Erfurt: Der Blick geht nach unten – Preußer in der Kritik

Damit hatte kaum jemand gerechnet: Nach zuletzt starken Wochen vor der Länderspielpause zeigte sich Rot-Weiß Erfurt ausgerechnet im Match gegen den Tabellenletzten Fortuna Köln von seiner wohl schwächsten Seite und unterlag verdient mit 0:2 (0:1). Rein tabellarisch steht folglich fest: Zunächst muss in Thüringen nach unten geschaut werden. Auch um Trainer Christian Preußer wird es unruhiger.

Auf eine derartige Überraschung hätten die 4.201 Zuschauer auf der Baustelle Steigerwaldstadion wohl liebend gerne verzichtet: Viele waren in der Erwartung eines Heimsieges zur Heimspielstätte der Elf von Christian Preußer gepilgert. Schließlich gab sich mit Fortuna Köln der Tabellenletzte die Ehre, der zuletzt mehrfach unter die Räder gekommen war und durch die letzten Spieltage nur so taumelte. Davon war am Samstagnachmittag jedoch freilich wenig zu spüren, denn frech und unbekümmert spielte die von Uwe Koschinat trainierte Truppe auf und fuhr tatsächlich den ersehnten Auswärtssieg ein. Viel schlimmer als das nackte Resultat mutete für die Erfurter derweil das Zustandekommen an: Schon in der ersten Halbzeit entwickelten die Domstädter deutlich mehr Zug zum Tor als die eigentlich favorisierten Rot-Weißen, die dritte gute Gelegenheit wurde schließlich für die 1:0-Führung durch Michael Kessel kurz vor der Pause genutzt (38.).

Entscheidende Szenen vor der Pause

Ein Rückstand gibt bekanntlich aber die Möglichkeit, einer Heimmannschaft neues Leben einzuhauchen und möglicherweise das zuvor lahmende Offensivspiel zu beleben. Problematisch: Stürmer Carsten Kammlott nahm dies falsch wahr und setzte ein vollkommen überflüssiges Zeichen, als er Gegenspieler Boné Uaferro schräg von der Seite per Grätsche fällte. Ohne wirkliche Absichten, den Ball zu spielen, blieb Schiedsrichter Johann Pfeifer keine andere Wahl: Rot für den torgefährlichsten Mann der Thüringer – ein absoluter Bärendienst für die Preußer-Mannschaft (42.). Denn ohne Kammlott und folglich in Unterzahl blieben die Rot-Weißen harmlos und machten es den Gästen leicht, die Negativserie zu beenden. Spätestens nach dem 0:2 aus Erfurter Sicht – Marco Königs vollendete einen feinen Spielzug ins lange Eck (64.) – war die Messe am Samstagnachmittag gelesen. Der eigentlich passable Saisonstart der Rot-Weißen, er hatte durch diesen weitestgehend saft- wie chancenlosen Auftritt eine fade Note erhalten.

Nur noch zwei Zähler auf die Abstiegsränge

Gegenüber der "Thüringer Allgemeinen" äußerte sich Andre Laurito deutlich: "Das war ein Tag zum Vergessen. Wir haben viel zu wenig gezeigt“, fand der Verteidiger klare Worte für den Auftritt seiner Farben. Trainer Christian Preußer wunderte sich derweil über seine eigene Hinausstellung Mitte der zweiten Halbzeit, die jedoch ebenso zu diesem rundum gebrauchten Tag passte wie die Ergebnisse auf den anderen Plätzen: Siege von Wehen Wiesbaden, Cottbus, dem VfB Stuttgart II und eben Fortuna Köln haben den Abstand auf die Abstiegsränge binnen eines Spieltages von fünf auf nur noch zwei Zähler schrumpfen lassen. Zeitgleich wächst auf Seiten der Fans die Kritik am Cheftrainer, dem offenbar nicht mehr zugetraut wird, für konstant gute Auftritte zu sorgen. Aus seinen 21 Spielen als Cheftrainer holte er nur vier Siege.

Das Abstiegsgespenst, es geht mal wieder mindestens kurzzeitig umher am Steigerwald – zumal die kommende Aufgabe in Osnabrück ohne Kammlott und den gelbgesperrten Sebastian Tyrala sicher nicht leichter wird. „Jede Woche Druck“ erwartet Laurito in der nächsten Zeit, denn auch die Fans reagierten mit einigen Pfiffen auf die zweite Heimniederlage der Spielzeit. RWE tut gut daran, in Osnabrück oder daheim gegen die Stuttgarter Kickers den Alibi-Auftritt vergessen zu machen. Ansonsten findet man sich schneller als gedacht im Tabellenkeller wieder. Und dann könnte es auch für Christian Preußer schon bald eng werden…

   

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