Strittige Szenen am 15. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati
25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Nun hat Rafati eine neue Aufgabe: Für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab und erklärt bei falschen Entscheidungen zudem, wie die Unparteiischen auf dem Platz hätten reagieren müssen. Am 15. Spieltag hat er sich sechs Szenen einmal genauer angeschaut.
Szene 1: Ryan Malone (1. FC Magdeburg) spielt den Ball im Strafraum mit der Hand, Schiedsrichter Dr. Felix Brych gibt Elfmeter für Dresden. [TV-Bilder – ab Minute 3:15]
Babak Rafati: In der dritten Zeitlupe kann man erahnen, dass der Schiedsrichter wohl richtig auf Strafstoß entschieden hat – dies lässt sich an der Flugbahn des Balles erkennen. Auch die gute Position des Schiedsrichters ermöglicht es ihm, den Vorgang richtig wahrzunehmen und folglich richtig zu bewerten.
Szene 2: Tarek Chahed (1. FC Magdeburg) wird im Strafraum zu Fall gebracht, die Partie läuft weiter. [TV-Bilder – ab Minute 93:30]
Babak Rafati: Im normalen Ablauf und ohne Zeitlupe sieht man einen Zweikampf im Strafraum von Dresden. Sicherlich hindert der Dresdner Verteidiger seinen Gegenspieler ein wenig, aber es reicht nicht für einen Strafstoß aus. Daher ist diese Entscheidung, weiterspielen zu lassen, richtig. Auch hier ist der Schiedsrichter glänzend postiert und kann den gesamten Vorgang sehr gut beobachten.
Szene 3: Marius Sowislo (1. FC Magdeburg) bekommt den Ball nach einem Schuss von Niklas Kreuzer (Dynamo Dresden) im Strafraum an die Hand, Brych lässt weiterspielen. [TV-Bilder – ab Minute 9:25]
Babak Rafati: Der Verteidiger nimmt nicht die Hand zum Ball, sondern der Ball geht an den Arm. Zudem liegt eine natürliche Körperhaltung vor und der Verteidiger vergrößert nicht mit dem Arm seine Körperfläche. Die Entscheidung, nicht auf Strafstoß zu entscheiden, ist richtig.
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Szene 4: Christian Dorda (Hansa Rostock) rutscht im Strafraum aus und spielt den Ball mit der Hand, Schiedsrichterin Dr. Riem Hussein gibt Elfmeter für den VfB II. [TV-Bilder – ab Minute 0:50]
Babak Rafati: Hier wird der Ball vom Verteidiger deutlich mit der Hand gespielt. Allerdings liegt hier keine Absicht und somit liegt kein strafbares Handspiel vor. Der Verteidiger rutscht unglücklich aus und bekommt den Ball an die Hand, somit geht der Ball an die Hand. Hier wäre weiterspielen die richtige Entscheidung gewesen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt.
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Szene 5: Nicky Adler (Erzgebirge Aue) trifft zum 1:1, der Schiedsrichter Benedikt Kempkes gibt den Treffer aufgrund einer Abseitsposition jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 4:35]
Babak Rafati: Beim Schuss auf das Tor steht ein Mitspieler in der Schussbahn bzw. im Blickfeld des Torhüters im Abseits und behindert ihn somit. Selbst wenn der Angreifer den Ball nicht berührt, ist die Position allein ausreichend, um das Tor nicht anzuerkennen. Eine richtige Entscheidung.
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Szene 6: Osayamen Osawe (Hallescher FC) wird im Strafraum zu Boden gerissen, Schiedsrichter Florian Badstübner lässt die Partie weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 6:40]
Babak Rafati: Der Verteidiger von Köln nimmt die Arme zu Hilfe und hindert seinen Gegenspieler am Weiterlaufen im Strafraum, sodass dieser zu Fall kommt. Bei einem Laufduell haben die Arme dort nichts zu suchen. Der Schiedsrichter vernachlässigt sein Stellungsspiel und steht schlecht zum Geschehen, sodass seine Sicht versperrt ist. Hätte er sich mit dem Spielgeschehen etwas nach links orientiert, dann hätte er freie Sicht zum Zweikampf sowie eine Seiteneinsicht, um den gesamten Vorgang genau wahrnehmen zu können. Hier wären ein Strafstoß und eine gelbe Karte die richtige Entscheidung gewesen. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor.