele sind. In der 3. Liga kann man gegen jede Mannschaft gewinnen, aber auch gegen jede verlieren. Die Liga ist sehr ausgeglichen. Wenn man unsere bisherigen Spiele ansieht, denke ich, haben wir das ganz vernünftig gemacht. Mit etwas mehr Glück und Zielstrebigkeit hätten wir ein paar Punkte mehr auf dem Konto haben können. Ich hoffe, dass wir jetzt dort anknüpfen, wo wir gegen Fortuna Köln aufgehört haben. Für uns gilt es, fleißig Punkte zu sammeln und gute Spiele abzuliefern.
Vor dem Rundenstart ist die 3. Liga traditionell eine kleine Wundertüte. Langsam nimmt die Tabelle Konturen an. Wer hat Sie bis dato überrascht?
Vor der Saison sagte ich bereits, dass Dresden ganz weit oben landen wird. Mit dem Stadion, den Fans und der Mannschaft war es schon abzusehen, dass Dynamo dieses Jahr eine sehr gute Rolle einnimmt. Überrascht haben mich am ehesten die Amateure von Mainz 05, die als U23-Mannschaft sehr konstant sind und auch dementsprechend weit oben in der Tabelle stehen.
Bei Ihrem alten Verein Hansa Rostock geht es nach recht soliden Start nun auch wieder drunter und drüber.
Ich verfolge das nach wie vor mit einem Auge, da ich noch viele Menschen im Verein kenne. Rostock hat dieses Jahr eine recht ordentliche Truppe und auch ganz gut angefangen, aber jetzt wieder einmal mit Unruhen im Verein zu kämpfen. Es ist traurig, ansehen zu müssen, was dort aktuell passiert.
Um einiges ruhiger können Sie hier in Würzburg arbeiten. Wie haben Sie die enorme Entwicklung innerhalb des Klubs erlebt?
Es ist schon Wahnsinn, wie schnell das jetzt alles ging und dass wir es gleich im ersten Jahr mit dem Aufstieg geschafft haben. Der Aufstieg in die 3. Liga ist durch die Aufstiegsspiele der Regionalligameister vielleicht der schwerste aller Ligen. Ich bin sehr glücklich, dass wir das gepackt haben. Der Hype, der in Würzburg um die Kickers entstanden ist, macht uns sehr stolz. Wenn man bedenkt, mit wie vielen Zuschauern wir in der Regionalliga letztes Jahr angefangen haben und wie sich das bis heute weiterentwickelt, ist das sehr schön mit anzusehen. Auch die Rahmenbedingungen abseits des Rasens entwickeln sich hier fortlaufend weiter. Bei den Kickers wird definitiv eine gute und seriöse Arbeit geleistet!
Und wohin wird diese die Würzburger Kickers in den nächsten Jahren noch führen?
Erstmal müssen wir dieses Jahr die Klasse halten – das wird schwer genug! Ich hoffe, dass wir uns als Mannschaft Tag für Tag weiterentwickeln und auch dass das Umfeld weitere Schritte nach vorne macht. Was die Zukunft bringt, muss man sehen. So, wie ich die Leute hier kenne, weiß ich, dass man bei den Kickers gut und bodenständig arbeitet und man längst nicht am Ende der Entwicklung ist.
Sie waren Kapitän der Aufstiegsmannschaft, erster Torschütze in der 3. Liga, wie lange bleiben Sie den Rothosen noch erhalten?
Vor meinem Wechsel nach Würzburg war für mich klar, dass ich zu einem Verein möchte, bei dem ich mich wohlfühle, einen längerfristigen Vertrag unterschreibe und dort dann wahrscheinlich auch bis zu meinem Karriereende spielen möchte. Ich gehe davon aus, dass ich meine Karriere in Würzburg beende. Mir gefällt die Stadt und ich freue mich darüber, wie sich alles bei den Kickers entwickelt hat. In näherer Zukunft muss ich dann halt sehen, ob da vielleicht der Posten des Platzwarts oder der des Busfahrers im Verein frei wird (lacht).
Am Wochenende kommt mit dem VfL Osnabrück ein Team in die Flyeralarm-Arena, welches bislang etwas hinter seinen Erwartungen zurück bleibt. Was erwarten Sie für ein Spiel am Samstag?
Der VfL Osnabrück ist ein ambitionierter Traditionsverein. Ich kenne dort noch den einen oder anderen Spieler, aus meiner Zeit, in der ich in Osnabrück gewohnt habe. Die haben eine gute und erfahrene Truppe, mit Spielern die teilweise auch schon höherklassig gespielt haben. Seit dem Trainerwechsel hat Osnabrück sehr gut gepunktet und wenn ich mich nicht irre auch kein Spiel mehr verloren. Von daher wird es wieder eine ganz schwere Aufgabe für uns. Wir werden alles raushauen und die Punkte am Ende hoffentlich in Würzburg behalten!