Strittige Szenen am 13. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Nun hat Rafati eine neue Aufgabe: Für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab und erklärt bei falschen Entscheidungen zudem, wie die Unparteiischen auf dem Platz hätten reagieren müssen. Am 13. Spieltag hat er sich sechs Szenen einmal genauer angeschaut.

Szene 1: Charles Elie Laprevotte (Preußen Münster) sieht nach einem Foul gegen Marco Kofler (Hansa Rostock) im Mittelfeld von Schiedsrichter Felix Benjamin-Schwermer glatt Rot. [TV-Bilder – ab Minute 4:05]

Babak Rafati: Wenn ein Spieler auf dieser Höhe mit offener Sohle seinen Gegenspieler ins Gesicht trifft, darf er sich nicht über eine Rote Karte wundern. Das Bein hat dort nichts zu suchen und wird vom Kommentator auch als Karate-Einlage eingeordnet. Das ist ein grobes Foulspiel, bei dem die Gesundheit des Gegenspielers gefährdet wird. Somit liegt eine absolut richtige Entscheidung vor.

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Szene 2: Michael Hefele (Dynamo Dresden) bekommt den Ball im Strafraum nach einer Hereingabe an die Hand, Schiedsrichter Felix Zwayer entscheidet kurz danach auf Abseits. Hätte es Elfmeter für Cottbus geben müssen? [TV-Bilder – ab Minute 3:50]

Babak Rafati: Beim Handspiel hatte der Schiedsrichter das Spiel zwar noch nicht unterbrochen, trotzdem ist die Abseitsposition und nicht das Handspiel zu ahnden. Bei diesen sogenannten Spielstrafen ist immer das erste Vergehen relevant. Somit ist das Handspiel nicht mehr maßgeblich und das Spiel wird richtigerweise wegen Abseits unterbrochen. Eine richtige Entscheidung.

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Szene 6: Nicky Adler bringt den Ball zum 1:0 für Aue im Tor unter, Schiedsrichter Wolfgang Stark gibt den Treffer aufgrund einer Abseits-Position jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 3:50]

Babak Rafati: Zum Zeitpunkt der Flanke in den Strafraum von Magdeburg steht der Mitspieler von Aue im Abseits. Wäre der Ball dort erst gar nicht hingekommen, indem sein Mitspieler zentral am Strafraum den Ball angenommen hätte, wäre er nicht im strafbaren Abseits, da er nicht eingegriffen hätte. Er wäre somit im passiven Abseits. Hier greift er aber aktiv ins Spielgeschehen ein und schießt anschließend ein Tor. Eine richtige Entscheidung des Schiedsrichter-Gespanns, auf Abseits zu entscheiden und das Tor nicht anzuerkennen.

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Szene 5: Tobias Rühle (Sonnenhof Großaspach) wird von Markus Schwabl (Aalen) im Strafraum zu Fall gebracht – kein Elfmeter, sagt Schiedsrichter Timo Gerach. [TV-Bilder – ab Minute 3:50]

Babak Rafati: Bei diesem Laufduell liegt ein korrekter Zweikampf vor, auch wenn der Angreifer zu Fall kommt. Er gerät leicht ins Straucheln und kommt nach einem leichten Kontakt mit dem Gegenspieler, den er sogar selbst verursacht, indem er in den Gegner "rein fällt", zu Fall. Danach nimmt er am Boden den Ball in die Hände. Der Schiedsrichter hat den Vorgang genau beobachtet und wertet das Handspiel des Angreifers und gibt einen Freistoß für die Verteidiger. Eine richtige Entscheidung.

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Szene 3: Carsten Kammlott (Rot-Weiß Erfurt) sieht nach einem Foul an Boné Uaferro (Fortuna Köln) im Mittelfeld von Schiedsrichter Johann Pfeifer Rot. [TV-Bilder – ab Minute 3:50]

Babak Rafati: Kammlott kommt mit getrecktem Bein und voller Geschwindigkeit in der gegnerischen Hälfte an der Seitenlinie angerauscht und trifft seinen Gegenspieler unkontrolliert und mit voller Intensität in die Beine. Wer derartig und rücksichtslos ein Foul begeht, gefährdet seinen Gegenspieler.

Diese Spielweise wird richtigerweise konsequent vom Schiedsrichter unterbunden und angemessen sanktioniert. Vermutlich hat der Assistent mitgewirkt, eine richtige Entscheidung zu treffen, da er in der Nähe des Vergehens positioniert sein müsste. Wenn dem so war, dann muss man ihm ein Riesenkompliment aussprechen, da der Schiedsrichter aus seiner Position das Vergehen nicht zweifelsfrei sehen kann. Eine völlig richtige Entscheidung.

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Szene 4: Luca Schnellbacher (Wiesbaden) geht nach einem Zweikampf im Strafraum zu Boden, Schiedsrichter Tobias Reichel gibt Elfmeter. [TV-Bilder – ab Minute 3:50]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf im Strafraum von Kiel ist der Schiedsrichter an sich sehr gut postiert und hat zudem einen freien Blick auf die Situation. Es ist kein Kontakt zu erkennen, der Angreifer kommt jedoch sehr spektakulär zu Fall und trifft den Ball nicht. Vielleicht hat dies den Schiedsrichter ein wenig irritiert und folglich veranlasst, auf Strafstoß zu entscheiden. Hier wäre Weiterspielen die bessere Entscheidung und somit liegt eine Fehlentscheidung vor.

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