Strittige Szenen am 16. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Nun hat Rafati eine neue Aufgabe: Für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab und erklärt bei falschen Entscheidungen zudem, wie die Unparteiischen auf dem Platz hätten reagieren müssen. Am 16. Spieltag hat er sich vier Szenen einmal genauer angeschaut.

Szene 1: Marco Alvarez bringt den VfL Osnabrück mit 1:0 in Führung. Halle beschwert sich jedoch über einen unberechtigten Einwurf, der zu dem Treffer führte. Schiedsrichter Patrick Alt gibt das Tor dennoch. [TV-Bilder – ab Minute 2:15]

Babak Rafati: Der Spieler von Osnabrück wird gut sichtbar angeschossen und berührt somit als Letzter den Ball, bevor dieser ins Seitenaus geht. Der Schiedsrichter ist etwas weit vom Geschehen entfernt und hat wahrscheinlich deshalb diese Berührung nicht wahrgenommen. Hier wäre es ratsam gewesen das Spielerverhalten und ihre Reaktionen abzuwarten – gerade wenn ein Abwehrspieler so vehement protestiert – um diese dann für eine richtige Entscheidung einzubeziehen. Es hätte natürlich einen Einwurf für Halle geben müssen und somit liegt eine Fehlentscheidung vor. Ärgerlich ist natürlich, dass aus einer falschen Einwurf-Entscheidung ein Tor erzielt wird.

Szene 2: Ronny König (Chemnitzer FC) wird im Strafraum am Schuss gehindert, Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen lässt das Geschehen weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 7:55]

Babak Rafati: Der Verteidiger von Aue hat den Arm am Körper des Chemnitzer Angreifers und "bearbeitet" ihn ein wenig. Ob das für einen Strafstoß ausreicht und das zu Fall kommen durch die Attacke des Verteidigers oder durch ein Straucheln des Angreifers verursacht wird, ist die entscheidende Frage. Im Strafraum sieht man häufig ein derartiges Zweikampfverhalten, aber oftmals wird das von den Schiedsrichtern zugelassen und wie ich finde auch in diesem Fall eine richtige Auslegung. Daher trifft der Schiedsrichter eine richtige Entscheidung.

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Szene 3: Christian Beck (1. FC Magdeburg) ist frei durch und wird von Preußen-Keeper Niklas Lomb gefoult. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck zeigt Lomb Gelb. Hätte es Rot geben müssen? [TV-Bilder – ab Minute 1:40]

Babak Rafati: Da ein weiterer Angreifer in unmittelbarer Nähe steht und da sich Beck den Ball nach links weg vom Tor vorlegt und somit nicht direkt auf das Tor zugelaufen wäre, liegt keine glasklare Torchance vor. Das Foulspiel des Torhüters ist auch als ein normales Foul einzustufen, weil er versucht den Ball zu spielen, jedoch nur einen Moment zu spät aus seinem Tor heraus kommt. Somit ist die Entscheidung des Schiedsrichters, auf Gelb zu entscheiden, richtig.

Szene 4: Robert Berger (Energie Cottbus) bringt Max Besuschkow (Stuttgart II) im Strafraum zu Fall, Schiedsrichter Franz Bokop entscheidet auf Elfmeter für Stuttgart II. [TV-Bilder – ab Minute 1:40]

Babak Rafati: An den Fernsehbildern kann man ein kurzes Halten durch den Cottbuser Verteidiger im eigenen Strafraum erahnen. Der Schiedsrichter hat freie Sicht auf den Zweikampf. Ein endgültiges Urteil ist anhand der vorliegenden TV-Bilder allerdings nicht möglich. Daher kann man nicht von einer falschen oder richtigen Entscheidung sprechen.

 

 

   

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